Die Lust am Lesen lernen
Kinder brauchen viel Motivation, verschiedene Methoden und Mut
MEMMINGEN - Das Ergebnis einer internationalen Studie, wonach jeder fünfte Viertklässler nicht richtig lesen kann, überrascht die Memminger Grundschulrektorin Anna Fromm: „So ist es bei uns nicht“, sagt die Chefin der Theodor-HeussSchule. Schulamtsdirektorin Elisabeth Fuß will die Studie als Anreiz nehmen, künftig noch mehr auf die Lesekompetenz der einzelnen Schüler zu achten.
Motivation: Um Lesen zu lernen, braucht es zunächst einmal eines: Motivation. Diese entwickelt sich nach Angaben von Fromm bereits im Elternhaus am Frühstückstisch: „Wenn Eltern am Morgen Zeitung lesen, wollen Kinder das auch.“Fromm empfiehlt, die Lektüre dem Kind anzupassen. Denn nur wenn es die Lektüre verstehe, bleibe es motiviert. Dem schließt sich Fuß an. Sie ergänzt, dass auch durch Vorlesen die Lust zu lesen geweckt werde. „Und wenn Kinder gerne lesen“, sagt sie, „lesen sie gut. Und weil sie gut lesen, lesen sie gerne.“
Methoden: „Lesen ist nicht immer spannend, aber es muss tagtäglich geübt werden“, sagt Grundschulrektorin Anna Fromm. Um sicher im Lesen zu sein, geht es laut Fuß um mehr, als nur darum, flüssig durch den Text zu kommen.
Auch der Sinn des gedruckten Wortes müsse verstanden werden – ungeachtet dessen, um welche Textart es sich handle oder um welche Textform. Denn Kinder müssten auch den Sinn von Schaubildern, Tabellen oder digitalen Texten erfassen können. Um das zu erreichen, empfiehlt Grundschulrektorin Anna Fromm verschiedene Methoden:
Laut lesen: „Wenn Kinder laut lesen, hört man, ob sie den Text verstehen“, sagt Fromm. Durch die Betonung der Worte, durch Atempausen oder wenn sie sich verhaspelten. Deshalb empfiehlt sie, die Kinder so oft wie möglich laut vorlesen zu lassen. „Das geht auch nebenbei“, sagt Fromm, „zum Beispiel, während die Mama kocht.“
Tandem-Lesen: In der Schule habe sich das Tandem-Lesen bewährt, erzählt Fromm. Dabei helfe ein guter Leser einem schwächeren Leser. Fehler würden dann gemeinsam verbessert. Diese Technik empfiehlt die Rektorin auch den Eltern.
Digitale Medien: Auch online könne man Kindern spielerisch das Lesen näherbringen. Als Beispiel nennt Fromm die Internet-Lernplattform Antolin. Schüler beantworten dabei Fragen zu Büchern. Dabei können Punkte gesammelt und Urkunden gewonnen werden.
Mut: In der Theodor-HeussSchule werden Lesekonferenzen abgehalten. Dabei bekommen die Kinder Texte und besprechen hinterher deren Inhalt. Damit sie sich trauen nachzufragen, wenn sie etwas nicht verstanden haben. Denn Unwissen offen im Unterricht zuzugeben, sei für Schüler nicht einfach, sagt Fromm.
„Was bedeutet Angeber?“
Dazu bräuchten Kinder eine Menge Mut. Deshalb ist es für die Rektorin grundlegend, dass Eltern und Lehrer den Kindern vermittelten, dass sie nachfragen dürften. Eine Drittklässlerin habe kürzlich gefragt: „Was bedeutet das Wort Angeber?“Anfangs sei sie verblüfft gewesen, dass die Schülerin das Wort noch nicht kannte. „Aber wenigstens hat sich die Schülerin getraut nachzufragen.“