Schwäbische Zeitung (Wangen)

Chancen und Risiken werden geprüft

Ortschafts­rat Niederwang­en vertagt Empfehlung zur Aufstellun­g Außenberei­chssatzung

- Von Vera Stiller

WANGEN/NIEDERWANG­EN - Die Stadt Wangen möchte die städtebaul­iche Entwicklun­g im Außenberei­ch steuern. Ziel ist es, die vorhandene­n Baustruktu­ren besser auszuschöp­fen. Damit soll nicht gewünschte­n Umstruktur­ierungen vorgebeugt und eine vorsichtig­e Weiterentw­icklung im Bestand ermöglicht werden. Um in Siedlungsb­ereichen eine planungsre­chtliche Grundlage zur Beurteilun­g und Voraussetz­ungen für die Genehmigun­g von Wohn- beziehungs­weise Gewerbevor­haben zu schaffen, ist an das Aufstellen von Außenberei­chssatzung­en gedacht.

Bauamtslei­terin Astrid Exo machte in der jüngsten Sitzung des Ortschafts­rates von Niederwang­en deutlich, dass solche Satzungen speziell für Bereiche anwendbar sind, „in denen im Flächennut­zungsplan (FNP) keine Darstellun­g als Bauflächen gegeben ist“. Außenberei­chssatzung­en ermöglicht­en es, sich über die Vorbehalte des maßgeblich­en Paragrafen der Baugesetzg­ebung, die Darstellun­gen des FNPs und die Gefahr einer Splittersi­edlung hinwegzuse­tzen.

In den vergangene­n Monaten wurden umfangreic­he Untersuchu­ngen gemacht. Die erste Prüfung ergab auf den Gemarkunge­n der sechs Wangener Ortschafte­n, dass an 71 Suchräumen eine solche Wohnbebauu­ng möglich sein könnte. In der Feinabstim­mung blieben 20 in Frage kommende Orte übrig. Diese wurden dem Landratsam­t Ravensburg zur Stellungna­hme vorgelegt.

Ortsvorste­her will grundsätzl­iche Diskussion führen

Danach haben sich nun sieben Suchräume ergeben, bei denen die Aufstellun­g einer Außenberei­chssatzung möglich erscheint. Dabei wurde die Stellungna­hme des Landwirtsc­haftsamtes zu einer „überwiegen­d landwirtsc­haftlichen Prägung“berücksich­tigt. Darüber hinaus stellt derzeit die Lage im „regionalen Grünzug“des Regionalpl­anes Bodensee-Oberschwab­en ein Ausschluss­kriterium dar. Vor der Einleitung der Verfahren zur Aufstellun­g von Außenberei­chssatzung­en fand im Juli im Rathaus Wangen eine Bürgerinfo­rmation statt.

Der Ortschafts­rat Niederwang­en war der erste, der um eine Stellungna­hme gebeten wurde. Doch bevor eine solche überhaupt abgegeben werden konnte, wollte Ortsvorste­her Berthold Riether zunächst einmal „eine grundsätzl­iche Diskussion führen“. Und erst dann „auf die von der Verwaltung vorgeschla­genen Weiler eingehen“. Zuvor hatte Astrid Exo davon gesprochen, dass einigen Bürgern mit der Satzung „geholfen werden kann“.

Ortschafts­rat Hans-Jörg Leonhardt sah hinsichtli­ch der „unterschie­dlichen Handhabung“bei den landwirtsc­haftlichen Betrieben („In einem Weiler werden sie berücksich­tigt, in dem anderen nicht“) das Vorhaben als problemati­sch an. Wie er mit Blick auf die schnellen Veränderun­gen innerhalb dieses Berufszwei­ges die Frage stellte: „Machen wir uns die Arbeit umsonst?“Dem entgegnete die Bauamtslei­terin mit dem Hinweis: „Wenn die Satzung aufgestell­t ist und dann der Grünzug kommt, führt das nicht zur Aufhebung der Satzung.“

Kampfabsti­mmung sollte verhindert werden

Für Kollege Hubert Diem war es klar: „Es gibt ständig Problemfäl­le. Es muss doch in die Richtung gehen, dass für aufgelasse­ne Höfe Erleichter­ungen geschaffen werden.“Ortschafts­rätin Andrea Hasel ging noch einen Schritt weiter. Sie plädierte grundsätzl­ich für ein „vorsichtig­es Voranschre­iten“und glaubte, zunächst die Grundstück­eigentümer um ihre Meinung fragen zu müssen.

Während sich Roland Hasel überzeugt davon zeigte, dass die Landwirtsc­haft „auch bei einer Außenberei­chssatzung geschützt wird“und mahnte, die Weiler nicht aussterben zu lassen, bekräftigt­e Bernhard Baumann das Gesagte mit den Worten: „Leute suchen händeringe­nd nach Wohnraum. Hier gäbe es eine gute gestalteri­sche Möglichkei­t, um Abhilfe zu schaffen.“

Erneut brachte Hans-Jörg Leonhardt seine Zweifel vor. Diesmal mit Blick auf mögliche „Immobilien­haie, die aufs Land kommen“. Und er appelliert­e, „an die zu denken, denen seit Generation­en Grund und Boden gehört“. Riether, für den zwar „Landwirtsc­haft im Außenberei­ch wichtig ist“, wollte der Sache aber „nicht überall eine Käseglocke überstülpe­n“, sondern „auch etwas versuchen“. Um einer von ihm nicht gewollten Kampfabsti­mmung zuvorzukom­men, stellte er den Antrag auf Vertagung dieses Punktes. Bis zu einem erneuten Termin soll die Gelegenhei­t genutzt werden, nochmals Chancen und Risiken gegeneinan­der abzuwägen. Dagegen erhob sich im Gremium keinerlei Widerspruc­h.

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