Gemütliche Zeit ist beim VfB vorbei
Nach drei Niederlagen in Folge wartet nun der FC Bayern München – Gerüchte um Terodde
STUTTGART (dpa/falx) - Verletzungssorgen, Angreifer mit Ladehemmungen, ein nachtretender ExTorwart und generell den Worst Case vor Augen. Die Stimmung beim VfB Stuttgart könnte derzeit wirklich besser sein. „Wir werden die Hinrunde im ungünstigsten Fall mit 17 Punkten abschließen“, verkündete Sportvorstand Michael Reschke jüngst. Da die Schwaben derzeit genau jene Anzahl auf dem Punktekonto haben und es im letzten Hinrundenspiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den FC Bayern München geht, scheint der schlimmste Fall fast programmiert. Bei Rechtsverteidiger Andreas Beck zumindest ist die Hoffnung auf ein Erfolgserlebnis im Heimspiel schon jetzt gering. „Vielleicht haben wir 10 Prozent Chance zu gewinnen“, sagte der Ex-Nationalspieler nach dem 0:1 bei der TSG Hoffenheim, der dritten Niederlage in Folge. Eine solche Negativserie hatte es in den knapp eineinhalb Jahren unter Trainer Hannes Wolf noch nie gegeben.
Dem VfB droht nun nicht nur eine ungemütliche Winterpause, sondern generell ein Ende der gemütlichen Zeit. Vor allem, da auch Konkurrenten wie der SC Freiburg ihr Tief überwunden haben und vorbeiziehen. Dass es derzeit alles andere als rund läuft, liegt an zwei Dingen: der eklatanten Auswärtsschwäche und der erschreckend schwachen Offensive. Einen Punkt haben die Schwaben auf fremden Plätzen bisher erst gesammelt. 13 erzielte Treffer sind zudem der drittschlechteste Wert der Bundesliga. Als „dünn“beschrieb Wolf auch die Leistung seiner Angreifer in Hoffenheim.
Angesichts der „brutal schweren“Aufgabe gegen die Bayern scheint ein ähnliches Szenario wahrscheinlich. Auch Wolf weiß um die Qualitäten des Spitzenreiters, hofft aber auf einen großen Kampf seiner Mannschaft – anders als in Sinsheim.
„Wir haben am Anfang vielleicht zwei, drei Torchancen entwickelt. Danach haben wir keine Torgefahr mehr ausgestrahlt“, kritisierte Wolf. „Das wird jetzt eingefordert, dass wir auch vorne um unser Leben rennen, dass wir sprinten.“Vor allem die Offensivakteure Berkay Özcan, Takuma Asano und Josip Brekalo dürften nach ihrem schwachen Auftritt deutliche Ansagen von ihrem Coach bekommen. Zu allem Überfluss werden in Anastasios Donis (definitiv) und Chadrac Akolo (wahrscheinlich) die in dieser Saison treffsichersten VfB-ler gegen die Bayern verletzt ausfallen.
Unabhängig davon sehen die Schwaben in der Winterpause Handlungsbedarf. Die Zukunft des seit Wochen außer Form agierenden Simon Terodde bleibt weiter offen. Reschke hatte in Sinsheim zwar zunächst gesagt, dass der vom 1. FC Köln umworbene Aufstiegsheld bleibt, anschließend vermied er aber ein klares Bekenntnis. Laut „Kicker“soll der VfB nun am türkischen Nationalangreifer Cenk Tosun von Bayern Münchens Champions-LeagueGegner Besiktas Istanbul interessiert sein. „Wir sind dabei, unsere Hausaufgaben zu machen. Schauen wir mal, was passiert“, sagte Reschke.
Und als wären die sportlichen Probleme nicht eklatant genug, keilt auch noch Sven Ulreich gegen seinen Ex-Arbeitgeber und die damaligen Entscheider um Sportvorstand Robin Dutt. „Es kam damals ja oft so rüber, dass ich auf einen Wechsel gedrängt hätte und vom VfB weg wollte. Das stimmt aber so nicht“, so Ulreich, der vor der Rückkehr einige Dinge zurechtrücken wollte. Vielmehr habe ihm die sportliche Führung deutlich kommuniziert, dass man nicht mehr bedingungslos auf ihn setze. „Ich wurde gefragt, ob ich mich nicht mal nach etwas Neuem umschauen wolle. Das war ein eindeutiges Zeichen. Erst dann bin ich aktiv geworden“, sagte Ulreich den „Stuttgarter Nachrichten“.
Er hege deshalb jedoch keinen Groll mehr. „Ich habe die Sache abgehakt. Beim VfB bin ich groß geworden, es ist nach wie vor mein Herzensclub.“Allerdings kritisierte Ulreich, der seine Verletzung überwunden hat, auch den damaligen Umgang des VfB mit den eigenen Talenten. Man habe ihnen oft nicht genug Zeit gegeben, sich zu entwickeln. Stattdessen hätten Neuzugänge von außen eher einen höheren Stellenwert gehabt „als die Jungs aus dem eigenen Stall. Dann kam es zum Vereinswechsel und plötzlich starteten viele VfB-Talente woanders durch.“