Eigenes Ego als Maßstab
Man könnte darüber lachen, wenn es nicht so gruselig wäre. Zwei Männer streiten, wer den größeren Atomknopf hat.
Sein Nukleararsenal könne das gesamte Festland der USA erreichen, hatte sich Nordkoreas Diktator Kim Jong-un gebrüstet: „Der Atomknopf ist immer auf meinem Tisch.“Nun holte Donald Trump zum Gegenschlag aus. Auch er habe einen Knopf und der sei „viel größer und viel mächtiger“, prahlte der US-Präsident in seinem morgendlichen TwitterTweet.
Wer das absurd findet, hat recht. Aber leider geht es hier nicht um zwei präpotente Teenager, sondern um Staatsoberhäupter, die verantwortlich über das Wohl und Wehe von Millionen Menschen entscheiden sollten und stattdessen ihr Ego zum Maßstab der Politik erheben.
Ironischerweise kann man unterstellen, dass Kim Jong-un dabei eine gewisse Rationalität treibt. Er weiß, dass sein Regime ohne die stetige Drohung mit der Atombombe schnell am Ende wäre. Nordkorea wäre dann, da hat Donald Trump recht, nichts als ein von seinen Führern ausgezehrtes Land.
Umso schlimmer, dass dem Präsidenten der Vereinigten Staaten nicht mehr einfällt, als Provokation mit Provokation zu vergelten. Wenn Trump bezweckt hat, mit seinem Tweet Kim Jong-un zu signalisieren, dass er ebenso unberechenbar ist wie der „kleine Raketenmann“in Pjöngjang, ist ihm das gelungen. Doch drängt sich ein beunruhigender Verdacht auf: Trump ist so präpotent wie er sich gibt.
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