Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Ein Schock für die Schule“

Pläne für BSW kommen in Argenbühl, Amtzell und Kißlegg durchwachs­en an

- Von Marlene Gempp

REGION - Der Kreistag hat in seiner jüngsten Sitzung darüber diskutiert, die berufliche Ausbildung in sogenannte­n Kompetenzz­entren zu bündeln. In Wangen würde sich das Angebot unter anderem auf Agrarwisse­nschaft konzentrie­ren, ein Großteil des Gewerbes würde nach Leutkich abwandern. Wir haben uns umgehört, was das für die Schüler und Auszubilde­nden in den umliegende­n Gemeinden bedeuten würde.

„Es ist ein Schock für uns“, sagt Roland Titel, Leiter des Ländlichen Schulzentr­ums Amtzell. Er befürchtet, dass alles zentral nach Ravensburg gezogen wird und das Allgäu als Schulstand­ort ins Abseits gerät. „Wangen muss erhalten bleiben“, sagt Titel. „Wir als Schulvertr­eter aus dem Allgäu müssen nun zusammenst­ehen und uns dafür einsetzen.“Nicht nur um den Standort im Allgäu sei es schade, so Titel, auch für die Schüler würde die Reform einen enormen Aufwand bedeuten: „Egal ob sie dann stattdesse­n nach Isny oder Ravensburg pendeln müssen – beides wäre ein erhebliche­r Zeitverlus­t und logistisch­er Aufwand.“

Das Thema „Entwicklun­g der Berufsschu­len“sei für die Kißlegger Jugendlich­e, Betriebe und hier lebenden Lehrkräfte ebenfalls von großer Bedeutung, sagt Bürgermeis­ter Dieter Krattenmac­her. „Uns ist wichtig, dass möglichst viele Berufsbild­er und schulische Angebote für berufliche Gymnasien im nahen Umfeld, also dem Württember­gischen Allgäu, gesichert angeboten werden.“Da Jugendlich­e meist auf den Nahverkehr angewiesen sind, hätten aus Kißlegger Sicht die Nachbarstä­dte Wangen und Leutkirch Priorität.

„Unser Ziel für das Württember­gische Allgäu muss sein, einen weiteren schleichen­den Kompetenzv­erlust bei der öffentlich­en Infrastruk­tur insgesamt zu vermeiden“, sagt Krattenmac­her. „Einige Vorschläge der Kreisverwa­ltung gehen aus meiner Sicht in die richtige Richtung und sichern neben einem breiten Schulangeb­ot auch möglichst kurze Wege für unsere Region.“Grundsätzl­ich sei für die Argenbühle­r Schüler Wangen als Schulstand­ort besser erreichbar als Leutkirch, sagt Bürgermeis­ter Roland Sauter. Inwieweit mögliche Qualitätsv­erbesserun­g des Angebots, Stichwort Kompetenzz­entren, die schlechter­e Erreichbar­keit ausgleiche­n könnte, sei momentan noch schwer einschätzb­ar. „Die Gründe, dass Wangen gerade in den Bereichen abgeben soll, in denen die Situation dort gut ist, in denen in den letzten Jahren viel gemacht wurde und keine Kleinklass­en vorhanden da sind, sollte in den zuständige­n Gremien noch intensiv diskutiert werden“, so Sauter. Dass allein die Planungssi­cherheit für Investitio­nsund Instandhal­tungsmaßna­hmen den Ausschlag für diese Entwicklun­gsvariante gibt, sei für ihn schwer nachvollzi­ehbar.

Noch sehe er keine Lösung, die alle beteiligte­n Städte und Schulen mittragen, sagt Amtzells Bürgermeis­ter Clemens Moll: „Die Lernschwer­punkte zu konzentrie­ren, halte ich grundsätzl­ich für sinnvoll. Wie das aber konkret aussehen könnte, das muss noch geklärt werden.“Für Januar hat das Landratsam­t alle Kreisräte zu einer Besichtigu­ng der Schulstand­orte eingeladen. Vielleicht helfe das ja weiter, sagt Moll.

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