Zu viele Einzelaktionen
Ulms Basketballer machen mit der dritten Niederlage im dritten Spiel den Fehlstart in die Bundesliga perfekt
ULM - Als wollten sie in diesem Jahr eine genau gegenteilige Serie hinlegen, hält die Talfahrt von Ratiopharm Ulm in der Basketball-Bundesliga weiter an. Auch im dritten Saisonspiel musste sich das Team von Trainer Thorsten Leibenath geschlagen geben, verlor gegen Bayreuth am Samstag in eigener Halle 74:84 (41:41). Vor einem Jahr sah das alles noch ganz anders aus. Ein Startrekord mit 27 Siegen in Serie, sechseinhalb Monate ohne Niederlage und der Hauptrundensieg standen dort zu Buche. Doch das alles ist nun vergessen. Es ist nicht das erste Mal, dass die Ulmer nach einer Saison einen Umbruch in der Mannschaft verkraften mussten – sechs Zu- und Abgänge sind es diesmal, darunter mehrere Leistungsträger – doch diese Saison braucht die Mannschaft ganz offensichtlich mehr Zeit, sich zu finden.
Noch steckt das umgebaute Team mitten in der Entwicklung. Und so lobte Leibenath am Samstag zumindest die kämpferische Leistung: „Das ist das Minimum, um in dieser Liga mitspielen zu können, das haben wir in den ersten beiden Spielen nicht gehabt. Es ist also ein positiver Trend zu erkennen.“
Dennoch reichte es wie schon gegen Alba Berlin und die Telekom Baskets Bonn nicht zum Sieg. Dass Gegner Bayreuth, wie Leibenath betonte, auch in diesem Jahr wieder hoch einzuschätzen ist und wieder zu den besten vier der Liga gehören könnte, bleibt da nur ein schwacher Trost. Schließlich gehörte auch Ulm in den letzten Jahren zumindest zur erweiterten Spitze. Vielmehr war es ein Wort, dass bei dieser Niederlage den Unterschied ausmachte. Dieses Wort, das sowohl Leibenath als auch sein Bayreuther Kollege Raoul Korner mehrmals verwendeten, heißt Kollektiv. „Heute hat die Mannschaft gewonnen, die als Kollektiv schon solche Situationen erlebt hat. Das Spiel war ein Kampf und genau das, was wir erwartet haben“, so Korner.
Und so sprach auch Leibenath von einem „verdienten Sieg für die „routinierte und eingespielte Mannschaft“. Und weiter: „Wir hatten zwölf Ballverluste, der Gegner fünf“, analysierte Leibenath: „Beim Stand von 70:73 hatten wir die Chance, das Spiel zu gewinnen.“Auch offensiv sei es eine solide Leistung seiner Jungs gewesen. „Zum Schluss haben wir aber aber zu sehr auf Einzelaktionen gesetzt“, so der Ulmer Coach.
Und genau so agiert eine Mannschaft, die eben noch nicht eingespielt ist. Während Bayreuth verstärkt den Zug unter den Korb suchte, wo Assem Marei (14 Punkte, 16 Rebounds) auftrumpfte, taten sich die Ulmer schwer, ihre Innenspieler in Szene zu setzen. Luke Harangody mit 20 Punkten und 15 Rebounds war mit Isaac Fotu (14 Punkte) noch gefährlichster Akteur. Auch der junge Ismet Akpinar glänzte bei seinen kurzen Auftritten, muss aber erst langsam herangeführt werden. In solchen Situationen wäre ein Tim Ohlbrecht Gold wert, doch hüllen sich die Ulmer über eine Rückkehr des verletzten Centers weiter in Schweigen.
Die Geschichte macht Hoffnung
Das Wort Krise wollte Leibenath nicht benutzen. „Ich weiß nicht, ob es eine ist, aber es ist nichts, was uns glücklich macht“, sagte er. Wichtig sei es nun, Sicherheit zu bekommen und sich einzuspielen. Ob dies allerdings schon bis Dienstag möglich ist, scheint unwahrscheinlich. Da erwarten die Ulmer zum Eurocup-Auftakt das türkische Team Tofas Bursa. „Das ist eine Aufgabe, die nicht weniger hart wird als die Bayreuther“, so Leibenath, der aber Hoffnung hat und darauf setzt, dass sich auch im Spiel Automatismen bilden. „Bei Bursa gab es auch große Veränderungen im Kader, ich hoffe auf diesen Faktor.“
Und noch etwas könnte Leibenath Mut machen. Es ist nicht der erste Fehlstart unter dem Chefcoach. 2015/16 hatte Ulm zu Saisonbeginn nur drei der ersten zehn Spiele gewonnen, und zog am Ende sogar ins Finale ein.
Beste Werfer: Harangody (20), Fotu (14), Günther (13), Lewis (13) für Ulm. - York (24), Marei (14), Linhart (11), Robinson (11), Brooks (10) für Bayreuth. - Zuschauer: 6200.