„Ein Schock für die Schule“
Pläne für BSW kommen in Argenbühl, Amtzell und Kißlegg durchwachsen an
REGION - Der Kreistag hat in seiner jüngsten Sitzung darüber diskutiert, die berufliche Ausbildung in sogenannten Kompetenzzentren zu bündeln. In Wangen würde sich das Angebot unter anderem auf Agrarwissenschaft konzentrieren, ein Großteil des Gewerbes würde nach Leutkich abwandern. Wir haben uns umgehört, was das für die Schüler und Auszubildenden in den umliegenden Gemeinden bedeuten würde.
„Es ist ein Schock für uns“, sagt Roland Titel, Leiter des Ländlichen Schulzentrums Amtzell. Er befürchtet, dass alles zentral nach Ravensburg gezogen wird und das Allgäu als Schulstandort ins Abseits gerät. „Wangen muss erhalten bleiben“, sagt Titel. „Wir als Schulvertreter aus dem Allgäu müssen nun zusammenstehen und uns dafür einsetzen.“Nicht nur um den Standort im Allgäu sei es schade, so Titel, auch für die Schüler würde die Reform einen enormen Aufwand bedeuten: „Egal ob sie dann stattdessen nach Isny oder Ravensburg pendeln müssen – beides wäre ein erheblicher Zeitverlust und logistischer Aufwand.“
Das Thema „Entwicklung der Berufsschulen“sei für die Kißlegger Jugendliche, Betriebe und hier lebenden Lehrkräfte ebenfalls von großer Bedeutung, sagt Bürgermeister Dieter Krattenmacher. „Uns ist wichtig, dass möglichst viele Berufsbilder und schulische Angebote für berufliche Gymnasien im nahen Umfeld, also dem Württembergischen Allgäu, gesichert angeboten werden.“Da Jugendliche meist auf den Nahverkehr angewiesen sind, hätten aus Kißlegger Sicht die Nachbarstädte Wangen und Leutkirch Priorität.
„Unser Ziel für das Württembergische Allgäu muss sein, einen weiteren schleichenden Kompetenzverlust bei der öffentlichen Infrastruktur insgesamt zu vermeiden“, sagt Krattenmacher. „Einige Vorschläge der Kreisverwaltung gehen aus meiner Sicht in die richtige Richtung und sichern neben einem breiten Schulangebot auch möglichst kurze Wege für unsere Region.“Grundsätzlich sei für die Argenbühler Schüler Wangen als Schulstandort besser erreichbar als Leutkirch, sagt Bürgermeister Roland Sauter. Inwieweit mögliche Qualitätsverbesserung des Angebots, Stichwort Kompetenzzentren, die schlechtere Erreichbarkeit ausgleichen könnte, sei momentan noch schwer einschätzbar. „Die Gründe, dass Wangen gerade in den Bereichen abgeben soll, in denen die Situation dort gut ist, in denen in den letzten Jahren viel gemacht wurde und keine Kleinklassen vorhanden da sind, sollte in den zuständigen Gremien noch intensiv diskutiert werden“, so Sauter. Dass allein die Planungssicherheit für Investitionsund Instandhaltungsmaßnahmen den Ausschlag für diese Entwicklungsvariante gibt, sei für ihn schwer nachvollziehbar.
Noch sehe er keine Lösung, die alle beteiligten Städte und Schulen mittragen, sagt Amtzells Bürgermeister Clemens Moll: „Die Lernschwerpunkte zu konzentrieren, halte ich grundsätzlich für sinnvoll. Wie das aber konkret aussehen könnte, das muss noch geklärt werden.“Für Januar hat das Landratsamt alle Kreisräte zu einer Besichtigung der Schulstandorte eingeladen. Vielleicht helfe das ja weiter, sagt Moll.