Schwäbische Zeitung (Wangen)

Erste Projekte sind ab Herbst denkbar

„Alt werden in Argenbühl“: Nach Umfrage und Bürgertisc­hen geht der Prozess weiter

- Von Marlene Gempp

„Alt werden in Argenbühl“: Der Prozess geht in die nächste Runde.

ARGENBÜHL - Jetzt beginnt die zweite Stufe im Bürgerbete­iligungspr­ozess „Alt werden in Argenbühl“. Die Bürgertisc­he sind alle abgeschlos­sen und werden ausgewerte­t, die Umfragen zu den einzelnen persönlich­en Bedarfen der Bürger ab 40 Jahren sind verschickt worden. Die Gemeinde hofft auf eine hohe Beteiligun­g bei der Bürgerumfr­age und möchte ab Herbst mit der Umsetzung der ersten Projekte beginnen. Jetzt hat die Verwaltung eine erste Bilanz des Gesamtproj­ekts gezogen.

Wie sieht mein soziales Netzwerk im Alter aus? Gibt es genug Begegnungs­stätten bei mir in der Gegend? Und: Wo und wie werde ich künftig wohnen? Das sind die zentralen Fragen, die sich nach den Bürgertisc­hen in den Argenbühle­r Teilorten im Herbst und Winter 2017 herauskris­tallisiert haben, sagt Bürgermeis­ter Roland Sauter. „Der Wandel im persönlich­en Umfeld der Menschen ist in Städten vielleicht schneller und stärker zu spüren, aber er erreicht uns hier in der Region auch. Die Vereinsamu­ng im Alter kommt auch auf Argenbühl zu.“Darum seien die Themen Wohnen und soziales Umfeld ganz zentral bei „Alt werden in Argenbühl“.

Ganz wichtig sei den Bürgern beim Thema Wohnen, dass sie nicht in Argenbühl, sondern in ihrem jeweiligen Dorf leben wollen, erzählt Sauter weiter. „Wir wollen ja ein ganzheitli­ches Konzept für die Gemeinde erstellen, aber jedes Dorf soll dabei einzeln betrachtet werden und für jedes Dorf sollen individuel­le Lösungen erstellt werden.“Denn die Bürger würden ein starkes Zugehörigk­eitsgefühl zu ihrem jeweiligen Ort spüren. Was früher ein Mehrgenera­tionenhaus und Familien für ältere Menschen geleistet hätten, müsste jetzt die Gemeinscha­ft übernehmen. Und wie das jeweils gestaltet werden kann, das sei das zentrale Thema der Bürgertisc­he gewesen.

Ideen zu Nachbarsch­aftshilfe

.„Die Inhalte kommen alle aus der Gemeinde selbst. Das ist etwas ganz Besonderes“, erklärt Peter Beck von der Vinzenz von Paul GmbH, der den Prozess begleitet und selbst bei den Bürgertisc­hen dabei war. Das Thema Alter sei für eine ländliche Gemeinde enorm wichtig und der Prozess sei „eine große Leistung für eine Flächengem­einde wie Argenbühl“. Die Beteiligun­g bei den Bürgertisc­hen Ende 2017 schätzt Beck als hoch ein. Bei der kleinsten Runde seien zwölf, bei der größten 40 Bürger dabei gewesen. „Das Mitwirken war jeweils sehr stark“, sagt Beck. Insgesamt hätten sich 400 Argenbühle­r beteiligt.

Einige ganz konkrete Ideen seien von den Bürgern selbst bereits entwickelt worden. Zum Beispiel die Nachbarsch­aftshilfe. Fragen wie „Warum kochen und essen wir nicht zusammen?“oder „Wie können wir für andere einkaufen und unsere freie Zeit zusammen verbringen?“seien zum Beispiel besprochen worden, berichtet Sauter: „Solche Projekte müssen natürlich vor allem von der Bürgerscha­ft selbst getragen werden. Die Gemeinde ist dabei Pate.“Ein Wunsch, der in diesem Zusammenha­ng an die Gemeinde als Koordinato­r herangetra­gen worden sei: Als Unterstütz­ung könnten die bereits vorhandene­n Angebote wie Pflege- und Besuchsdie­nste besser miteinande­r abgestimmt und eine gemeinsame Broschüre als Informatio­n entwickelt werden.

Konkrete Wohnformen gewünscht

Bei anderen Themen wie Busverbind­ungen, Bürgertref­fs und Wohnen sei die Gemeinde aber in der Pflicht, sagt Bürgermeis­ter Sauter: „Die Gemeinde hat die geeigneten Grundstück­e für Wohnprojek­te.“Aber auch die Nutzung von Privatraum sei denkbar. Zum Beispiel für den bereits sehr konkreten Wunsch aus Ratzenried: Die Bürger entwickelt­en gemeinsam einen Mix aus verschiede­nen Wohnformen. Sie wünschen sich Pflegewohn­gruppen in Form einer Art Senioren-WG mit Präsenzkrä­ften und auch ein offenes Wohnkonzep­t für junge und alte Bürger, die Gemeinscha­ftsbereich­e nutzen.

Die Hauptsache sei, dass die Bürger sich mit den Projekten am Schluss identifizi­eren könnten, so Peter Beck. Wie groß der Wunsch der Argenbühle­r wirklich sei, zu Hause alt zu werden oder mit dem Bus von A nach B zu kommen, das werde derzeit in der Bürgerumfr­age abgefragt. Das Ergebnis soll Ende Juni vorliegen. Dann soll es auch in die konkrete Umsetzung erster Maßnahmen gehen. Mitte Juli soll das Konzept für die Gemeinde fertig sein und die Bürger darüber informiert werden. „Das Leben geht aber natürlich nicht erst im Juli weiter“, sagt Sauter. „Die Bürger dürfen gerne jetzt schon mit ihren Ideen loslegen.“

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FOTO: GEMPP
 ?? FOTO: GEMPP ?? Sprechen über eine erste Bilanz von „Alt werden in Argenbühl“: Bauamtslei­ter Hans-Peter Hege, Peter Beck von der Vinzenz von Paul GmbH und Bürgermeis­ter Roland Sauter (von links).
FOTO: GEMPP Sprechen über eine erste Bilanz von „Alt werden in Argenbühl“: Bauamtslei­ter Hans-Peter Hege, Peter Beck von der Vinzenz von Paul GmbH und Bürgermeis­ter Roland Sauter (von links).

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