Mehr als die Summe zweier Big-Bands
Gelungener gemeinsamer Auftritt am Samstagabend im Festsaal der Waldorfschule
WANGEN - Gleich zwei Big-Bands in einem Konzert: Das hat Seltenheitswert. Die Jazz-Point-Big-Band und der Big-Band-Club Dornbirn trafen sich am Samstagabend in der Waldorfschule. Was in der Vorbereitungsphase noch scherzhaft als „Battle“bezeichnet wurde, verwandelte sich sehr bald in ein „Summit“, was – sehr passend – mit „Höhepunkt“oder wahlweise mit „Gipfeltreffen“übersetzt werden kann. Und ein Gipfeltreffen war der Abend in jeder Hinsicht: Zwei Bands mit langer Tradition und hoher Qualität trafen sich.
Die Jazz-Point-Big-Band hat übrigens ihre ersten Impulse und Starthilfe aus Dornbirn erhalten – die Vorarlberger sind ein etwas älter, und man hat sich bei ihnen Noten und Unterstützung besorgt. Auch von daher bot sich ein Konzert an.
Das Konzept „2 Bands – 1 Bühne“ging hervorragend auf. Die breite Bühne im Festsaal der Walddorfschule bot genug Platz, damit sich beide Bands gut entfalten konnten. Es gab kein Gedränge, keine Umbaupausen, keine getrennten Sets, sondern direktes Umschalten und flottes Hin und Her, was dem Konzept des „Wetteiferns“und „Sich-Gegenseitig-Beflügelns“perfekt entsprach.
Das Publikum war der Gewinner des Wettstreits
Und wer ging als Gewinner aus diesem Wettstreit hervor? Ganz klar: das Publikum, das zahlreich gekommen war und ein Jazz-Fest genießen konnte, das stark von den Arrangements vom Sammy Nastico und Peter Herbolzheimer geprägt war: dicht gezogene Traubenakkorde, farbige Harmonien, komplexe Rhythmen mit starken Akzenten. Beide Bands beherrschten diesen fetten, üppigen Sound auf dem Eff-Eff und verstanden es, klangliche Strukturen und Texturen offen zu legen.
Und die Spielfreude und musikalische Ausgelassenheit taten ihr übriges und man konnte nur die Ohren aufsperren, um zu genießen, was da an Präzision und Zusammenwirken geboten wurde. Jede Band verfügte über Solisten mit viel Gespür für Stimmungen und Ausdruck, die mal halsbrecherisch vorlegten oder sich verträumt zurück nahmen und nie aus dem Rahmen vielen, sondern sich sicher und versiert in den Arrangements bewegten. Organisches Wachstum und Entwicklung sind ein Produkt intensiver Probenarbeit durch die Bandleader: Klaus Roggors bei der Jazz Point Big Band und Thomas Gertner beim Big Band Club Dornbirn.
Der Big-Band-Club Dornbirn hatte den Sänger quasi eingebaut: Thomas Gertner sang selbst, die Wangener liehen sich für ihre Konzerte eine Stimme, diesmal Miriam Arens aus München. Hier zeigten beide Bands, dass sie sich perfekt an die jeweilige Stimme anpassen konnten, mal als „Sparring-Partner“, mal als weicher Untergrund, auch hier mit sicherer Hand von den Bandleadern geführt.
Höhepunkte gab es viele: Jazz, Swing und Latin purzelten den Musikern mitreißend aus den Instrumenten, der Saal brodelte und spendete viel und frenetischen Applaus. Der Abend flog dahin und nicht nur im Publikum leuchteten die Augen, auch die Musiker beflügelten sich und ließen sich infizieren von ihrer Begeisterung für den Jazz, bis hin zur gemeinsamen Zugabe. Jazz ist ansteckend und eine Infektion fast nicht heilbar. Man bekam nicht genug davon an diesem Abend.
Das Konzert bot nicht einfach die Summe zweier Big-Bands – war mehr, es war „Big Band im Quadrat“.