Erste Projekte sind ab Herbst denkbar
„Alt werden in Argenbühl“: Nach Umfrage und Bürgertischen geht der Prozess weiter
„Alt werden in Argenbühl“: Der Prozess geht in die nächste Runde.
ARGENBÜHL - Jetzt beginnt die zweite Stufe im Bürgerbeteiligungsprozess „Alt werden in Argenbühl“. Die Bürgertische sind alle abgeschlossen und werden ausgewertet, die Umfragen zu den einzelnen persönlichen Bedarfen der Bürger ab 40 Jahren sind verschickt worden. Die Gemeinde hofft auf eine hohe Beteiligung bei der Bürgerumfrage und möchte ab Herbst mit der Umsetzung der ersten Projekte beginnen. Jetzt hat die Verwaltung eine erste Bilanz des Gesamtprojekts gezogen.
Wie sieht mein soziales Netzwerk im Alter aus? Gibt es genug Begegnungsstätten bei mir in der Gegend? Und: Wo und wie werde ich künftig wohnen? Das sind die zentralen Fragen, die sich nach den Bürgertischen in den Argenbühler Teilorten im Herbst und Winter 2017 herauskristallisiert haben, sagt Bürgermeister Roland Sauter. „Der Wandel im persönlichen Umfeld der Menschen ist in Städten vielleicht schneller und stärker zu spüren, aber er erreicht uns hier in der Region auch. Die Vereinsamung im Alter kommt auch auf Argenbühl zu.“Darum seien die Themen Wohnen und soziales Umfeld ganz zentral bei „Alt werden in Argenbühl“.
Ganz wichtig sei den Bürgern beim Thema Wohnen, dass sie nicht in Argenbühl, sondern in ihrem jeweiligen Dorf leben wollen, erzählt Sauter weiter. „Wir wollen ja ein ganzheitliches Konzept für die Gemeinde erstellen, aber jedes Dorf soll dabei einzeln betrachtet werden und für jedes Dorf sollen individuelle Lösungen erstellt werden.“Denn die Bürger würden ein starkes Zugehörigkeitsgefühl zu ihrem jeweiligen Ort spüren. Was früher ein Mehrgenerationenhaus und Familien für ältere Menschen geleistet hätten, müsste jetzt die Gemeinschaft übernehmen. Und wie das jeweils gestaltet werden kann, das sei das zentrale Thema der Bürgertische gewesen.
Ideen zu Nachbarschaftshilfe
.„Die Inhalte kommen alle aus der Gemeinde selbst. Das ist etwas ganz Besonderes“, erklärt Peter Beck von der Vinzenz von Paul GmbH, der den Prozess begleitet und selbst bei den Bürgertischen dabei war. Das Thema Alter sei für eine ländliche Gemeinde enorm wichtig und der Prozess sei „eine große Leistung für eine Flächengemeinde wie Argenbühl“. Die Beteiligung bei den Bürgertischen Ende 2017 schätzt Beck als hoch ein. Bei der kleinsten Runde seien zwölf, bei der größten 40 Bürger dabei gewesen. „Das Mitwirken war jeweils sehr stark“, sagt Beck. Insgesamt hätten sich 400 Argenbühler beteiligt.
Einige ganz konkrete Ideen seien von den Bürgern selbst bereits entwickelt worden. Zum Beispiel die Nachbarschaftshilfe. Fragen wie „Warum kochen und essen wir nicht zusammen?“oder „Wie können wir für andere einkaufen und unsere freie Zeit zusammen verbringen?“seien zum Beispiel besprochen worden, berichtet Sauter: „Solche Projekte müssen natürlich vor allem von der Bürgerschaft selbst getragen werden. Die Gemeinde ist dabei Pate.“Ein Wunsch, der in diesem Zusammenhang an die Gemeinde als Koordinator herangetragen worden sei: Als Unterstützung könnten die bereits vorhandenen Angebote wie Pflege- und Besuchsdienste besser miteinander abgestimmt und eine gemeinsame Broschüre als Information entwickelt werden.
Konkrete Wohnformen gewünscht
Bei anderen Themen wie Busverbindungen, Bürgertreffs und Wohnen sei die Gemeinde aber in der Pflicht, sagt Bürgermeister Sauter: „Die Gemeinde hat die geeigneten Grundstücke für Wohnprojekte.“Aber auch die Nutzung von Privatraum sei denkbar. Zum Beispiel für den bereits sehr konkreten Wunsch aus Ratzenried: Die Bürger entwickelten gemeinsam einen Mix aus verschiedenen Wohnformen. Sie wünschen sich Pflegewohngruppen in Form einer Art Senioren-WG mit Präsenzkräften und auch ein offenes Wohnkonzept für junge und alte Bürger, die Gemeinschaftsbereiche nutzen.
Die Hauptsache sei, dass die Bürger sich mit den Projekten am Schluss identifizieren könnten, so Peter Beck. Wie groß der Wunsch der Argenbühler wirklich sei, zu Hause alt zu werden oder mit dem Bus von A nach B zu kommen, das werde derzeit in der Bürgerumfrage abgefragt. Das Ergebnis soll Ende Juni vorliegen. Dann soll es auch in die konkrete Umsetzung erster Maßnahmen gehen. Mitte Juli soll das Konzept für die Gemeinde fertig sein und die Bürger darüber informiert werden. „Das Leben geht aber natürlich nicht erst im Juli weiter“, sagt Sauter. „Die Bürger dürfen gerne jetzt schon mit ihren Ideen loslegen.“