Familien-Käserei auf Wachstumskurs
Traditionsunternehmen aus Bodnegg rechnet mit Produktionssteigerung um 15 Prozent
BODNEGG - Allgäuer Emmentaler aus Kofeld, das finden die Kunden zweier Supermarktketten in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten derzeit in den Regalen. Und wenn es gut läuft, wird das auch in Zukunft so bleiben. Die Traditionskäserei Bauhofer in der Gemeinde Bodnegg ist auf Expansionskurs und erwartet ab Oktober eine Produktionssteigerung um 15 Prozent. Damit wird in Kofeld so viel Käse produzieren wie noch nie in der Geschichte des Familienunternehmens.
Grund für das Wachstum ist ein Vertrag, den die „Martin Bauhofer Käserei GmbH“mit Bauern der Allgäuland-Erzeugergemeinschaft unterzeichnet hat. 17 Bauern werden das Unternehmen in Kofeld mit Heumilch beliefern. Sie alle kommen aus der Region Kißlegg und Leutkirch. „Das war ein absoluter Glücksfall für uns“, sagt der Juniorchef Michael Bauhofer. Der 26-Jährige ist jetzt nach seinem Studium und einer Station bei einem anderen Unternehmen in den Familienbetrieb eingestiegen. Geschäftsführer in dritter Generation ist Vater Martin Bauhofer. Nach neuen Milchlieferanten hat man in Kofeld nicht aktiv gesucht, und plötzlich stand das Angebot der Allgäuland im Raum.
Größeres Lager – mehr bio
Heumilch ist eine besondere Milchsorte. Die Kühe, die Heumilch liefern, dürfen beispielsweise nicht mit Silo-Futter gefüttert werden. „Wir brauchen die Heumilch-Qualität, um unseren Allgäuer Emmentaler herzustellen“, erklärt Bauhofer. Ihr Käse sei schon immer mit Heumilch hergestellt worden, doch mittlerweile wird viel mit der Marke Heumlich geworben.
Wachstum hatte man bei Bauhofers aber auch ohne den AllgäulandVertrag im Blick, schließlich wird gerade an das Stammhaus angebaut. Dort entsteht eine Kühl- und Versandhalle, die die Lagerkapazität verdreifacht. Die Halle soll pünktlich im Herbst fertig werden, wenn dann ab Oktober mehr Käse produziert werden wird. Dieser 1000 Quadratmeter große Bau wird von der Europäischen Union unterstützt. Die Gelder kommen aus dem Programm „Entwicklung des Ländlichen Raums“(ELER), für das sich die Käserei beworben hatte. Zudem finanziert auch das Land Baden-Württemberg und der Bund das Projekt mit. Die Förderung beträgt maximal 30 Prozent der Baukosten.
Die Käserei Bauhofer wurde 1911 gegründet. Begonnen hat alles mit der Produktion von Weichkäse und Butter. 1952 begann die Käserei mit der Herstellung von Emmentaler. Seither produziert man in Kofeld den Allgäuer Emmentaler in 80-Kilo-Laiben mit einer Reifezeit von drei Monaten. Ab Herbst bringt das Unternehmen eine neue Käselinie auf den Markt: den „Allgäuer Prinz“im Sechs-Kilo-Laib. 22 Millionen Kilo Milch werden pro Jahr verarbeitet was 2,2 Millionen Kilo Käse entspricht. Im nächsten Jahr werden es wegen des Vertrags mit der Allgäuland 15 Prozent mehr sein. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die Käserei mit 35 Angestellten einen Umsatz von zehn Millionen Euro.
Ein wachsender Markt, in den das Familienunternehmen bereits 1984 eingestiegen ist, ist der Bio-Markt. Damals begann Bauhofer erstmals mit der Produktion von Bio-Hartkäse aus Biolandmilch herzustellen. Dennoch ist der überwiegende Anteil der Produktion (70 Prozent) konventionell, Bioland-Käse macht 25 Prozent aus, dazugekommen sind fünf Prozent Demeter-Käse. „Man merkt, dass Regionalität und Bioqualität immer häufiger nachgefragt wird“, sagt Michael Bauhofer. Auch nach Dubai wird Bioqualität geliefert. „Der Ausländeranteil in Dubai liegt bei 85 Prozent, dort ist eine riesige Kaufkraft und Nachfrage da“, sagt der Juniorchef.
Auf der Suche nach neuen Märkten
Insgesamt gingen 500 Kilo Käse nach Dubai. Ein Teil an eine Biosupermarktkette, der andere Teil an eine konventionelle Supermarktkette. Wenn das Geschäft gut läuft, wird es auch in Zukunft Käse aus Bodnegg in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu kaufen geben. Bescheid bekommen wird man in Kofeld im Herbst. Der Kontakt nach Dubai kam über das Bundesministerium für Ernährung zustande, das eine Geschäftsreise anbot, um Unternehmern Zugang zu neuen Märkten zu erleichtern. „Wir haben einfach mal teilgenommen und schon hat es funktioniert“, berichtet Michael Bauhofer stolz. Zudem ging eine Probelieferung Käse aus Kofeld in die USA. Produziert wird bei Bauhofer etwa 40 Prozent für den Großhandel und 40 Prozent für den Einzelhandel. Der Rest verteilt sich auf kleinere Kunden wie etwa Hofläden oder der eigene Werksverkauf in Kofeld. Unter anderem wird Kofelder Käse auch an Edeka geliefert. Etwa fünf Prozent gehen in den Export, vor allem nach Österreich. Der größte Teil der Produktion bleibt in BadenWürttemberg und Bayern.
Wegen der gestiegenen Kapazitäten hat man bei der Käserei mehr Personal eingestellt: Im Mai bereits einen vierten Milchtechnologen, im September wird ein weiterer folgen. „In Zukunft wollen wir auch selber ausbilden“, sagt Michel Bauhofer, denn Fachkräfte in diesem Bereich gibt es nicht viele. Übrigens: Die Käserei ist bereits in den nächsten Gesprächen mit weiteren HeumilchBauern. „Wir sind immer interessiert“, sagt Bauhofer. Das bedeutet noch mehr Käse – möglicherweise auch für Dubai.