„Müssen uns den Realitäten stellen“
In Leutkirch hofft man auf sachliche Diskussion über Zukunft der Berufsschulen
LEUTKIRCH/WANGEN (heb/bee) In Leutkirch wird das vom Landkreis favorisierte Modell zur Neuordnung des Ausbildungsangebots an den beruflichen Schulen begrüßt. „Es wird etwas passieren. Veränderung muss sein“, so Heinz Brünz, Leiter der Leutkircher Geschwister-SchollSchule. Stellvertreterin Gabriele Kallenbach-Blasen sagt: „Der Kreis muss weitsichtig handeln und planen, um möglichst viele Ausbildungsangebote in der Region zu halten.“
Eine solche Reform funktioniere nur nach dem Prinzip des Gebens und des Nehmens. Darauf weist unter anderem der Leutkircher OB Hans-Jörg Henle, der auch der CDUFraktion im Kreistag angehört, in einer Stellungnahme hin: „Durch den Rückgang der Schülerzahlen und die Vorgaben des Landes ist es notwendig, unsere Berufsschulen zukunftssicher aufzustellen. Das von der Kreisverwaltung vorgeschlagene Modell K2 ist ein sehr ausgewogener und guter Vorschlag. Bei diesem Modell profitiert unser Landkreis insgesamt am meisten, da dabei fast alle Ausbildungsberufe im Kreis gehalten werden können.“Henle schmerzt indes auch, dass am Standort Leutkirch Ausbildungsangebote wohl wegfallen werden. Sein Trost: „Wir werden aber im gewerblichen Bereich nachhaltig gestärkt und fit für die Zukunft gemacht.“
Starke Sympathie zeigt auch Brünz für das Modell „Kompetenzzentrum 2“, das die Kreisverwaltung empfiehlt. Allgemein hat er in einer Stellungnahme an Landrat Harald Sievers festgehalten: „Grundsätzlich betrachte ich alle Varianten unter dem Aspekt der nachhaltigen Zukunftssicherung der GeschwisterScholl-Schule, gewachsene und etablierte Schulen sinnvoll zu erhalten beziehungsweise zu ergänzen.“Die baldige Umsetzbarkeit besitze dabei einen hohen Stellenwert.
Schon im Jahr 2014 gab es in Leutkirch einen ersten Strukturwechsel mit der Zusammenlegung der Sophie-Scholl-Schule und der Gewerblichen Schule zur GeschwisterScholl-Schule. „Die Fusion hat uns gestärkt“, blickt Brünz zurück. Auf diese Stärken setzt er. Doch auch in Leutkirch habe sich in den vergangenen Jahren ein hoher Investitionsstau angesammelt – sowohl bei der Ausstattung der Schulräume, als auch bei der Gebäudesubstanz.
Mehr zu schaffen machen einzelnen Standorten in der Diskussion aber die angestrebten Verlagerungen einzelner Fachbereiche. Kommt Variante K 2, dann verliert Wangen einen Großteil seiner gewerblichen Ausbildung, und es wird Leutkirch aufgewertet in den Berufsfeldern Kfz, Metall, Elektrotechnik und Bau.
„Durch die Stärkung der einjährigen Berufsfachschule Elektrotechnik kann die Verbindung zur Ausbildung im Bereich Kfz deutlich werden. Elektrotechnik und Kfz passen durch die zunehmende Elektromobilität zusammen“, sagt Brünz. Nötige Investitionen müsse der Kreis bei diesem Konzept nur an einem Standort vornehmen. Abteilungsleiter Wolfgang Fürst weist darauf hin, dass sich Leutkirch in der Vergangenheit auch während der ersten beiden Berufsschuljahre als Standort für die Ausbildung im Bereich Nutzfahrzeuge bewährt habe.
Brünz hofft, dass die weitere Diskussion sachlich und nicht zu emotional verläuft: „Wir alle, Schulträger und Schulleitungen, müssen uns doch den Realitäten stellen.“