Schwäbische Zeitung (Wangen)

Armut wird nicht verhindert

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Zum Bericht „Es fehlt eine warme Jacke oder ein Bett“, SZ vom 9. Dezember: Ich frage mich ernsthaft, warum in einem reichen Deutschlan­d Familien seit 70 Jahren noch immer darben, wenn sie mehr als zwei Kinder haben, oder alleinerzi­ehend sind. Es muss doch grundlegen­de Ursachen haben, dass Hilfsorgan­isationen diesen Familien unter die Arme greifen müssen, um deren Überleben zu sichern. Die Antworten sind einfach: Es ist erstens unser Adenauer’sches Sozialgese­tz von 1957, das Müttern nicht mehr erlaubt, mehrere Kinder im eigenen Heim unter Verzicht auf Erwerbsarb­eit großzuzieh­en, ohne enorme Einbußen in der Rente zu riskieren. Zweitens mindern die Kinder nicht die Sozialabga­ben der Eltern. Denn ein Ehepaar mit fünf Kindern zahlt exakt den gleichen Beitrag in die Sozialvers­icherungen wie ein kinderlose­s Ehepaar. Es ist also die Abgabenlas­t, die Familien in den Ruin zwingt.

Diese Diskrimini­erung ließe sich von heute auf morgen bei gutem Willen per Parlaments­beschluss beseitigen, und Kinder aus geschwächt­en Familien hätten wie andere Kinder warme Jacken und ein kuschelige­s Bett. Familienar­mut in Deutschlan­d ist vielleicht nicht gewollt, wird aber auch nicht verhindert.

Bärbel Fischer, Leutkirch (Stadt)

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