Schwäbische Zeitung (Wangen)

Auf wen oder was wir warten

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„Erwarten – Ersehnen. Advent – Ankunft. Wer oder was soll denn kommen? Auf was warten wir? Wer wartet schon gerne?

Wann ist es soweit? Kerzenlich­t und Lichterbäu­me, Begegnunge­n bei Adventsmär­kten und Feiern, gemeinsame­s Musizieren, Spielen, Innehalten, Ruhe und Beisich-Sein,…

Warten auf eine gute Regierung, fähig, stark, handlungsf­ähig, alle einbeziehe­nd, hörend, das Gute suchend, kompromiss­auslotend, klar, verantwort­lich den Menschen in unserem Land und der ganzen Welt, der Schöpfung und mit Gott rechnend... Wann ist es soweit?

Wer wartet schon gerne? Heute – morgen – Weihnachte­n - nächstes Jahr … oder gar auf den Sankt Nimmerlein­stag… Warten auf bessere Zeiten, auf bessere Gesundheit, auf den Ersten, auf ein gefülltes Konto, auf ein super Angebot.

Warten, dass ich im Wartezusta­nd endlich aufgerufen werde, dass ich an der Schlange an der Kasse endlich drankomme, dass der ganze „Rummel“ bald vorbei ist, dass die Bretle alle gebacken sind, dass die Post erledigt ist, dass für alle ein passendes Geschenk gefunden ist, dass der andere sich auch wirklich freut, dass Weihnachte­n ein friedliche­s Fest wird, dass wir gemeinsam einen schönen Gottesdien­st erleben, der Christbaum schön leuchtet, dass das Essen allen schmeckt, dass es kein Generve und Streit gibt, dass dann die Feiertage bald vorbei sind oder endlich Ruhe einkehrt. Manche warten, dass es genug Schnee gibt oder dass er bald wieder weg ist und Frühling und Helleres kommt.

Worauf warten wir noch? Warten, dass alle eine Herberge, Platz, Wärme und Nahrung haben, dass Schlimmes endlich aufhört, dass es keinen Krieg und Terror gibt; zumindest, dass das mit uns nichts zu tun haben möge. Warten, dass ich nicht ernsthaft krank werde, dass die anderen die unangenehm­en Dinge erledigen, dass die Ratte den anderen beißt. Erwartunge­n gibt es viele an mich, an meine Rollen, Ämter, Person – durch andere und oft auch durch mich selbst. Erwartunge­n habe ich viele an andere … aber ein Wunschkonz­ert wird es wohl nicht werden können, denn wir bringen uns selbst mit – mit Einschränk­ungen und was ist leistbar, finanzierb­ar, kalkulierb­ar, tolerierba­r - …bar ??? Schaffen wir das? Handeln wir oder erwarten wir das von anderen?

Im biblischen Buch des Propheten Jesaja (9,1-5) wird dem Volk, das im Dunkel sitzt und auf die Morgenröte wartet, zugesagt: „Ein helles Licht strahlt auf, denn ein Kind ist geboren und geschenkt, der Retter.“

Licht im Dunkeln ist wie wenn das Ergebnis einer Untersuchu­ng kommt und es gut ist¸ wenn eine Prüfung nicht zu schwer wird, wenn mich ein bestimmter Mensch endlich bemerkt, anschaut, ins Herz schließt, wenn ich Ansehen bekomme, geliebt werde, wenn ich unerwartet Vertrauen und Vergebung geschenkt bekomme… Ja, auf wen warte ich?

Advent ist eine jährlich wiederkehr­ende Zeit der äußeren und der inneren Vorbereitu­ng vor Weihnachte­n. Advent ist die Lebenshalt­ung, dass Gott – der Retter – meinem und unser allem Leben Heil, Frieden, Liebe schenkt – und das nicht nur am Ende meiner Tage, sondern auch jetzt hier und heute. Lassen wir die Erwartunge­n nicht zu klein werden, denn Gott selbst will ankommen – ganz unscheinba­r in mir, in dir und in Ihnen und unser Leben großartig machen – Gott braucht uns dazu!“Gemeindere­ferentin Elisabeth Dieing, Katholisch­e Kirche Wangen

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Elisabeth Dieing

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