Die Lobby für die Blasmusik feiert 40-Jähriges
Kreisverband will Nachwuchs über die Schulen gewinnen – Jubiläumskonzert am Samstag in Baienfurt
RAVENSBURG - Er ist die Lobby für die Blasmusik im Landkreis Ravensburg und wird heuer 40 Jahre alt: der Blasmusikkreisverband (BKV). Und hinter dem Verband steht die ganze Blasmusik im Landkreis Ravensburg. Mittlerweile vertritt er 9000 Musikerinnen und Musiker, 116 Kapellen, hat eine Geschäftsstelle in Schmalegg und setzt im Jahr rund 250 000 Euro im Sinne der Tradition um.
Eine Art Blasmusikkreisverband hat es schon immer gegeben, weiß der 81-jährige Josef Mütz zu berichten, der dem Verband von 1977 bis 2007 vorsaß. Er war von der Gründung, am 3. April 1977 in Bergatreute, an Vorsitzender des Verbandes. Davor gab es den deutschen Volksmusikerbund, wo im Bezirk BodenseeAllgäu die Landkreise Ravensburg, Tettnang und Wangen zusammengefasst haben. „Nach der Kreisreform 1977 wollte man auch die Blasmusik kreisweit vertreten“, erinnert er sich.
Und so vertrat der Verband von nun an die Kapellen von Altshausen bis Isny und von Bad Waldsee bis nach Eschach. Es sei wichtig, dass die Blasmusiker mit einer Stimme sprechen und dementsprechend auch ihre Interessen gegenüber der Politik vertreten – Lobbyarbeit eben. Es geht um Fördermittel, ein offenes Ohr für die Tradition und Belange der Musikvereine. Heute ist der BKV einer von 22 Verbänden in Baden-Württemberg, die wiederum den Landesverband bilden, der auf dann entsprechend auf Landesebene agiert. Josef Mütz erklärt: „Der Ravensburger Verband hat die meisten Kapellen im Land und der Biberacher Verband hat die meisten Musiker.“
Der amtierende Vorsitzende Rudi Hämmerle aus Ravensburg sowie die beiden Ehrenvorsitzenden Josef Mütz aus Fleischwangen und Reinhard Koppers aus Bergatreute wissen, dass diese Vielzahl an aktiven Musikvereinen vor allem dem weiblichen Geschlecht zu verdanken ist. „Ohne das wären wir heute wahrscheinlich nur noch 50 Prozent“, sagt Rudi Hämmerle. Und das obwohl Josef Mütz sagt, dass er anfangs dagegen war. „Wir haben kein Problem mit einer Frauenquote – bei Gott nicht“, sagt Koppers. Ohne die Frauen hätten viele Musikvereine nicht überleben können.
Aber das Thema Nachwuchs ist nach wie vor ein großes und wichtiges, wie Rudi Hämmerle sagt. Gerade durch die Änderungen im Bildungssystem – Stichwort Ganztagsschule und G 8 – habe neben anderen Vereinen auch die Blasmusik das Nachsehen, weil die Schüler oft keine Zeit mehr haben. „An diesen Kindern zerren jetzt alle. Ich glaube, wir sind gerade auf einem Peak bei den Mitgliederzahlen, wir müssen aber schauen, dass wir die Blasmusik mit dem Bildungssystem verzahnen“, sagt Hämmerle. Damit meint er – dafür macht sich auch der Verband stark und unterstützt diesen Prozess – beispielsweise das Thema Klassenmusizieren. Das heißt: Kinder machen in einem kleinen Orchester in der Schule zusammen Musik, lernen schnell einfache Stücke und der Musikverein kann daraus womöglich Nachwuchs generieren. Solche Modelle gibt es etwa an der Realschule Ravensburg und an der Otto-LilienthalSchule in Wilhelmsdorf. Das sei ein Modell, das es schon in den USA und in Kanada gebe.
Apropos international: Der Verband will verstärkt international agieren, vor allem hier im Bodenseeraum mit Österreich, der Schweiz und Liechtenstein. Auch Südtirol in Italien möchte Hämmerle noch dabei haben. Man wolle voneinander lernen.
Der Verband kümmert sich heute neben der politischen Lobbyarbeit auch um die Dirigentenausbildung, dient als Berater für die Vereine in rechtlichen Dingen wie etwa dem Jugendschutz oder Gema, steht hinter dem Kreismusikfest, das jedes Jahr stattfindet, der Kreisbläserjugend und dem beliebten Seniorenorchester.