Viele Einsätze nach dem Narrensprung
Fasnetsbilanz der Polizei wird durch Vorfälle in Wangen und Neuravensburg getrübt
Bilanz der Polizei wird durch Vorfälle in Wangen und Neuravensburg getrübt.
WANGEN - Unterm Strich zufriedenstellend fällt zwar die Sicherheitsbilanz des Wangener Polizeireviers zur diesjährigen Fasnet aus. Allerdings mit klaren Einschränkungen: Erneut gab es in Neuravensburg Probleme und – für den kommissarischen Revierleiter Joachim Haug überraschend – am Montag auch im Umfeld des großen Narrensprungs in Wangen.
Die Einschätzungen, wie viele Zuschauer bei durchwachsenem Wetter den 61 Gruppen beim Wangener Umzug verfolgten, unterscheiden sich. Während die Narrenzunft Kuhschelle weiß-rot von 6000 bis 7000 Menschen ausgeht, schätzt die Polizei die Besucherzahl auf 3000 bis 4000.
In beiden Fällen liegen die Zahlen (deutlich) unter denen der – teils vom Wetter verwöhnten – Vorjahresveranstaltungen. Umso überraschender erscheinen daher die am Dienstag von Joachim Haug vorgelegten Daten: Der kommissarische Revierleiter bilanzierte sechs Körperverletzungen, darunter zwei gefährliche.
Dass dabei vornehmlich falscher Umgang von Jugendlichen mit Alkohol Ursache sind, verdeutlichen nicht nur die spektakuläreren Fälle, deren Ablauf die Pressestelle des Polizeipräsidiums Konstanz gesondert darstellte (siehe Kasten). So mussten Beamte in bald zehn Fällen Minderjährigen branntweinhaltige Getränke abnehmen. „Wieder vermehrt“registrierten sie zudem Alkoholkonsum bei unter 16-Jährigen. Und: Ein Fasnetsbesucher musste ins Krankenhaus eingeliefert werden: „Er war nicht mehr ansprechbar“, so Haug.
Dabei war die Polizei zwar natürlich beim um kurz nach 16 Uhr beendeten Narrensprung selbst präsent, die Einsätze gab es aber später: „Bei uns beginnt die Arbeit nach dem Umzug“, so Haug. Nämlich dann, wenn vor allem die jüngere Generation die Wirtschaften bevölkert oder auf den Straßen weiter feiert – und trinkt.
Neuralgischer Punkt: Postplatz
Letzteres tat sie bereits während des Umzugs am bekannten „neuralgischen Punkt“während der Narretei, dem Postplatz. Wobei Haug und seine Kollegen beobachteten, dass sich derlei Geschehen heuer zum Teil in Richtung Spitalstraße und die durch den Umbau erweiterte Hafnergasse verlagerte.
Über die Gründe vermehrter Einsätze am Fasnetsmontag in Wangen kann der Revierleiter nur mutmaßen. Einer lautet: „Das Wetter war schlecht, aber das hat den Jugendlichen nichts ausgemacht.“Ein anderer könnte heißen, dass der Narrensprung auch zahlreiche Jüngere aus anderen Städten und Gemeinden anzog. Und als Drittes führt Haug die Arbeit der eigenen Kollegen, inklusive des vermehrten Einsatzes der zivil gekleideten Jugendschutzteams, an. Überspitzt gesagt, bedeutet dies im Umkehrschluss: „Ich könnte eine klasse Bilanz vorweisen, wenn wir mit weniger Personen im Einsatz gewesen wären.“Denn nur wo die Polizei vor Ort sei, könnten Vorfälle überhaupt bekannt beziehungsweise geahndet werden.
Diese gab es Mitte Januar erneut auch in Neuravensburg: „Wie alle Umzüge gut organisiert“, so Haug, waren über die Strenge schlagende Jüngere dort für die Polizisten allerdings keine Überraschung. „Der Umzug bildet da eine Ausnahme“, sagt der Polizeichef. „Wahrscheinlich, weil er der erste in der Region ist.“Zudem sei der dortige Narrensprung stets gut besucht, auch aus dem bayerischen Allgäu und dem Raum Lindau – und unabhängig davon, wie das Wetter ausfällt.
In Zahlen ausgedrückt, gab es dort unter anderem vier Körperverletzungen, einen Verstoß gegen das Waffengesetz, wurden sechs stark Alkoholisierte aufgegriffen und mussten drei Menschen mit zum Polizeirevier. Joachim Haug schlägt deshalb vor, am dortigen Sicherheitskonzept zu arbeiten.
Vermehrt Vorfälle gab es auch Ende vergangene Woche in Amtzell. Vor allem 30 sehr Betrunkene bezeichnet Haug als „relativ viel“. Hinzu kamen 25 Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz. Von dort, wie auch von anderen Veranstaltungen, brachten Polizisten mehrfach Minderjährige heim – mit dem Appell an die Eltern verbunden, im Sinne ihres Nachwuchses am Suchtpräventionsprojekt „HaLT“(Hart am Limit) teilzunehmen. Wer einwilligt, kommt mit der Suchtberatungsstelle der Caritas BodenseeOberschwaben in Kontakt.
Und dieses Angebot hat einen mehr als ernsten Hintergrund. Joachim Haug: „Wenn ein Jugendlicher mit mehr als einem Promille vor mir steht und keine Ausfallerscheinungen hat, lässt das darauf schließen, dass er an Alkohol gewöhnt ist.“