Zeugen tauchen bei Prozess nicht auf oder haben Erinnerungslücken
Der Angeklagte soll einen 63-Jährigen lebensgefährlich verletzt haben – Zweiter Verhandlungstag am Landgericht Ravensburg
RAVENSBURG (syg) - Der zweite Verhandlungstag im Prozess gegen einen 22-jährigen Ravensburger, der wegen versuchten Mordes und schwerer Körperverletzung angeklagt ist, hat wenige neue Erkenntnisse gebracht. Von fünf geladenen Zeugen sind nur drei vor dem Landgericht Ravensburg erschienen. Die Zeugen gehören zum Bekanntenund Freundeskreis des Angeklagten. Ihre Aussagen waren lückenhaft. Auf einige Fragen des Vorsitzenden Richters Matthias Geiser antworteten sie „kann mich nicht mehr erinnern“oder „weiß ich nicht“. Wenn sie Angaben machten, wichen diese in vielen Punkten von dem ab, was sie bei früheren Vernehmungen der Polizei gegenüber gesagt hatten.
Dem 22-jährigen Angeklagten wird vorgeworfen, Mitte März dieses Jahres einen 63-Jährigen lebensgefährlich verletzt zu haben, indem er ihm mit einem Feuerlöscher und einem PC-Monitor auf den Kopf schlug und mit einem scharfen Gegenstand mehrmals auf ihn einstach. Der Mann überlebte schwer verletzt und wurde zwischenzeitlich wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Der Angeklagte hat die Tat am ersten Verhandlungstag zugegeben, bestreitet jedoch, dass er die Absicht hatte, den 63-Jährigen zu töten (die SZ berichtete).
Der Tat vorausgegangen war ein Streit zwischen dem 63-Jährigen und dem Angeklagten und seinen Freunden, die im Hirschgraben Musik hörten und Wodka tranken. Der 63-Jährige wohnte direkt neben dem Hirschgraben und beschwerte sich von seinem Fenster im zweiten Stock aus lautstark über das Treiben der Gruppe und beleidigte sie. Die Gruppe soll die Beleidigungen ebenso lautstark erwidert haben, wie ein Nachbar am ersten Verhandlungstag aussagte. Der Angeklagte soll daraufhin in die Wohnung des 63-Jährigen gegangen sein und ihm dort die lebensgefährlichen Verletzungen zugefügt haben.
Zwei der Zeugen, die am zweiten Prozesstag aussagten, ein 21-Jähriger und eine 18-Jährige, waren im Hirschgraben dabei. Sie berichteten übereinstimmend, dass das spätere Opfer sie beleidigt habe. Daran, dass sie die Beleidigungen erwiderten, konnten sie sich nicht mehr erinnern. Unklar blieb, wie viel sie von dem Angriff auf den 63-Jährigen mitbekamen. Der 21-Jährige berichtete, dass es oben in der Wohnung laut geworden sei und er Geschrei gehört habe. „Es waren Schmerzenslaute“, bestätigte er auf Nachfrage des Gerichts. Zwei weitere Freunde des Angeklagten sollen ebenfalls im Hirschgraben gewesen sein. Sie waren vom Landgericht als Zeugen geladen worden, tauchten jedoch am Verhandlungstag nicht auf. Der Prozess wird am 2. Oktober fortgesetzt.