Von Weingarten in die Champions League
Heinzler Netzmontagen bringt Sicherungsnetze in Bundesligastadien und am Münchener Hauptbahnhof an
WEINGARTEN - Sie hat dafür gesorgt, dass der Münchener Hauptbahnhof mit rund 300 000 Pendlern pro Tag nicht gesperrt werden musste oder Spiele von Bayer 04 Leverkusen in der Fußball-Bundesliga nicht in ungeliebte andere Stadien verlegt wurden: Die Firma Heinzler Netzmontagen aus Weingarten ist ein Problemlöser und kommt immer dann ins Spiel, wenn Bauwerke drohen, instabil zu werden. In den vergangenen Jahren hat sich das kleine Unternehmen aus der Provinz auf die vorderen Ränge in der Branche katapultiert. Von der Regionalliga in die Champions League – von Weingarten in die Welt.
Die Erfolgsgeschichte begann im Jahr 2006. Der damals 31 Jahre alte Edim Heinzler machte sich in Ravensburg mit der Idee selbstständig, Netzabsicherungen zu montieren. Drei Jahre später gründete er gemeinsam mit Ibrahim Mansur eine GmbH, um stärker auf Wachstum zu setzen. Mansur hatte schon 1995 erkannt, dass sich mit der Dienstleistung Geld verdienen lässt. Und das machte sich in der Folge auch immer stärker an den Zahlen bemerkbar. Bei jährlichen Wachstumsraten von 15 bis 20 Prozent steigerte die GmbH ihren Umsatz von 470 000 Euro im Jahr 2009 auf vier Millionen Euro in 2016.
Und zu einem dieser Kunden wurde im Jahr 2012 auch der Fußball-Bundesligist Bayer Leverkusen, der damals auch noch regelmäßig in der Champions League spielte. Daher hatte Bayer 04 das Stadion zwischen 2007 und 2009 auch umgebaut und ein spezielles Dach aus sogenanntem Makrolon installiert. Doch nach drei Jahren musste der Kunststoff des Bayer-Konzerns aus brandschutztechnischen Gründen ausgetauscht werden – andernfalls hätte der Verein keine Spiellizenz für das Stadion bekommen. Und genau da kam das Weingartener Unternehmen ins Spiel. Sie verzurrten 50 000 Quadratmeter Netze unterhalb des Stadiondaches zur Absicherung. Sechs Wochen hatten sie Zeit, um nicht den Spielbetrieb zu gefährden. Und das Projekt gelang, wodurch sich Heinzler seinen guten Ruf in der Branche weiter verbesserte. So hat das Unternehmen mittlerweile auch Netze in den großen Stadien in Hoffenheim, Augsburg, Köln, Nürnberg Edim Heinzler
und Wien angebracht – und das, obwohl Edim Heinzler eigentlich Fan des VfB Stuttgart ist. „Beim VfB würde ich auch mal gerne was machen“, sagt er lachend.
Und zur Freude hat er auch guten Grund. Denn auch nach dem Umzug von Ravensburg nach Weingarten im Jahr 2013 ging es weiter bergauf. Mittlerweile sind bei der Firma Heinzler zehn Mitarbeiter am Standort Weingarten und acht Mitarbeiter in Bad Segeberg in Schleswig-Holstein beschäftigt. Für Großprojekte werden spezialisierte Industrie-Kletterer hinzugenommen, teilweise werden spezielle Gerüste extra angepasst. Doch gerade darin sehen Heinzler und Mansur auch ihre Stärken: Flexibilität und Kreativität. Und damit wollen sie weiter kontinuierlich wachsen. „Wir wollen noch näher am Kunden dran sein, denn mit Weingarten sind wir bundesweit eigentlich im Randgebiet. Wir wollen die Wege verkürzen“, sagt der heute 42-jährige Heinzler.
Vielfältige Einsatzgebiete
Denn neben Fußballstadien sind seine Mitarbeiter auch bei Brückenarbeiten, in großen Werkshallen – gerade in der Automobilindustrie – oder bei Messen im Einsatz. Es können aber auch ganz kleine Einsätze, bei Bauabsicherungen im privaten Bereich sein. Pro Niederlassung sind es insgesamt rund 150 Projekte im Jahr. Das bisher bedeutendste Projekt bekamen Heinzler und Mansur dann für 2016 von der Deutschen Bahn anvertraut. Im Münchener Hauptbahnhof war durch einen Sturm eine Scheibe aus der alten Hallendecke herausgefallen, was ein großes Sicherheitsrisiko darstellte. Um die Scheiben auszutauschen und den Betrieb zu gewährleisten, mussten in fünf Monaten auf 2,5 Kilometern 13 000 Quadratmeter Netze unter dem Hallendach montiert werden – bei laufendem Betrieb und täglich etwa 300 000 Menschen im Hauptbahnhof. „Wir waren die Einzigen, die angeboten haben, das während des laufenden Betriebs zu machen. Eine kleine Weingartener Firma sichert die Münchener Verkehrsabläufe“, sagt Heinzler. „Das ist das absolute Champions-Projekt, das Schwierigste, was in der Branche auf dem Markt war.“Ein wahrer Hidden Champion also.
„Mit Weingarten sind wir bundesweit eigentlich im Randgebiet. Wir wollen die Wege verkürzen.“