Ein Quadrat, das seinen Namen trägt
Bayerns ehemaliger Ministerpräsident Edmund Stoiber bekommt einen Platz auf dem Walk of Fame – in Wolfratshausen
WOLFRATSHAUSEN – Durch den Schnürlregen rollt ein dunkler BMW auf die Loisachhalle in Wolfratshausen zu und kommt direkt vor dem Eingang zum Stehen. Drinnen haben sie an diesen Samstagabend den roten Teppich ausgerollt – auf dessen einer Seite steht die Stadtkapelle Wolfratshausen, natürlich in Tracht, auf der anderen Seite blicken rund fünfzig Ehrengäste gebannt durch die Glasfront und auf die Limousine.
Schwungvoll geht eine der Türen auf, und nicht minder schwungvoll entsteigt dem Auto Edmund Stoiber. Schnell den Schirm aufgespannt und schon eilt der CSU-Politiker mit federndem Gang zur Eingangstür, einige Schritte dahinter folgt Ehefrau Karin. Vor acht Tagen ist Stoiber 76 Jahre alt geworden, und doch wirkt er kaum gealtert seit jenen Tagen, als man ihn regelmäßig in der Tagesschau aus Limousinen steigen sah.
In der Halle begrüßen die Stoibers bekannte Gesichter, es werden Hände geschüttelt, Küsschen verteilt, die Stimmung ist entspanntfestlich. Da setzt die Stadtkapelle auch schon zum Laridah-Marsch an – „den mag er am liebsten“, wird der Dirigent später verraten.
Aufhübschung des Ortes
Und um ihn, also um Edmund Stoiber, Bayerns Ministerpräsident von 1993 bis 2007, geht es ja an diesem Abend. Jedoch nicht um den Staatsmann Stoiber, der Auszeichnungen aus aller Welt erhalten hat, „vom großen japanischen Orden bis zur Ehrenlegion in Frankreich“, wie er später anmerken wird. Sondern um den Wolfratshauser Stoiber, der seit 1961 in der 19 000-Einwohner-Stadt südlich von München lebt.
Geladen hat der Verein Lebendige Altstadt Wolfratshausen, der allerlei Projekte zur Aufhübschung des Orts betreut – darunter den „Wolfratshauser Walk of Fame“, nach dem Vorbild der berühmten Sternen-Meile in Los Angeles. Dort sind auf dem Hollywood Boulevard mehr als 2600 Promis von Alfred Hitchcock bis Michael Jackson verewigt. In Wolfratshausen waren es bislang zwei: Zum einen Katharina Lüthi, die laut der Inschrift auf ihrer Messingplakette den Rekord für die längste Filzschnur der Welt hält – 3699,50 Meter. Zum anderen der Wolfratshauser Kinderchor.
Plakette Nummer drei, die heute enthüllt wird, ehrt nun also Edmund Stoiber – „den bekanntesten Werbeträger von Wolfratshausen“, wie es sein langjähriger Freund Johannes Schneider formuliert, der die Laudatio hält. Er lässt die politische Laufbahn Stoibers Revue passieren, inklusive des „Wolfratshauser Frühstücks“mit Angela Merkel, das die Stadt 2002 bekannt gemacht hat.
Vergangene CSU-Triumphe
Etwas ausführlicher geht Schneider auf die CSU-Wahlerfolge unter Stoiber ein, zuvorderst die 60,7 Prozent im Jahr 2003. Etwas weniger ausführlich wird es bei dessen Rücktritt 2007 – kein Wort, dass dieser so freiwillig war wie Angela Merkels Auftritte bei CSU-Parteitagen.
Allem Ruhm zum Trotz sei Stoiber stets „bescheiden und bodenständig“ geblieben, lobt Schneider. Und er betont: „Sein Herz schlägt für den FC Bayern – und für den BC Farchet“, also den örtlichen Fußballclub.
Auf dessen Platz hat Edmund Stoiber einst seine Frau kennengelernt, „und jetzt feiern wir nächstes Jahr Goldene Hochzeit“, sagt er in seiner Dankesrede. Mit viel Pathos erzählt Stoiber, dass zwei seiner drei Kinder in Wolfratshausen zur Welt gekommen sind und auch seine Eltern hier begraben liegen. „Das ist also meine Heimat.“Oder frei nach Kennedy: „Ich bin ein Wolfratshauser – in jeder Beziehung“.
Umso bedeutsamer seien ihm Auszeichnungen wie die Ehrenbürgerschaft der Stadt und seine Ernennung zum Ehrenleutnant der Gebirgsschützenkompanie Wolfratshausen. Und nun also auch noch eine Plakette auf dem „Wolfratshauser Walk of Fame“. „Denn das sind die Dinge“, sagt Stoiber, „die die Substanz unseres Lebens ausmachen“.