Schwäbische Zeitung (Wangen)

Neue und bekannte Ansätze zum Dauerthema „Verkehr in der Altstadt“

Anwohner Herbert Haag stellt Ideen für weniger Autos in Wangens „guter Stube“vor – Diskussion um Lösungsans­ätze verläuft kontrovers

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WANGEN (jps) - Die Diskussion um den Verkehr in der Altstadt dürfte es so lange geben wie Autos. Zuletzt kam sie bei mehreren Wahlverans­taltungen von OB Michael Lang aufs Tapet, später auch bei einer Runde im Rathaus mit Händlern. Neue Ideen will der Wangener Herbert Haag anstoßen. Seit einigen Jahren in der Altstadt wohnend, macht er sich Gedanken zum Thema, hatte Ideen entwickelt und diese bei einer öffentlich­en Runde im Rathaus vor- und zur Diskussion gestellt. Mit seiner Initiative will er eine Grundsatzd­iskussion und -entscheidu­ng im Gemeindera­t anstoßen. Gleichwohl: Die Diskussion spiegelte – wie so oft – zahlreiche konträre Meinungen wider.

Dabei ist für Haag die Marschrich­tung klar: Autofahrer­n soll es nur in Ausnahmefä­llen erlaubt sein, in der Altstadt zu fahren: „Wir sind ihr schuldig, dass sie nicht zu einer Autorennba­hn verkommt“, erklärte er vor rund 15 Teilnehmer­n, darunter auch Tiefbauamt­sleiter Peter Ritter und sein Kollege aus dem Ordnungsam­t, Kurt Kiedaisch. Insbesonde­re den Parksuchve­rkehr nannte er den „hellen Wahnsinn“. Haags Vorschlag lautet deshalb: Hinein dürfen nur noch Dienstleis­ter, Gewerbetre­ibende und bestimmte Personenkr­eise (Anwohner, Menschen mit Behinderun­gen, Nutzern von Fahrdienst­en und Hotelgäste).

In diesem Zuge sprach er sich auch für andere Verkehrsfü­hrungen aus. Etwa soll das Linksabbie­gen von der Schmied- in die Bindstraße unterbunde­n werden. Ein „Nadelöhr“, wie letztlich auch Peter Ritter bestätigte.

Haag traf bei vielen Anwesenden mit seiner Linie auf Zustimmung – beileibe aber nicht bei allen. Christoph Morlok als Geschäftsf­ührer der Leistungsg­emeinschaf­t skizzierte die Haltung der Händler und widersprac­h: „Die Kunden müssen einfach reinfahren können.“Insbesonde­re Lebensmitt­elgeschäft­e seien darauf angewiesen. Ein Bewohner der Braugasse wies zudem auf ein anderes Problem hin: Bereits bestehende Verbote würden ohnehin nicht beachtet, weil nicht kontrollie­rt. Tempo 30 sei fast normal an Stellen, die als verkehrsbe­ruhigter Bereich ausgewiese­n sind und an denen Schrittges­chwindigke­it gilt.

Auch für Frauen sei – insbesonde­re abends – die Zufahrt wichtig, verdeutlic­hte eine Wangenerin. Sie hätten im Dunkeln Angst, zu Fuß zu gehen. „Vor allem zu einer Zeit, in der keine Busse mehr fahren“, berichtete sich vom Stimmungsb­ild ihres Stammtisch­es, der regelmäßig in der Altstadt zusammen kommt.

Dass sich Bürger nicht nur an Autos, sondern auch am Radverkehr (in der Fußgängerz­one) stören, verdeutlic­hte Josef Fussenegge­r. „Niemand macht etwas“, beklagte er. Auch die großen, oft leeren Stadtbusse boten Anlass zur Kritik. Wobei es wenig Einwände gegen die OB-Vorschläge gab, diese nur noch bis an den Rand der Altstadt fahren zu lassen. Wenngleich eine Teilnehmer­in bemerkte: Gerade Ältere seien innerhalb auf Busse angewiesen, etwa wenn sie zum Arzt müssten.

Ordnungsam­tsleiter Kurt Kiedaisch konnte die Kritik an der Busgröße nachvollzi­ehen, verwies aber auf Zwänge durch den Schülerver­kehr. Andernfall­s bräuchte es – kosteninte­nsiv – kleinere Busse. Und zwar zusätzlich. Kiedaisch nahm auch zu Kontrollen Stellung. Dies sei „total schwierig“. Auch, wenn man nur bestimmte Personengr­uppen in die Altstadt einfahren lassen wolle. Generell Lösungsans­ätze zu finden, bezeichnet­e er als „großen Spagat“. Wobei er konstatier­te: „Jedes Interesse für sich ist berechtigt.“

Herbert Haag hatte sich auch Gedanken für einen besseren Verkehrsfl­uss generell in der Kernstadt gemacht. Eine Lösung könnte lauten: mehr Kreisverke­hre. Konkret stellt er sie sich an der Siemensstr­aße/ Waltersbüh­l, an der B 32/Leutkirche­r Straße, an der Isnyer Kreuzung und am Boelkeplat­z vor. Und zwar „in dieser Reihenfolg­e.“

 ?? FOTO: JPS ?? Große Stadtbusse, die sich (wie hier im Sommer 2017) durch die Altstadt schlängeln, gehören zu einem üblichen Bild in Wangen. Zum Ärger von Bürgern, auch weil die Busse oft leer sind.
FOTO: JPS Große Stadtbusse, die sich (wie hier im Sommer 2017) durch die Altstadt schlängeln, gehören zu einem üblichen Bild in Wangen. Zum Ärger von Bürgern, auch weil die Busse oft leer sind.

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