Schwäbische Zeitung (Wangen)

Bauherren müssen mehr Parkplätze schaffen

Lindenberg­er Stadtrat beschließt mit großer Mehrheit eine Stellplatz­satzung, die für das ganze Stadtgebie­t gilt

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LINDENBERG - Bauherren müssen in Lindenberg künftig mehr Parkplätze errichten. Der Stadtrat hat eine entspreche­nde Satzung gegen drei Stimmen für gut geheißen. Bei Ein- und Zweifamili­enhäusern sind künftig mindestens zwei Stellplätz­e gefordert, bei Mehrfamili­enhäusern 1,5 Parkplätze je Wohnung.

In den Lindenberg­er Baugebiete­n ist es eng, nicht nur im Winter. Deshalb kommt bei jedem Baugesuch das Thema Parkplätze zur Sprache. Das Minimum bestimmt die Bayerische Bauordnung. Sie fordert einen Stellplatz je Wohnung oder Einfamilie­nhaus. Das geht auf dem Land komplett an der Realität vorbei. Tatsächlic­h haben Familien oft zwei, mitunter auch drei oder vier Autos. Besucher sind da noch nicht eingerechn­et.

Deshalb schreibt die Stadt schon bisher in neueren Bebaungspl­änen eine höhere Zahl an Stellplätz­en vor, die Bauherren nachweisen müssen. In der Regel sind es die genannten zwei Plätze je Einfamilie­n- oder Zweifamili­enhaus und 1,5 Plätze für größere Wohngebäud­e. Das bedeutet: Für ein Haus mit sechs Wohneinhei­ten müssen neun Stellplätz­e nachgewies­en werden. Die jetzt beschlosse­ne Satzung überträgt die Regelung auf das komplette Stadtgebie­t. Für den Bestand ändert sich nichts, sobald aber ein Bürger zusätzlich­en Wohnraum schaffen will, muss er die Zahl der Parkplätze nachweisen, die die Satzung fordert. Und zwar auf dem Grundstück, beziehungs­weise in der Nähe, sprich höchstens 100 Meter Fußweg entfernt.

Ausnahmen gibt es in der Innenstadt. Dort fehlt es mitunter schlicht am Platz, um zusätzlich­e Parkplätze zu schaffen. In solchen Fällen können Bauherren sie bei der Stadt ablösen – fällig werden 6700 Euro je Stellplatz. Mit dem Geld sollte die Stadt Sammelpark­plätze schaffen, beziehungs­weise bestehende Stellplätz­e sanieren. „Wir tun das auch“, sagte Stadtbaume­isterin Marlen Walser.

Die große Mehrheit des Stadtrates begrüßte die Satzung als Schritt in die richtige Richtung. Sie komme allerdings „um einige Jahre zu spät“, sagte Thomas Kühnel. Bestehende Probleme in Wohngebiet­en löst die Satzung nicht. Ludwig Gehring mahnte die Stadt deshalb, Eigentümer von Wohnanlage­n dazu anzuhalten, mehr Parkplätze zu errichten, oder selber in dieser Richtung aktiv zu werden. Der CSU-Fraktionss­precher verwies auf die Lindenhöhe, wo die Wege oft so zugeparkt seien, dass es für Feuerwehr und Sanka im Notfall kein Durchkomme­n gebe.

Grundsätzl­iche Bedenken meldete Markus Holderied unter dem „Stichwort Bürokratie“an: Er wehre sich dagegen, auf bestehende Regelungen immer neue draufzusat­teln, wie es die EU tue. Andere Zweifel äußerte Thomas Göbel. Die Stellplatz­verordnung widersprec­he dem Ziel der Stadt, möglichst wenig Fläche zu verbrauche­n. „Wir tun so, als ob die Fläche beliebig vermehrbar wäre“. Josef Kraft regte deshalb an, einen Schritt weiterzuge­hen und in der Satzung festzulege­n, wie ein Stellplatz angelegt werden muss. Festschrei­ben könnte die Stadt beispielsw­eise die Beschaffen­heit der Oberfläche, aber auch den Bau einer Tiefgarage ab einer bestimmten Größe des Bauvorhabe­ns. Über das Thema soll auf Vorschlag von Dr. Friedrich Haag der Bauausschu­ss diskutiere­n. Sprechen werden die Räte dort auch über die Parkplatza­blöse – ihre Höhe und wie die Stadt das Geld verwendet.

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