Mann rettet sich durch Sprung aus dem Fenster
Haus in Friedrichshafen brennt komplett aus – Sechs Menschen verletzt
FRIEDRICHSHAFEN - In der Nacht von Donnerstag auf Freitag ist in der Paulinenstraße ein Wohnhaus ausgebrannt. Dabei sind von den sechs Bewohnern drei teilweise schwer verletzt worden. Ein Bewohner versuchte sich durch einen waghalsigen Sprung aus dem Fenster zu retten.
Um 1.07 Uhr hatte ein Bewohner die Feuerwehr gerufen, nachdem die im Haus verteilten Rauchmelder Alarm geschlagen hatten. Als die Feuerwehr eintraf, stand das erste Obergeschoss schon komplett in Flammen.
Ein 29-jähriger Bewohner sprang aus Angst vor den Augen der Rettungskräfte aus einem Fenster im zweiten Stock und brach sich dabei das Sprunggelenk. Die fünf anderen Bewohner konnten von der Feuerwehr in Sicherheit gebracht werden und erlitten teilweise schwere Rauchvergiftungen. Der Brand konnte in der Nacht unter Kontrolle gebracht werden, Nachbarhäuser waren nicht betroffen.
Bewohner wurden betreut
Das Haus wurde von der Einrichtung „Pauline 13“genutzt. Sie kümmert sich um psychisch kranke Menschen und betreut sie ambulant. „Wir sind froh, dass nichts noch Schlimmeres passiert ist. Trotzdem ist die Stimmung heute natürlich gedrückt“, sagt Ulrike Amann, die erste Vorsitzende des Vereins „Pauline 13“. Die Bewohner, die sich nicht mehr im Krankenhaus aufhalten müssen, werden nun auf andere Wohneinheiten aufteteilt.
Die Löscharbeiten verliefen aufgrund der Vorgeschichte etwas anders als bei anderen Wohnhäusern. Sobald die Bewohner in Sicherheit waren, musste die Feuerwehr die Räume mehrfach durchsuchen: „Diese Personen weisen unter Umständen ein anderes Verhalten auf. Sie flüchten nicht unbedingt, sondern verstecken sich oder bleiben durch Verletzungen in ihren Zimmern“, sagte Stadtbrandmeister Louis Laurösch im SZ-Videointerview.
Nachbarin Brigitte Sterzai wachte gegen halb zwei von lauten Geräuschen auf. „In dem Gebäude war öfter mal Chaos, wir hatten wegen Ruhestörung schon mal die Polizei da. Deshalb habe ich mir zuerst nichts dabei gedacht“, sagt sie. Die häufig wechselnden Bewohner harmonierten nicht immer miteinander, größere Probleme hätte es bisher aber nicht gegeben. Auch andere Nachbarn bemerkten den Brand und verließen ihre Häuser, Panik sei aber nicht ausgebrochen.
Das Haus wurde durch den Brand weitgehend zerstört und ist unbewohnbar. Eine Sanierung ist laut Feuerwehr nicht möglich, es müsse vermutlich abgerissen werden, meint Laurösch. Umliegende Häuser wurden aber kaum beschädigt, lediglich die Rolläden am direkten Nachbarhaus sind geschmolzen.
Die Brandursache ist noch nicht bekannt. Es sei es üblich, bei Bränden mit hohem Sachschaden und Verletzten die Kriminalpolizei einzuschalten, sagt Polizeihauptkomissar Jens Purath aus dem Polizeipräsidium Konstanz. Die Ermittlungen könnten aber noch mehrere Tage oder Wochen in Anspruch nehmen.
Insgesamt waren 101 Rettungskräfte im Einsatz. Mit 14 Fahrzeugen waren 63 Feuerwehrleute aus Friedrichshafen, Fischbach, Ailingen und Markdorf vor Ort, weitere 20 befanden sich in Rufbereitschaft.
Im SZ-Video sehen Sie die Aufräumarbeiten nach dem Brand und weitere Hintergrundanalysen.