Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wenn ein Kabarettis­t den Ausnahmezu­stand probt

Florian Schroeder begeistert in der Häge-Schmiede mit einer Vorpremier­e seines neuen Programms

- Von Vera Stiller

WANGEN – Sein neuestes Programm nennt sich „Ausnahmezu­stand“. So ähnlich ist auch das zu nennen, was sich am Mittwochab­end in der HägeSchmie­de abspielte. Nicht nur, dass Florian Schroeder Beispiele dafür gab, wie sich die Welt – außer Rand und Band geraten – präsentier­t. Auch das Publikum zeigte sich „wie aus dem Häuschen“und feierte ihren aus Funk und TV bekannten Kabarettst­ar.

Klar, dass sich Florian Schroeder zunächst auf den Bundeswahl­kampf stürzte. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Die im Sauseschri­tt aneinander gereihten Sätze ohne Punkt und Komma fordern von den Zuhörern zweieinhal­b Stunden lang volle Konzentrat­ion. Gut haben es dabei die anwesenden SWR1-Hörer. Der Kabarettis­t und Parodist nimmt hier die großen politische­n Themen „fein gehackt und durchgesch­roedert“unter die Lupe.

So wiederholt sich am Mittwochab­end beispielsw­eise der modische Blick auf FDP-Mann Christian Lindner, der „zumeist im Unterhemd zu sehen ist“. Schroeders Rat in Richtung der Parteifreu­nde: „Die FDP will junge Leute anziehen. Es wäre besser, sie täte es erst einmal mit ihrem Bundesvors­itzenden!“

Natürlich bekommen auch andere Politiker ihr Fett ab. Da wären die Bundeskanz­lerin und ihr Herausford­erer. Die gefühlte Einigkeit der Beiden veranlasst Schroeder dazu, von „vier Gästen (Sandra Maischberg­er und Co.) und Moderatori­n Angela Merkel“zu sprechen.

Apropos Martin Schulz und die SPD. „Die will gar nicht regieren“, glaubt Schroeder und fügt bedauernd hinzu: „Wir sind auf der Seite der Schwachen!“Dass Schulz fünf Sprachen spricht, weiß er jedoch zu würdigen: „Das kann außer ihm nur Günther Oettinger.“

Beamer und Leinwand mitgebrach­t

Damit alles noch plastische­r wird, hat Florian Schroeder einen Beamer und eine Leinwand mitgebrach­t. „Auge in Auge“mit den Protagonis­ten lässt es sich noch besser lästern. „Das Schlimme an Donald Trump ist, dass er selbst für einen Rassisten zu doof ist“, sagt der Spötter und zieht das Fazit: „Da ist ein 70-Jähriger im Körper eines Vierjährig­en gefangen.“Wie er den zweiten „roten Knopf “so erklärt: „Auf Drücken kommt ein Bedienstet­er und bringt Cola. Der Weltfriede­n hängt an einer Flasche.“

Die zuvor ausgeteilt­en „Böse-GutKarten“werden in der Pause von einigen Gästen ausgefüllt und im zweiten Teil von Florian Schroeder verlesen. Wobei er Lob nur mit einem Schmunzeln quittiert, kritischen Stimmen aber vehement entgegentr­itt. Oder sie übergeht. Wie den „Aufreger des Abends“. Schroeder hatte behauptet, Provinz mache dumm, das Böse käme „vom Land“und der Schwabe erfülle jedes Klischee und sei auf einer „anderen Epoche“stehengebl­ieben. Ganz nach dem Motto „Pieksen, wo es weh tut“.

Die Frage, ob die in Ungnade gefallene Persiflage auf Fernsehkoc­h Johann Lafer im Programm bleiben soll, beantworte­t das Publikum mit einem lauten und vielstimmi­gen: „Jaaaaa!“Ob dies auch für die Einspieler von Schlagergr­ößen wie Helene Fischer und Andreas Gabalier und ihre aberwitzig­en Texte gilt, bedurfte keiner Nachfrage: Das Gelächter im Saal kannte kein Ende.

Am Tisch sitzend philosophi­ert Florian Schroeder dann über die Stellung der Frau in der Gesellscha­ft, über die Unterschie­de der beiden Geschlecht­er und über die Diskrimini­erung im Zusammenha­ng mit dem Sex. Rückblicke­nd auf die Vorkommnis­se in der Kölner Silvestern­acht sagt er: „Die Anzahl der Spermien ist in Deutschlan­d seit den 1970er-Jahren drastisch zurückgega­ngen. Wir brauchen Zuwanderun­g, aber die richtige.“Und dann lässt sich Schroeder zu der Aussage hinreißen: „Die Flüchtling­e werden die Kinder zeugen, zu denen wir kleinen Nichtschwi­mmer nicht mehr in der Lage sind.“

 ?? FOTO: VERA STILLER ?? Ob als Kabarettis­t oder Parodist: Florian Schroeder wusste sein Publikum zu begeistern.
FOTO: VERA STILLER Ob als Kabarettis­t oder Parodist: Florian Schroeder wusste sein Publikum zu begeistern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany