EU will sicheres Netz
Die Gefahr von Cyberattacken steigt. Nach Angaben der EUKommission mussten 80 Prozent der europäischen Unternehmen im vergangenen Jahr mindestens einen Hackerangriff abwehren. Vor diesem Hintergrund will die EU-Kommission die Sicherheit im Netz zu einem ihrer Arbeitsschwerpunkte machen.
Dazu sollen sämtliche Unternehmen, staatliche Stellen und Softwareentwickler in der EU sicherheitstechnisch auf den gleichen Stand gebracht werden. Die bereits bestehende EUAgentur Enisa für digitale Sicherheit soll ein erweitertes Mandat, ein höheres Budget und doppelt so viel Personal wie bisher erhalten. Sie wird von 84 auf 125 Mitarbeiter aufgestockt und erhält ein Budget von jährlich 23 Millionen Euro (bisher: elf Millionen Euro). Die Frage, ob eine für künftige Technologien derart wichtige Behörde ihren Sitz ausgerechnet auf der abgelegenen Mittelmeerinsel Kreta haben sollte, wurde von Kommissionsvertretern mit Achselzucken quittiert. Für diese Entscheidung seien die Mitgliedsstaaten verantwortlich, die EU-Kommission habe dabei kein Mitspracherecht. Aufgabe der Sicherheitsagentur wird es sein, Erkenntnisse über Hackerangriffe, Schadsoftware und neue Betrugstechniken allen EU-Mitgliedern zugänglich zu machen. Sie soll außerdem ein Zertifikat entwickeln, das für besonders hackerresistente Software und Geräte verliehen wird und in allen Mitgliedsstaaten anerkannt wird. Für 50 Millionen Euro will die Kommission ein Pilotprojekt zur Zertifizierung auf den Weg bringen. Am Ende des Prozesses würden netzwerkfähige Geräte mit einem Label versehen, das der CE-Kennzeichnung entspricht, mit der Hersteller die EU-konformen technischen Standards ihrer Geräte bekräftigen.
Die EU-Kommission will damit das derzeit existierende Flickwerk für Sicherheitslabel beenden. Frankreich, Großbritannien und die Niederlande haben je ein eigenes System, das in anderen Mitgliedsländern nicht anerkannt wird. Zwölf Mitgliedsstaaten plus Norwegen testen außerdem ein länderübergreifendes Zertifikat, das später in dem EU-Label aufgehen könnte. (dw)