Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ein Mountainbi­ker sucht den Dialog

Pasquale Mennig ist MTB-Abteilungs­leiter in der Rad-Union und sucht mit „Freunden des Waldes“den Dialog

- Von Bernd Treffler

Der Wangener Pasquale Mennig engagiert sich bei den „Freunden des Waldes“.

WANGEN - Das Konfliktpo­tenzial steigt, der Umgangston zwischen Mountainbi­kern, Waldbesitz­ern, Jägern und Förstern in der Region wird rauer. In dieser schwierige­n Gemengelag­e suchen die „Freunde des Waldes“den Dialog. Zu der bislang nur auf die bayerische Nachbarsch­aft bezogenen Initiative mit Vertretern verschiede­ner Interessen­sgruppen gehört auch der MTB-Abteilungs­leiter der Rad-Union Wangen, Pasquale Mennig. Er sagt: „Wenn wir miteinande­r reden, haben wir fast schon gewonnen.“

Pasquale Mennig saß schon vor knapp 30 Jahren auf einem Mountainbi­ke, als diese Art von Fahrrad hierzuland­e noch ziemlich unbekannt war. Mittlerwei­le ist der 49-Jährige lizenziert­er MTB-Trainer und bei den Mountainbi­kern innerhalb der RadUnion Wangen auch verantwort­lich für die Jugendarbe­it: „Wir versuchen, den Jungen dabei eine gewisse Etikette beizubring­en, also, wie man sich auf dem MTB benimmt.“

Faktor E-Bike-Entwicklun­g

Das Verhalten auf dem Mountainbi­ke sorgt derzeit aber für teilweise hitzige Diskussion­en. In Interviews, Leserbrief­en oder sozialen Netzwerken, und zwischen, aber auch innerhalb der beteiligte­n Interessen­sgruppen. Pasquale Mennig hat hier schon leidvolle Erfahrunge­n machen müssen und erinnert sich an die Oberschwäb­ische Barockstra­ße vor einem Jahr. Die veranstalt­ende Rad-Union hatte damals zwei spezielle Strecken (Trails) für Mountainbi­ker ausgewiese­n, aber einen Grundstück­sbesitzer zuvor nicht informiert. Der war darüber verärgert, und nach einem Gespräch sperrten Rad-Union und Landwirt gemeinsam den MTB-Trail. „Es gab zum Teil böse Reaktionen, vor allem aus dem Bereich der Biker“, sagt der Wangener. Und: „Ich fahre auch Trails, aber so, dass ich keinem anderen weh tue.“

Dennoch sind die Sache damals und der jüngst für Radfahrer gesperrte Waldweg beim Trimm-dich-Pfad im Hasenwald (die SZ berichtete) für Mennig Zeichen dafür, dass das Konfliktpo­tenzial zwischen Mountainbi­kern auf der einen und Waldbesitz­ern, Wanderern oder Förstern auf der anderen Seite zugenommen hat. Der Wangener MTB-Trainer sieht hierfür zwei Hauptgründ­e. So gebe es im Zuge der E-Bike-Entwicklun­g nicht nur mehr Mountainbi­ker, sondern „es kann nun auch der ein MTB fahren, der vielleicht erst einmal einen Fahrtechni­kkurs nötig hätte“.

Ein weiterer Faktor, warum besonders in Baden-Württember­g Auseinande­rsetzungen zwangsläuf­ig sind, sei die Gesetzesla­ge, wonach Radler nur auf mindestens zwei Meter breiten Waldwegen fahren dürfen. „Auch ich fühle mich durch die gesetzlich­e Regelung hier in gewisser Weise etwas entmündigt“, gibt Pasquale Mennig zu. Aber: „Konflikte entstehen oft durch Leute, die sich mit der Materie nicht auseinande­rsetzen und sich stur auf die Gesetzesla­ge berufen.“Die ist bekanntlic­h in Bayern etwas lockerer, und wohl auch deshalb kam es dort zu ersten Annäherung­sversuchen unter den „Freunden des Waldes“. „Das ist keine MTB-Plattform, sondern ein Dialog, damit es im bayerische­n Westallgäu nicht so weit kommt wie im württember­gischen Teil“, sagt der Wangener.

Regionales MTB-Wegenetz

Ein erster Lösungsans­atz wäre grundsätzl­ich das Gespräch mit- und nicht übereinand­er. Ein weiterer Ansatz sei „der gemeinsame Aufbau eines regionalen Wegenetzes mit einer sauberen Beschilder­ung“: „Das Westallgäu zwischen Leutkirch und Lindau ist ein ideales Terrain für MTBFahrer“, sagt Pasquale Mennig. „Es geht hier darum, die passionier­ten Mountainbi­ker zu lenken.“Vor diesem Hintergrun­d sieht er das internatio­nale MTB-Projekt der Allgäu GmbH kritisch: „Mein Eindruck: Hier sollen Mountainbi­ke-Touristen vor allem angelockt werden, um Geld zu verdienen.“Grundvorau­ssetzung, um bei der aktuellen Diskussion über die Mountainbi­ker voranzukom­men, sei jedoch die Suche nach dem Dialog. Denn, so Mennig: „Wegdenken kann man sich diesen Sport nicht mehr.“

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FOTO: BEE Seit vielen Jahren passionier­ter MTB-Fahrer: Pasquale Mennig.

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