Fast jeder Zweite unzufrieden mit dem Schulsystem
Nach einer Studie wollen über 60 Prozent den Bund in die Pflicht nehmen
BERLIN - Fast die Hälfte der Bevölkerung ist mit dem aktuellen Schulund Bildungssystem im jeweiligen Bundesland unzufrieden. Das geht aus einer Studie des Instituts Insa hervor, die die Fraktionsvorsitzendenkonferenz von CDU und CSU in Auftrag gegeben hat. Mehr als 60 Prozent sehen den Bund in der Pflicht und wünschen sich, dass er stärkeren Einfluss auf die Bildungspolitik bekommt.
Laut Studie wünschen sich die Deutschen, dass der Bund insbesondere in das Lehrpersonal und in die Lehrerausbildung investiert. Für Mike Mohring, Landes- und Landtagsfraktionsvorsitzender der CDU in Thüringen, war das überraschend. Der Fokus liege oft auf der Renovierung von Schulgebäuden, sagte er, dabei beweise die Studie etwas anderes.
Von den mehr als 4000 Befragten sind Kinderlose deutlich zufriedener mit dem Bildungssystem (52 Prozent), als die Studienteilnehmer mit Kindern (46 Prozent). Befragte mit Kindern waren auch häufiger dafür, dass der Bund mehr Einfluss auf die Bildungspolitik bekommt. Diese ist aktuell Sache der Bundesländer.
Der Sprecher der Unions-Vertreter in der Kultusministerkonferenz, der bayerische Staatsminister Ludwig Spaenle (CSU), plädierte für einen Bildungsstaatsvertrag. Dabei würden die Länder sich zu einer stärkeren Zusammenarbeit verpflichten.
Weniger Studierende gefordert
„Der Staatsvertrag ist das stärkste Mittel, das die Länder haben“, sagte Spaenle. Er verspricht sich davon mehr Vergleichbarkeit und Verlässlichkeit im Schulsystem. Der Staatsvertrag sei die „höchste Form der Verbindlichkeit“und hätte eine andere „Rechtsqualität“, als eine Vereinbarung in der Kultusministerkonferenz.
Wie die Studie außerdem zeigt, wächst die Zahl derer, die sich weniger Studierende wünschen. Waren es 2016 noch 34 Prozent der Bevölkerung, sind es heute 43 Prozent, die finden, dass weniger junge Leute studieren sollten. Bei den Befragten über 60 Jahren ist es sogar die Hälfte.
„Man sieht, die Debatte ist weitergegangen“, kommentierte Mohring. Dennoch stimmte über die Hälfte der Deutschen zu, dass es heutzutage ein Abitur braucht, um auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich zu sein.
Wichtig ist den Befragten auch das Thema Digitalisierung. Mehr als die Hälfte ist der Meinung, dass die Schulen im eigenen Bundesland technisch und personell nicht ausreichend ausgestattet sind, um den Schülern Medienkompetenz zu vermitteln. „Die Leute sehen, dass die Lehrer diesen neuen Erwartungen nicht gewachsen sind“, sagte Spaenle. Mehr als 80 Prozent wünschen sich digitale Unterrichtsmaterialien als Ergänzung zu den analogen und fordern in Sachen Digitalisierung mehr Unterstützung für die Schulen.