Ein denkwürdiger Auftritt
Das Jugendblasorchester widmet das Silvesterkonzert der Filmmusik
WANGEN - Das traditionelle Silvesterkonzert ist zum Jahresausklang 2017 vom Jugendblasorchester bestritten worden und war den Klassikern der Filmmusik gewidmet. Es war ein umjubelter und denkwürdiger Auftritt im Festsaal der Waldorfschule – nicht nur, weil der Percussionist Dominik Schad das Ensemble vor neue Herausforderungen stellte. Den jungen Musikerinnen und Musikern unter der Leitung von Reiner Hobe gelang das musikalische Äquivalent dessen, was in der Gastronomie als „Geschmacksexplosion“bezeichnet wird.
Schon der fulminante Auftakt mit „Moments for Morricone“zeigte, dass es sich beim Jugendblasorchester inzwischen von der Größe und auch von der musikalischen Qualität her um ein ausgewachsenes Blasorchester handelt. Herrlich griffen die Register ineinander, erzeugten stahlharte, gnadenlose Stimmung und ließen dann wieder die Melodien sanft aufblühen. Auch die „Forrest-GumpSuite“von Alan Silvestri blühte mit der gleichen emotionalen Dichte und musikalischem Fingerspitzengefühl.
„Star Wars“von John Williams brachte die bekanntesten Melodien aus der Filmreihe kurz und prägnant und eindrucksvoll zu klingen. Die Titelmusik zu „Mission Impossible“von Adam Clayton und Larry Mullen verband einen bewusst gehetzt wirkenden asymmetrischen Rhythmus mit einer eigenwilligen brüsken Melodiebildung – eine mitreissende Charakterisierung der Titelhelden und der Filmstory.
Besonderer Beat von Schad
Stehend und mit dunklem Anzug und Sonnenbrillen tauchte des Jugendblasorchester dann in die bunte und fröhliche Musikwelt der „Blues Brothers“ein und ließ den lässigen Beat locker und unbeschwert durchlaufen.
Einen Beat der ganz anderen Art hatte der aus Roggenzell stammende Dominik Schad – Mitglied der bekannten englischen PercussionGruppe „Stomp“– mit den Schlagzeuger des Jugendbalsorchesters eingeübt. Auf den Einzug zu den Klängen von Plastikrohren folgte eine ausgefeilte Choreographie mit Basketbällen und Klatschen, und dann handhabte das Ensemble einfache Besen so virtuos und artistisch, dass jede schwäbische Hausfrau vor Neid erblasst wäre – ein rhyrhmisches Erlebnis der besonderen Art, das die Zuhörer zu Begeisterungsstürmen hinriss.
In Hans Zimmers Soundtrack zu „Pirates of the Caribbean – at World’s End“trug das tiefe Blech die heroische Melodie. Dennoch brach das Stück durch die harten Schlagzeugakzente und die wilden Begleitfiguren roh und ungeschliffen über das Publikum herein. „Hogward’s Hymne und Marsch“aus der Musik von Patrick Doyle zu den Harry-PotterFilmen besetzte das andere Ende der Ausdrucksskala. Das Jugendblasorchester präsentierte hier ein leuchtendes, ausgewogenes und abgerundetes Klangbild auf höchstem Niveau, ebenmäßig und kristallklar.
Bei den größten Hits von Henry Mancini wie etwa „Mr. Lucky“, „Baby Elephant Walk“, „Pink Panther“, „Moonwiver“oder „Peter Gunn“schlüpfte das Jugendblasorchester auf kleinstem Raum in zahlreiche Rollen und zeichnete in raschem Wechsel unterschiedliche Stimmungen.
Unbändige Lebensfreude
Die Ausschnitte aus „The Lion’s King“von Elton John vervollständigten den Reigen mit unbändiger Lebensfreude, Sehnsucht und Humor. An den facettenreichen Klängen mit dem afrikanischen Einschlag konnte man sich kaum satthören, ausgezeichnete Musik traf auf ein ausgezeichnetes Blasorchester.
Als letztes Highlight hatte Dominik Schad für das ganze Enbsemble eine komplexe Choreographie aus Stampfen und Klatschen geschrieben, die auch das Publikum mit einbezog und in der das Jugendblasorchester wie in allen anderen Stücken auch, als Einheit agierte – Ausdruck dessen, was Reiner Hobe in den letzten Jahren erreicht hat. Der Radetzky-Marsch mit Luftballonfeuerwerk und das getragene „Irish Blessing“beendeten den Abend traditionell.