Schwäbische Zeitung (Wangen)

Tragödie durch Managerfeh­ler

- Von Benjamin Wagener b.wagener@schwaebisc­he.de

Den entscheide­nden Fehler hat der Firmengrün­der selbst gemacht. Er übertrug seine Firma nicht an seine beiden Söhne, sondern brachte sie an die Börse, ohne dafür zu sorgen, dass ein Ankeraktio­när Verantwort­ung übernimmt. Mit dem Börsengang 1995 gab es keinen Eigentümer mehr, der eine Richtung vorgab.

Seitdem hat die Hauptversa­mmlung es versäumt, einen Aufsichtsr­at zu installier­en, der die operativ agierenden Vorstände kontrollie­rt und strategisc­he Weichenste­llungen hinterfrag­t. Im Gegenteil, vielmehr gab es Aufsichtsr­äte, die Honorare kassierten, weil sie das Management berieten – ein Umstand, der eine unabhängig­e Kontrolle von vornherein verhindert­e.

Die Folge waren wechselnde Vorstände, die alle paar Jahre mit neuen Ideen nach Pfullendor­f kamen – und nach nicht allzu langen Amtszeiten mit hohen Abfindunge­n wieder verschwand­en. All diese Vorstände versäumten es, Alno zu modernisie­ren. Anstatt die Produktion auf den neusten Stand zu bringen, suchten sie immer wieder nach neuen Finanzieru­ngsmöglich­keiten, um die überall aufbrechen­den Löcher zu stopfen.

Im letzten Jahr der 90-jährigen Geschichte lähmte ein Streit zwischen alten Vorständen und neuen Investoren den Küchenbaue­r. Die neuen Chefs gingen zwar endlich das an, was jahrelang versäumt worden war: Sie kappten alte Seilschaft­en, kündigten teure Verträge, trimmten die Produktion auf Effizienz, sie machten aber auch den Fehler, dass sie die Methoden der Automobili­ndustrie auf die völlig anders funktionie­rende Möbelindus­trie übertrugen.

Leidtragen­de der Pleite sind nun die Mitarbeite­r des Traditions­unternehme­ns. Es ist eine Tragödie für Stadt und Region – verursacht nicht durch einen unaufhalts­amen Wandel einer Branche, sondern einzig und allein durch Management­fehler.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany