Olympias Müllers heißen Kim
Namen sind Schall und Rauch? Mitnichten. Namen sind Kim, Lee, Park. In Pyeongchang jedenfalls, um Pyeongchang und um Pyeongchang herum. 48 Prozent der Südkoreaner tragen einen dieser drei Familiennamen; die Kims (21,6 Prozent) – wenn man so will – sind die Müllers Olympias. Die Probe aufs Exempel? Ist der Blick ins Aufgebot des Gastgeberlandes für die XXIII. Winterspiele. 34-mal Kim zählt man da, von Hyun-yung bis Min-seok, 14 Lees außerdem sowie zehn Parks. Dazuzurechnen wäre das geeinte Nord-/Süd-Team im Fraueneishockey, in ihm stemmten sich Kim Heewon, Kim Hyang-mi, Kim Se-lin, Kim Un-hyang, Kim Un-jong, Lee Eun-ji, Lee Jing-yu, Lee Yeon-jeong, Caroline Nancy Park, Park Chae-lin, Park Jong-ah, Park Ye-eun und Park Yoonjung vergebens gegen übermächtige Gegner.
Eishockey übrigens ist in Pyeongchang auch d-i-e Nische der Müllers. Zwei, Jonas und Moritz, verteidigen für Deutschlands Auswahl ... das war’s dann. Fast: eine Schweizer Puckwerkerin (Alina M.) noch und eine eidgenössische Snowboarderin (Stefanie) – mehr Müller ist nicht.
Alles Kim also – oder was? Nicht ganz, denn einen Vornamen hat man/frau auch in Südkorea. Zweisilbig meistens, dem Nachnamen nachgestellt. Der ist der wichtigere, Familie und Ahnen zu Ehren. Der Vorname allerdings bestimmt – so glaubt man – das Schicksal des Trägers. Werdende Eltern stellt das vor große Aufgaben; sollen den Nachwuchs doch zeitlebens Gesundheit, Zufriedenheit und Erfolg begleiten. Yongjoon also für den Filius oder doch lieber Tae-hyun? „Mutige Person mit herausragenden Fähigkeiten“oder „Wünsche werden wahr“? „Die Ruhige“für das Töchterchen oder „Respekt und Schönheit“? Seo-yong oder Jae-hwa? Umso kniffliger ist die Entscheidung, als viele komplexe Faktoren zu beachten sind, Saju und Eumyangohaeng vor allem. Saju sind die „vier Säulen“– Jahr, Monat, Tag und Stunde der Geburt –, Eumyangohaeng ist die Vorstellung von Yin und Yang und den fünf Elementen des Universums.
Namen sind Schall und Rauch? Auch bei nur vier Müllers: Nicht in, um und um Pyeongchang herum!
*Annyeong (gesprochen ahn-joh) ist im Koreanischen die zwangloseste Form – meist unter Freunden -– um „Hi“oder „Hey“zu sagen.