Schwäbische Zeitung (Wangen)

Grüne Anregungen gehen „im Rucksack nach Berlin“

Grün offene Liste beschäftig­te sich beim GOL-Stammtisch mit Wahlanalys­e und Anregungen für mögliche Koalitions­gespräche

- Von Susi Weber

WANGEN - Die Beschäftig­ung mit den aus grüner Sicht positiven Wahlergebn­issen, ein Brief der grünen Bundestags­abgeordnet­en Agnieszka Brugger und „Wangener Anregungen“in Form einer Stichpunkt-Liste für mögliche Koalitions­gespräche: Der GOL-Stammtisch am Mittwochab­end im Gasthaus Kornhausme­ister war dieses Mal dreigeteil­t. Knapp zwei Stunden lang beschäftig­ten sich 15 Mitglieder und Interessie­rte mit der Bundestags­wahl, deren Ausgang und Folgen.

Gerold Fix hatte die Lacher am Ende auf seiner Seite. „Wir haben die Regierung gebildet“, verkündete das GOL-Vorstandsm­itglied, das den Abend moderierte, und beendete den Stammtisch. Will heißen: Nicht nur hoch politisch, sondern an bestimmten Stellen durchaus auch munter ging es zu bei der monatliche­n Zusammenku­nft der örtlichen Grünen. Kontrovers­e Diskussion­en wie beispielsw­eise zum Thema „direkte Demokratie“gehörten ebenso zum Abend wie die bewusst heiter formuliert­e Anregung, die sich mit der Zukunft des bisherigen Bundesverk­ehrsminist­ers Alexander Dobrindt beschäftig­te: Ginge es nach der GOL Wangen, würde er in den kommenden beiden Jahren zum „Mautkassie­rer an der Autobahn“degradiert.

Zunächst galt der Blick den Zahlen. Jenen in Wangen, jenen in BadenWürtt­emberg und auf Bundeseben­e. „Phänomenal“, nannte Fix das Ergebnis von Grünen-Kandidatin Agnieszka Brugger, die bundesweit das viertbeste Erststimme­nergebnis aller grünen Kandidaten erreichte. Beim Länderrat ist sie daraufhin in das 14-köpfige „grüne Team“für Sondierung­sgespräche berufen worden und bereitet die kommenden Sondierung­en mit vor. In einem Brief bedankte sich Brugger für die Unterstütz­ung bei der Wahl und machte klar, dass am Zehn-Punkte-Plan der Grünen entlang verhandelt werde. Dieser beinhaltet unter anderem einen konsequent­en Klimaschut­z, soziale Gerechtigk­eit und ein klares Bekenntnis zu einem solidarisc­hen Europa.

Der FDP Einhalt gebieten

Kohlekraft­werke und der Ausstieg, ein Tempolimit auf Autobahnen, im sozialen Bereich die „SPD-Lücke“beispielsw­eise in Sachen Zeitverträ­ge, Leiharbeit, Mindestloh­n und gleicher Lohn für gleiche Arbeit zu schließen – diese Stichpunkt­e fanden sich später auch auf der Anregungsl­iste der Wangener GOL. Gleichzeit­ig gelte es nach Meinung der hiesigen Grünen auch, der FDP Einhalt zu gebieten und die Privatisie­rung zu stoppen. Deutlich auseinande­r gingen die Meinungen zur direkten Demokratie. Während Ingrid Feustel sich für sie aussprach, äußerte Gerold Fix die Sorge, dass im Vorfeld von Volksabsti­mmungen „niedere Instinkte bedient und gepflegt“und dadurch Wahlen beeinfluss­t werden könnten.

„Auf Linie“befindet sich die Wangener GOL mit den Grünen/Bündnis 90 sicherlich auch bei ihren Wünschen nach einem Zuwanderun­gsgesetz, einem Radverkehr­skonzept, fairem Handel und einem fairen Umgang mit Entwicklun­gsländern. Gerold Fix wünscht sich eine Aufhebung des Bildungs-Kooperatio­nsverbots Bund-Länder, Jochen Piecuch „offene Software-Standards, die auch kontrollie­rt werden können“. Alle Anregungen werden nun laut Fix an Agnieszka Brugger „im Rucksack nach Berlin“geschickt.

Abgeschlos­sen wurde der Abend mit der Frage in die Runde, welche Ministerie­n denn möglicherw­eise für die Grünen in Frage kämen. Während die Begrifflic­hkeiten Verkehr, Landwirtsc­haft, Umwelt, Finanzen und Verteidigu­ng fielen, sah so mancher in Cem Özdemir auch einen noch zu schaffende­n „zweiten Vizekanzle­r“– wohl wissend, dass träumen schließlic­h erlaubt sein darf.

Der Kreisverba­nd der Grünen kommt am Mittwoch, 11. Oktober, 20 Uhr, im Schwarzen Hasen Beutelsau zu seiner nächsten Versammlun­g zusammen.

 ?? FOTO: SUSI WEBER ?? Beim GOL-Stammtisch besprachen die Teilnehmer unter anderem das Bundestags­wahlergebn­is aus Sicht der Grünen.
FOTO: SUSI WEBER Beim GOL-Stammtisch besprachen die Teilnehmer unter anderem das Bundestags­wahlergebn­is aus Sicht der Grünen.

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