Bauerntheater im besten Sinne des Wortes
Die Theaterbühne Waltershofen überzeugt mit dem Stück „Liebe vergeht – Hektar besteht!“
WALTERSHOFEN - Bauerntheater im besten Sinn des Wortes wird derzeit in Waltershofen geboten. Die örtliche Theaterbühne zeigt die Komödie „Liebe vergeht – Hektar besteht!“von Carsten Lögering. Unter den Schauspielern sind in diesem Jahr auch vier neue – und vor allem junge – Gesichter: Nina Diem, Lena Vogel, Florian Prinz und Christof Briegel bilden den Nachwuchs des Ensembles.
Seit September hatten sie geprobt, und es hat sich gelohnt. Voll besetzt war am Freitag die OskarFarny-Halle bei der Premiere. „Ich spiel‘ jetzt seit 40 Jahren in Waltershofen Theater, aber es ist da erste Mal, dass wir bei der Premiere volles Haus haben“, verkündete Spielleiter Franz Reich eingangs. Zweieinhalb Stunden hat die Theaterbühne für Unterhaltung gesorgt und zwar so, dass das Publikum nicht nur immer mal wieder schmunzeln, sondern auch schallend lachen konnte.
Zum Stück: Die authentische Kulisse auf der Bühne versetzt das Publikum in – wie sollte es anders sein – eine Bauernstube. Nach und nach tritt die Bauernfamilie ein: Die bissige Bauernwitwe Berta Bolzmann (Carina Mohrherr) und ihre schaffige Tochter Anke Bolzmann (Franziska Reich), dazu Knecht Fitus (Florian Prinz) mit seiner unflätigen Art und die schusselige Magd Agathe (Katharina Mahle). Dann wäre da noch der feminine Bauernsohn Alexander Bolzmann. Er ist der Milchbubi, der von einer Modelkarriere träumt und sich natürlich zu schön für den Stall ist. Es gibt wohl keinen Waltershofener, der diesen Charakter überzeugender hätte darstellen können als Christof Briegel – im wahren Leben auch junger Landwirt.
Niemand ist wirklich traurig über das Ableben der Oma
Die „Familie Bolzmann“kommt übrigens gerade von der Beerdigung der Oma, über deren Ableben niemand wirklich traurig ist. In die Familienszene platzt Notarin Dörte Treuhand, überzeugend gespielt von Lena Vogel. Sie verliest das Testament der Großmutter: Alle Bolzmanns sind enterbt – es sei denn Alexander oder Anke kommen innerhalb der nächsten 20 Tage unter die Haube. Findet bei keinem der beiden eine Vermählung statt, so verteilt sich das Vermögen wie folgt: Je einen Hektar Land erhalten die Dorfvereine, in denen Oma Bolzmann Mitglied war. 100 Hektar gehen an den Ortspfarrer Selig und die restlichen 100 Hektar plus Haus und Hof und Vieh und Geld bekommen die, „die es am nötigsten haben“: die heilige katholische Kirche.
Kaum ist das Testament verlesen, schon beginnt die Erbschleicherei und folgerichtig auch die Kuppelei: Für den Jungbauern steht schon jemand bereit. Die kiffende Postbotin Elke Hasenspeck (Teresa Reich) hat ein Auge auf ihn geworfen. Doch nicht nur sie hat es auf den Hof der Bolzmanns abgesehen: Auch Dorfpfarrer Selig alias Franz Maier stolpert ins Bauernhaus. Mit dabei hat er nicht nur den Zollstock zum Ausmessen der Stube, sondern auch seine Haushälterin Agnes (Jana Diem), eine unterbelichtete Dorftratsche. Sie hat indes einen eigenen Plan fürs Erben: Ihre Tochter Resl (Nina Diem) würde sie gern mit dem Jungbauern vermählt sehen.
Mutter Bolzmann hingegen setzt auf den trotteligen Heiratsvermittler Hein (grandios verkörpert von Albert Maier). Für die verrückten Vögel vom Hofe Bolzmann hat der Kuppelspecht allerdings keine passenden Hennen oder Gockel im Stall.
Noch mehr Hektik kommt in die Handlung, als Notarin Treuhand das zweite Mal ins Bild tritt: Sie erklärt, dass ihr ein Missgeschick unterlaufen sei und dass nicht wie angekündigt 20 Wochen Heiratsfrist sondern nur 14 Tage im Originaltestament vorgesehen sind.
Von da an geht es auf der Bühne in der Oskar-Farny-Halle drunter und drüber. Für wen alles am Ende die Hochzeitsglocken läuten und wie „selig“das der Pfarrer findet, sei an dieser Stelle nicht verraten.
Die Theaterbühne Waltershofen spielt übrigens nur im Zwei-Jahres-Rhythmus – heuer gibt es noch Vorstellungen am Mittwoch, 3. Januar, Freitag, 5. Januar, und Samstag, 6. Januar, jeweils um 20 Uhr.