Löw hat die Qual der Wahl
Der Bundestrainer darf aus mehr als drei Dutzend Spielern seinen Kader für die WM 2018 auswählen
KAISERSLAUTERN (dpa) - 23 Spieler darf Joachim Löw im Sommer mit nach Russland zur WM nehmen. Kandidaten für das Aufgebot hat der Bundestrainer mehr als drei Dutzend. Der Kampf um die WM-Tickets für die Titelverteidigung der DFB-Elf dürfte so hart werden wie nie. In der perfekt absolvierten Quali mit zehn Siegen aus zehn Spielen und 43:4 Toren hat Löw insgesamt 37 Spieler eingesetzt. Einige spielten sich in den Vordergrund, wie Leon Goretzka, der am Sonntag beim Abschluss gegen Aserbaidschan nicht nur ein Doppelpack zum 5:1 beitrug, sondern dem dabei ein so formvollendetes Traumtor per Hacke gelang, wie es schon lange nicht mehr gesehen worden war. Oder Stürmer Sandro Wagner, der in seinem fünften Länderspiel sein fünftes Länderspieltor erzielte. Andere sind für den Bundestrainer unverzichtbar wie die Weltmeister Manuel Neuer, Toni Kroos oder Mats Hummels, das wurde auch gegen Aserbaidschan deutlich.
Die Gewinner:
Beim Start in die WM-Qualifikation musste man sie nicht unbedingt auf dem Zettel haben. Nun sind sie echte WM-Optionen. Dauerbrenner Joshua Kimmich aus Bösingen aus Rottweil, der als Einziger alle 900 Qualiminuten im Einsatz war, und am Sonntag nach Thomas Müllers Auswechslung sogar den Kapitän gab. Leipzigs Timo Werner und Sandro Wagner, mit fünf Toren neben Thomas Müller der Toptorschütze, haben Löw eine Auswahlmöglichkeit im Angriff beschert. Schalkes Leon Goretzka ist ein Lieblingsspieler des Bundestrainers und beeindruckt mit 22 Jahren durch eine konsequente Umsetzung der Spielphilosopie. Wie auch Sebastian Rudy auf der Sechserposition. Marc-André ter Stegen nutzte das lange Fehlen von Manuel Neuer und ist jetzt im Tor erste Ersatzoption für die WM.
Die Unersetzlichen:
So zornig hat man Joachim Löw selten an der Seitenlinie erlebt. Als gegen Aserbaidschan in der ersten Halbzeit in Abwesenheit der angeschlagenen oder geschonten Weltmeister wenig bis nichts funktionierte, wurde deutlich, dass es ohne das Gerüst der 2014erHelden nicht geht. Manuel Neuer, Mats Hummels, Jérôme Boateng, Toni Kroos, Thomas Müller oder Mesut Özil in Topform sind für Löw unverzichtbar. Inzwischen auch Rechtsverteidiger Kimmich. Löw weiß, dass auf der Außenbahn „nur der Joshua auf dem höchsten Niveau ist“.
Die Jungspunde: Der Confed Cup war ihre große Bühne. Löws Rasselbande konnte im Sommer in Russland Turniererfahrung sammeln und stürmte zum Titelgewinn. Niklas Süle, Leon Goretzka, Julian Brandt, Benjamin Henrichs oder Amin Younes sind Löws Druckmittel auf die Arrivierten. Die Offensivspieler Leroy Sané oder U21-Europameister Serge Gnabry gehören auch zu dieser Kategorie der jungen Hoffnungsträger.
Die Schattenmänner:
Mario Götze und Passgeber André Schürrle fabrizierten 2014 das WM-Siegtor. Drei Jahre später stehen die Rio-Helden nach Krankheit und Blessuren im Schatten. Löw hat sie aber nicht abgeschrieben. Wie auch die DauerVerletzten Ilkay Gündogan von manchester City oder Dortmunds Marco Reus, der keine einzige Quali-Minute bestritt.