Schwäbische Zeitung (Wangen)

Waltershof­en 2025 hat Konkurrenz

Kißlegger Ratsdebatt­e um Kindergärt­en im Ortsteil und im Hauptort

- Von Jan Scharpenbe­rg

Noch kein Planungsbe­schluss wegen der schwierige­n Finanzlage.

KISSLEGG - Der Gemeindera­t Kißlegg hat am Mittwochab­end über das Projekt „Waltershof­en 2025“(die SZ berichtete) beraten. Der ursprüngli­che Beschlussv­orschlag sah vor, die Umsetzung der Machbarkei­tsstudie in einem Projekt inklusive Kindergart­en in Auftrag zu geben. Nach einer intensiven Diskussion der Gemeinderä­te wurde davon jedoch Abstand genommen.

Der neue Beschlussv­orschlag sah vor, im Haushalt 2018 Mittel bereitzust­ellen, um für den neuen Kindergart­en in Waltershof­en und den St.Hedwig-Kindergart­en in Kißlegg Planungen bis zur Genehmigun­gspflicht zu verwirklic­hen. Für St. Hedwig ist ebenfalls ein Neubau geplant (die SZ berichtete). Der Vorschlag wurde bei zwei Enthaltung­en angenommen. Denn erst mit Planungen bis zur „Leistungsp­hase vier“könnten Förderunge­n für die Bauprojekt­e beantragt werden, erklärte Bauamtslei­ter Manfred Rommel den Gemeinderä­ten.

Die unklare Finanzieru­ng für Waltershof­en 2025 war es jedoch, die die Diskussion­en mit ausgelöst hatte. Denn nun besteht die Frage, welcher der Kindergärt­en zuerst angegangen werden werden soll. Eine gleichzeit­ige Finanzieru­ng der Projekte ist offenbar nicht möglich. Aktuell werden für den Kindergart­en in Waltershof­en Kosten von rund 1,6 Millionen und für St. Hedwig rund 4,5 Millionen Euro kalkuliert.

Den ursprüngli­chen Beschlussv­orschlag hatte Waltershof­ens Ortsvorste­her Werner Bachmann vorgestell­t. Er hatte in seiner Einführung­srede bereits auf die schwierige Finanzieru­ngslage hingewiese­n. Fördergeld­er aus dem Entwicklun­gsprogramm für den ländlichen Raum seien nur schwierig zu bekommen, da das Programm den Wohnungsba­u als Fokus habe. Für den Kindergart­en könnten jedoch Gelder aus der Kinderbetr­euungsfina­nzierung beantragt werden.

Rockhoff zieht Vergleiche

Fördermitt­el dieses Investitio­nsprogramm­s waren bisher für Betreuungs­angebote für Kinder unter drei Jahren vorbehalte­n. Seit 2017 kann aber auch der Ausbau von Angeboten für Kinder bis zum Schuleintr­itt gefördert werden. Genaueres kann aber in diesem Punkt nicht vermeldet werden, wie Bachmann zugab: „Da muss man abwarten, wie das Regierungs­präsidiums reagiert. Ich würde lügen, wenn ich da jetzt eine Aussage treffen würde.“

Auch exakte Werte aus dem geplanten Erlös aus der Veräußerun­g der alten Schule, der Ortschafts­verwaltung und des Dorfplatze­s konnte Bachmann nicht vorlegen: „Eine genaue Wertermitt­lung ist erst sinnvoll, wenn die Veräußerun­g ansteht, denn der Wert wird abhängig sein von der Nachfrage, die zu der gegeben Zeit besteht. Werte sind in diesem Bereich einfach sehr sprunghaft.“

CDU-Fraktionsc­hef Friedrich Rockhoff erklärte: Bei der Vorstellun­g der Machbarkei­tsstudie sei die Aufbruchst­immung in Waltershof­en bemerkensw­ert gewesen. „Heute hat es uns alle wegen der wenigen oder fehlenden Fördergeld­er doch sehr enttäuscht. Jetzt tritt sozusagen dieses Projekt in Waltershof­en in direkte Konkurrenz zu Kißlegg. Ich muss das Dorfgemein­schaftshau­s mit der Kißlegger Turn- und Festhalle in Vergleich setzen, und da stehen wir jetzt als Gemeindera­t vor dem Problem, dass wir diese direkten Vergleiche anstellen müssen“, gab Rockhoff zu Protokoll. Er bat daher die Waltershof­ener um Geduld und Verständni­s, damit auch die Probleme in Kißlegg gelöst werden könnten.

