Firmen machen sich für Klimaschutz stark
Jobräder, LED-Beleuchtung, Dämmung – Arbeitgeber zeigen sich umweltfreundlich
RAVENSBURG - Der Weltklimavertrag von Paris sieht vor, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen, wenn möglich sogar auf nur 1,5 Grad. Doch was tun eigentlich hiesige Firmen in Sachen CO2-Emissionen und Energieeffizienz? Wir haben in der Region nachgefragt.
Ravensburger setzt auf eigene ● Fertigung. Bei den Spielwaren werden 90 Prozent in den Produktionswerken vor Ort gefertigt. Das helfe, transportbedingte Emissionen zu minimieren, so Pressesprecher Heinrich Hüntelmann. Die Logistik sei generell optimiert worden. Hüntelmann: „Emissionsintensive Luftfrachten werden möglichst vermieden.“Was die Produkte von Ravensburger angehe, würden sie laut Hüntelmann in „hoher materieller und inhaltlicher Qualität“hergestellt und bestünden aus „umweltfreundlichen Rohstoffen aus nachhaltiger Holzwirtschaft“. So seien sie jahrelang in Gebrauch. „Viele Spiele werden oft noch in den nächsten Generationen gespielt“, meint der Firmensprecher.
Die Oberschwabenklinik ● (OSK) beteiligt sich seit August 2016 an der Initiative „Jobrad“. Innerhalb eines Jahres haben die Mitarbeiter der OSK 180 Fahrräder über das Unternehmen geleast. Für E-Bikes sind an den Krankenhausstandorten Fahrradstellplätze mit Ladestationen bereits installiert oder befinden sich in Planung. Die Gebäudetechnik wurde ebenfalls modernisiert: Wie Pressesprecher Winfried Leiprecht angibt, wurde in allen Häusern der OSK auf LED-Beleuchtung umgestellt. Seit 2009 ist die OSK in einem Energieeffizienz-Netzwerk – und nimmt darin eine Vorbildfunktion ein. Leiprecht: „Die OSK ist der erfolgreichste Teilnehmer mit dem Westallgäu-Klinikum in Wangen, wo 20 Prozent Energie und 40 Prozent CO2 eingespart werden konnten.“Gelungen sei dies, indem unter anderem mit Holzhackschnitzeln geheizt und das Leitungsnetz optimiert wurde, so Leiprecht. Ein Blockheizkraftwerk mit 8000 Stunden Laufzeit pro Jahr habe die Energiebilanz weiter verbessert. CHG-Meridian ist als Technologie-Manager ● und Finanzexperte ein Dienstleistungsunternehmen und hat daher keine nennenswerte Produktion. Jedoch betont Unternehmenssprecher Matthias Steybe, dass sich CHG-Meridian „mit seinen Lösungen unter anderem für die Verringerung des Energiebedarfs von Gebäuden und IT-Systemen“einsetze und erneuerbare Energien für den benötigten Strom nutze.
Als Beispiel führt Steybe die eigene Zertifizierungsinitiative „Energieeffizientes Rechenzentrum“an, die das Ziel hat, den Energie- und damit den CO2-Verbrauch in großen Rechenzentren zu senken. Steybe: „Eine der größten Universitätskliniken Europas betreibt in diesem Zusammenhang bereits ein zertifiziertes energieeffizientes Rechenzentrum.“Daneben arbeitet CHG in Weingarten an der Energieeffizienz der Mitarbeiter-Arbeitsplätze. Hierfür würden laut dem Sprecher an den Arbeitsplätzen sogenannte „Thin Clients“verwendet. Dadurch würde die Arbeitsleistung zentral von einem modernen, leistungsstarken Server erledigt werden. „Die Energieersparnis gegenüber einem normalen Desktop-PC beträgt bis zu 50 Prozent“, erklärt Steybe.
Die Andritz-Gruppe mit Standort Ravensburg hat nach eigener Aussage bereits vor Jahren ein „integriertes Qualitätsmanagement“eingeführt. „Dieses umfasst Produkte und Anwendungen, Geschäftsprozesse sowie Sicherheits- und Umweltfragen“, erläutert Sprecher Michael Buchbauer. Alle Arbeiten seien so auszuführen, dass Umweltbelastungen vermieden werden. Das Unternehmen hat dafür spezielle Umweltschutzregeln aufgestellt.
An den Standorten werden Buchbauer zufolge regelmäßig Verbesserungen hinsichtlich Energieeffizienz umgesetzt, wie etwa Fenster getauscht oder Beleuchtung auf LED umgestellt. Auch Bürostandorte werden saniert. Ein Beispiel dafür ist die 2016 gestartete Modernisierung des Hauptgebäudes am Standort Graz (Österreich). Buchbauer: „Die bessere Gebäudedämmung spart voraussichtlich rund 168 Tonnen CO2 jährlich ein und resultiert in einer Heizwärmebedarfsreduktion von rund 500 000 Kilowattstunden pro Jahr. Ein durchschnittlicher österreichischer Haushalt würde damit über 100 Jahre auskommen.“
Als regionales Unternehmen trage Vetter in Sachen Klimaschutz eindeutig Verantwortung, meint Henryk Badack, zuständig für den Bereich Umwelt, Gesundheit und Sicherheit (EHS). „Das Thema hat höchste Priorität.“So würde Vetter seit 2011 an einem besonderen Zertifizierungssystem teilnehmen: Dabei werden die Geschäftsprozesse und das Managementsystem begutachtet. Untersucht wird auch der Energieverbrauch.
Im Jahr 2014 wurde in Langenargen eine Energiemonitoringsoftware eingeführt. Diese Software misst permanent, wo und wie viel Energie verbraucht wird. Für Vetter ist diese Technik Gold wert: Spezialisiert auf Abfüllung von Medikamenten, unter anderem in Spritzen, ist die Firma angewiesen auf eine energiefressende Klimaanlage. Mithilfe der Monitoringsoftware kann die Produktion optimiert werden. So seien laut Badack beispielsweise schon Ventilatoren ausgetauscht worden, was den Energieverbrauch um ein Drittel gesenkt habe.
In Ravensburg ist Vetter auf mehrere Standorte verteilt, was eine durchdachte Logistik erforderlich macht: „Viele Konferenzen führen wir über Skype, so spart man sich die Fahrtwege“, beschreibt der EHSFachmann. Zudem setzt Vetter auf regenerative Energien und moderne Technik. Und was in der Region Bodensee-Oberschwaben gilt, soll laut Badack auch anderswo Anwendung finden: „Die Standards sollen natürlich in den USA übernommen werden – und zwar eins zu eins.“