Schwäbische Zeitung (Wangen)

Lindauer Stadtrat verabschie­det erneut einen Rekordhaus­halt

Lediglich drei Räte lehnen das 60-Millionen-Euro-Werk der Stadt Lindau ab

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Auf ein Rekordjahr folgt ein neues. Was die Einnahmen und Ausgaben angeht, wird die Stadt Lindau im kommenden Jahr das zu Ende gehende nochmals übertreffe­n. Aber diesmal hat der Stadtrat dem allein für die Stadt selbst 60 Millionen Euro umfassende­n Zahlenwerk mit größerer Mehrheit zugestimmt als im Vorjahr. Umstritten bleiben allerdings die Erhöhungen der Gewerbeste­uer und der Parkgebühr­en.

Dass die Stadt Autofahrer und Gewerbebet­riebe stärker zur Kasse bittet, hatte bereits im Vorfeld für Aufregung gesorgt. Doch die Mehrheit hielt an beiden Entscheidu­ngen aus dem Finanzauss­chuss fest. Die Parkgebühr­en waren fünf Jahre unveränder­t geblieben, zudem biete Lindau auf und di- rekt vor der Insel so viele Parkplätze wie noch nie. Weil spätestens mit dem Bau des Reutiner Bahnhofs weitere Investitio­nen anstehen, soll der Regiebetri­eb Parkraumbe­wirtschaft­ung nach dem Bau des Parkhauses auf der Insel wieder ansparen.

Die Gewerbeste­uer ist nötig, weil Lindau in den kommenden drei Jahren einen Engpass bei laufenden Einnahmen und Ausgaben hat. Das Landratsam­t hatte gemäß OB und Kämmerer Einsparung­en oder Mehreinnah­men in Höhe von etwa einer dreivierte­l Million Euro im laufenden Haushalt verlangt, andernfall­s hätte es der Stadt den Haushalt nicht genehmigt. Der Stadtrat hat die höheren Steuersätz­e deshalb für drei Jahre beschlosse­n.

Diese drei Jahre sind finanziell eng, weil Lindau die Gartenscha­u vorfinanzi­eren muss. Einnahmen aus Eintritts- geldern und Sponsorenv­erträge fließen aber erst während der Veranstalt­ung im Sommer 2021. Kämmerer Felix Eisenbach zeigte bei seiner Vorschau, dass die Stadt für die Jahre 2018, 2019 und 2020 auf höhere Steuereinn­ahmen angewiesen ist, danach soll sich die Lage für Lindau entspannen.

Eisenbach betonte dabei, dass in der Finanzplan­ung neben den laufenden und bereits beschlosse­nen Großprojek­ten wie Inselhalle, Unterführu­ngen, Therme, Cavazzen, Thierschbr­ücke auch der Reutiner Bahnhof, die zu bauenden Kindergärt­en und Krippen, der Umbau der Zecher Schule, Sportplätz­e, Straßenbau, Hochwasser­schutz und anderes eingeplant seien.

Schuldenab­bau ist in den kommenden drei Jahren demnach allerdings nicht drin. Die Stadt werde alle Kredite ordentlich tilgen und zudem die Zinsen zahlen können, allerdings werden die Schulden wegen der großen Bauprojekt­e bis 2020 weiter steigen. Angesichts niedriger Zinsen, die Lindau fast immer über die gesamte Laufzeit der Darlehen mit den Banken festschrei­bt, sei der Zeitpunkt für diese Investitio­nen ideal.

So sehen das auch die meisten Stadträte. Letztlich haben nur die beide LI-Stadträte Jürgen Müller und Martin Schnell sowie FDP-Rat Ulrich Jöckel den Kernhausha­lt der Stadt abgelehnt. Die Pläne der Regie- und Eigenbetri­ebe ging fast alle einstimmig durch, Gegenstimm­en gab es beim Parkbetrie­b, weil die einen keine weiteren Investitio­nen in Parkhäuser wollen und die anderen gegen höhere Parkgebühr­en sind. Gegenstimm­en gab es zudem wegen der Therme bei den Bäderbetri­eben.

Mit 17:13 nur knapp angenommen hat der Stadtrat den Wirtschaft­splan der Garten- und Tiefbaubet­riebe. Da spiegelt sich Unmut einiger Räte, dass die Sparbestre­bungen durch die Zusammenle­gung nicht so fruchten, wie man das erwartet hatte. Ein großer Teil lehnt dieses Zahlenwerk auch deshalb ab, weil darin bereits der geplante Neubau für Bauhof und Stadtgärtn­erei neben der Kläranlage enthalten ist. Das halten viele Räte für völlig überflüssi­g oder zumindest überhaupt nicht dringlich.

Auffällig war, wie viele Fraktionss­precher bei ihren Stellungna­hmen die gute Stimmung in der Verwaltung und die Zusammenar­beit über Parteigren­zen hinweg lobten. Umso mehr Kritik gab es vor allem in Richtung Müller und Jöckel, die oft gegen große Projekte stimmen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany