Die besten Zweiten aller Zeiten
Wangener Württembergliga-Handballer verschenken beim 33:33 gegen Spitzenreiter Zizishausen möglichen Sieg
Schon als die deutschen Eishockeyspieler die Silbermedaillen um den Hals gehängt bekamen (Foto: AFP), hellte sich die Stimmung auf – trotz des bitteren 3:4 im Finale gegen die Russen. Spätestens bei der Feier im Deutschen Haus am letzten Abend der Olympischen Winterspiele von Pyeongchang war die dramatische Niederlage dann weitgehend vergessen. „Meine Spieler und ich werden diese Tage niemals vergessen“, sagte Bundestrainer Marco Sturm. „Solch ein Spiel gibt es nur einmal im Leben.“
WANGEN - Die Wangener Handballer hatten den Tabellenführer der Württembergliga Süd, TSV Zizishausen, am Rande einer Niederlage. Doch dann kassierte die MTG in der letzten Spielminute drei Gegentreffer und gab beim 33:33 (17:12) einen sicher geglaubten Sieg noch aus der Hand.
Von Beginn an merkte man den Spielern der MTG an, dass sie gewillt waren, die durchwachsenen Leistungen der vergangenen Wochen vergessen zu machen. Nach vorne spielte die Mannschaft von Trainer Markus Rosenwirth konsequent und in der Defensive ließ man den favorisierten Gästen aus Zizishausen keine Räume. Im Tor der MTG glänzte Adam Kucera mit präzisen Pässen, die der MTG bei Tempogegenstößen ein ums andere Mal zum Torerfolg verhalfen. Zwischenzeitlich führten die Hausherren bereits mit 15:9 und zeigten dem Spitzenreiter, dass sie im Abstiegskampf jeden Punkt benötigen und nichts herzuschenken haben. Wangens Marc Kuttler bekamen die Zizishauser im ersten Durchgang dabei nicht in den Griff, aus dem linken Rückraum traf er fast schon nach Belieben.
Zuschauer hält es am Schluss nicht auf den Sitzen
Kurz vor der Halbzeit wurde es dann erstmals richtig hektisch in der Wangener Argensporthalle, nach einem weiteren Treffer von Kuttler geriet der Torschütze mit seinem Gegenspieler aneinander. Nach diesem Gerangel protestierten zwei Gästespieler wohl zu heftig, sodass sie sich zusammen mit dem Wangener eine zweiminütige Zeitstrafe einhandelten. Zu diesem Zeitpunkt standen dann nur noch drei Gästespieler gegen fünf Wangener Akteure auf dem Feld. Erst erzielte Stefan Rosenwirth in Überzahl einen Treffer, aber zwei Sekunden vor dem Halbzeitpfiff kamen die drei Feldspieler des TSV durch ihren besten Werfer, Julian Baum (10 Tore), noch zum 12:17-Pausenstand – wohlgemerkt aus Gästesicht.
Im zweiten Durchgang kam der TSV Zizishausen allmählich besser in die Partie und der Wangener Vorsprung schrumpfte bis auf drei Tore. Kurzzeitig hatte man das Gefühl, der Spitzenreiter würde nochmal aufs Gas drücken und dem Spiel eine Wende geben. Aber die Wangener warfen nochmals alles in die Waagschale, um dieses Spiel zu gewinnen. Wangens Kapitän Sebastian Staudacher ging mit hohem kämpferischem Einsatz voran und zog seine Mannschaft mit. Die Hausherren hielten ihren Vorsprung und ließen die Gäste nicht rankommen. Der junge Elia Mayer drehte in der Schussviertelstunde richtig auf und avancierte mit seinen neun Treffern zum besten Wangener Werfer.
Die letzten fünf Minuten hielt es in dieser spannenden Partie keinen Zuschauer in der voll besetzten Argenhalle mehr auf den Bänken. „Steht auf, wenn ihr Wangener seid“hallte es von der Tribüne und die „Hölle Süd“machte ihrem Namen wieder alle Ehre. Wangens Kapitän Sebastian Staudacher erzielte den 33:30-Führungstreffer und die Spielzeit auf der Uhr sprach mit „58:40“scheinbar eindeutig für die MTG. Doch dann passierte das, was keiner mehr zu glauben wagte: Die MTG gab den Sieg noch aus der Hand. 15 Sekunden vor Schluss trafen die Gäste nach einem weiteren unnötigen Ballverlust der Wangener zum 33:33-Endstand.
Der Mannschaft, aber auch den Zuschauern war die Enttäuschung nach diesem großen Kampf in die Gesichter geschrieben. Trainer Markus Rosenwirth war der Frust ebenfalls anzumerken: „Wir haben 59 Minuten lang ein richtig gutes Spiel gemacht, aber dann waren wir einfach nicht clever genug.“Die Gäste feierten in der Halle noch ihren Punktgewinn mit „Spitzenreiter, Spitzenreiter-Gesängen“. Gästetrainer Georgios Chatzigietim freute sich ebenfalls über das Unentschieden: „Wir haben uns von einer starken Wangener Mannschaft den Schneid abkaufen lassen, da kann ich natürlich nicht ganz zufrieden sein, aber wie wir dann gegen solch einen Gegner, mit diesem tollen Publikum zurückgekommen sind, da kann ich meiner Mannschaft nur ein großes Lob aussprechen.“
Ein Lob gebührt zwar auch den Wangenern für ihren aufopferungsvollen Kampf gegen den Spitzenreiter. Doch mit dem verschenkten Sieg und der Punkteteilung bleibt die MTG Wangen mittendrin im Abstiegskampf.
MTG: Kucera, Nerger (Tor), Fischer, Rosenwirth 5 Tore, Staudacher 6, Kruzinski, Kuttler 8, Bader 1, Bächle 3, Elia Mayer 9/3 Siebenmeter, Glatzel, Köhler, Schnitzer 1.