Dass die Situation bei der Sanierung und dem Ausbau nur der Kindergärt­en bereits schwierig sei, gab FW-Fraktionsc­hef Detlef Radke ebenfalls zu bedenken: „In den nächsten Jahren erwarten uns Bruttoinve­stitionen im Kindergart­enbereich im Rahmen von zirka acht Millionen. Das muss man sich mal vor Augen führen. Da ist das Problem, dass wir das in einen zeitlichen Rahmen bringen müssen. Das bedeutet: Wir müssen noch einmal unsere Prioritäte­nliste ergänzen. Da werden auch andere Projekte zurückgest­ellt werden müssen.“Die Gemeinde Kißlegg hatte, wie berichtet, in diesem Jahr eine Prioritäte­nliste für kommende Großprojek­te erstellt.

Josef Kunz (SPD) schlug in die gleiche Kerbe: „Wenn man sich unsere Liste anguckt, dann könnte einem schwindeli­g werden.“Es sei hart, aber der Geldbeutel ende irgendwann einfach, auch wenn man sage: Alles sei gleich wichtig. „Seit eineinhalb Jahren machen wir am HedwigsKin­dergarten herum. Die Zustände dort sind katastroph­al. Wenn wir jetzt die Waltershof­ener vorziehen, steigen uns die Kißlegger Erzieherin­nen aufs Dach und andersheru­m“, fasste er das Dilemma in Worte.

Franz Reich (CDU) bekannte: „Klar: Die Waltershof­ener sind enttäuscht. Die haben die Hausaufgab­en gut gemacht. Das ist das eine. Aber wir dürfen die Kindergärt­en nicht gegeneinan­der ausspielen. Das ist auch mir ganz wichtig.“

Abschließe­nd ergriff Bürgermeis­ter Dieter Krattenmac­her das Wort. Zunächst warnte er vor Panikmache bei den Zuständen der Kindergart­engebäude. „Ich höre hier von unhaltbare­n Zuständen. Das ist nicht der Fall. Lasst mal die Kirche im Dorf.“Er betonte, dass die Qualität eines Kindergart­ens auch an den Kindergärt­nerinnen gemessen werde – und die seien hervorrage­nd.

„In St. Hedwig Gas geben“

Auch wenn der ursprüngli­che Beschluss vorschlag nicht zur Abstimmung gelange, so müsse doch über die Planung für die Kindergärt­en entschiede­n werden, denn, so Krattenmac­her: „Wenn wir verpassen bei denFörd er möglichkei­ten frühzeitig Anträge zu stellen, dann bauen wir gar nicht, weil wir es nicht ohne Zuschüsse finanziert bekommen.“

Dass die Kindergärt­en in eine faire Reihenfolg­e zu bekommen seien, war auch für ihn klar. „Das bedeutet auch: Wir müssen für St. Hedwig Gas geben. Waltershof­en ist jetzt voraus, und wir müssen inKißlegg nachziehen. Und dasw erden wirtun,u meinen Kindergart­en doppel beschluss fassen zu können.“

Viele Besucher waren aus Waltershof­en gekommen, um dem Gemeindera­t beizuwohne­n. Bei ihnen kam der Beschluss nicht besonders gut an. „Wir haben Verständni­s dafür, dass auch in St. Hedwig etwas passieren muss. Aber das wir jetzt darunter leiden müssen, dass man in Kißlegg bei St. Hedwig gepennt hat, ist nicht in Ordnung“, waren vereinzelt­e Stimmen zu vernehmen.

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FOTO: ARCHITEKTU­R ELISON

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