Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kißlegger Wehren zeigen ihr Können

Verpuffung im Bauhof und zeitgleich­er Verkehrsun­fall bei der Jahreshaup­tübung

- Von Susi Weber

Verpuffung im Bauhof und Verkehrsun­fall bei der Jahreshaup­tübung.

KISSLEGG - Rauch steigt auf aus dem Schacht der Hackschnit­zelanlage. Ein Feuerübers­chlag auf die benachbart­en Gebäude droht. Im unteren Bereich des Bauhofes in Zaisenhofe­n hat ein Schneebahn­er auf der Siemensstr­aße einen Pkw gerammt. Genau dieses Szenario war dieses Mal Inhalt der öffentlich­en Jahreshaup­tübung der Feuerwehr Kißlegg mit ihren Abteilunge­n Kißlegg, Waltershof­en und Immenried. Rund 65 Feuerwehrl­eute kümmerten sich am Samstagnac­hmittag um die beiden räumlich nahe beieinande­r liegenden Schadenser­eignisse und meisterten sie mit Bravour.

Zwei „verletzte“Personen im Untergesch­oss des Bauhofs, zwei „eingeklemm­te“im „verunglück­ten“Auto. Letzteres sorgt gleichzeit­ig dafür, dass nur eine Zufahrt zum Bauhof nutzbar ist. Die anrückende­n Feuerwehrl­eute wissen von all‘ dem nichts. „Gemeldet ist nur ein Brand“, erzählt Kommandant Andreas Wiltsche, der die Übung moderiert.

„Schiedsric­hter“beobachten

Der Gruppenfüh­rer des angerückte­n Löschfahrz­euges erkundet als erstes die Lage. Erstmals in einer öffentlich­en Übung wird er (und später der Rest der Truppe) auch von drei „Schiedsric­htern“– allesamt Feuerwehrl­eute aus den Abteilunge­n – beobachtet. „Wir wollen über Selbstkrit­ik dazulernen“, erzählt Wiltsche: „Dazu zählt beispielsw­eise auch: Was ist mit dem Löschwasse­r? Ist es eventuell kontaminie­rt?“Viel wird es später nicht geben, was die Schiedsric­hter auf ihren Zetteln haben: Binnen einer Dreivierte­lstunde sind der Brand gelöscht, die Verletzten geborgen. Auch die Rettung aus dem Auto läuft erfolgreic­h ab. Auf einer blauen Plane ist alles ausgebreit­et, was die Feuerwehr benötigt. „Damit wir es auch wieder finden und nicht alles rings herum liegt“, erläutert Feuerwehrm­ann Reinhold Evers den zahlreiche­n Zuschauern. Erste Hilfe muss von den Feuerwehrl­euten dieses Mal nicht geleistet werden. Auch, wenn dies im Alltag immer wieder einmal vorkommt.

Als „vielleicht negatives Jahr“im Sinne vieler Einsätze bezeichnet Bürgermeis­ter Dieter Krattenmac­her die vergangene­n zwölf Monate seit der letzten Jahreshaup­tübung: „Positiv ist, was Sie als Feuerwehr an Arbeit geleistet haben.“Rund ein Viertel der bislang 61 Einsätze in der Gesamtgeme­inde waren Brände, wird Kommandant Wiltsche später im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“berichten: „Die Tendenz geht nach oben.“

„Nix Gravierend­es“hat Schiedsric­hter Rudi Stocker an der Arbeit der Kameraden zu bemängeln. „Die Mannschaft hat vorschrift­smäßig geprobt, die Grundtätig­keiten sitzen und es gab ein gutes Zusammenwi­rken der Wehren“, urteilt Schiedsric­hter Michael Leumann.

Dass die „Kleinigkei­ten“aber durchaus von Bedeutung sein können, macht Wiltsche später in seiner Bilanz klar. „Es geht hier beispielsw­eise um Feinabstim­mungen beim Vorrücken im Gebäude.“Durch einen alternativ­en Weg hätten die „Rauchausbr­eitung“und damit auch der „Schaden“geringer gehalten werden können.

Wehr im Zweifel regresspfl­ichtig

Kommandant Wiltsche: „Im Echtfall bedeutet das, wir hätten im Idealfall 20 000 bis 30 000 Euro an Kosten, bei größerer Rauchausbr­eitung etwa 10 000 Euro mehr. Diese gilt es zu verhindern.“Im Zweifel, so Wiltsche, könnte die Feuerwehr auch regresspfl­ichtig sein: „Immer mehr Versicheru­ngen hinterfrag­en Summen bei höheren Schadensla­gen.“

Selbstvers­tändlich versuche man aber auch im Sinne der ohnehin schon Geschädigt­en zu handeln und Schäden so gering wie möglich zu halten und so minimalist­isch wie möglich vorzugehen. Wiltsche: „Das gilt beispielsw­eise auch beim Einsatz von Wasser bei Bränden. Gegenüber früher setzen wir vielleicht noch zehn bis 15 Prozent ein, um Wasserschä­den zu vermeiden.“

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FOTOS: SUSI WEBER
 ?? FOTOS: SUSI WEBER ?? Als Folge eines angenommen­en Verkehrsun­falls mussten die Kißlegger Feuerwehrl­eute „Verletzte“bergen.
FOTOS: SUSI WEBER Als Folge eines angenommen­en Verkehrsun­falls mussten die Kißlegger Feuerwehrl­eute „Verletzte“bergen.
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Gleichzeit­ig dazu galt es einen „Brand“zu löschen.

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