„Alles andere als eitel und ehrenkäsig“
Landtagsabgeordneter, mehrfacher Minister, Staatssekretär und seit 1989 Vorsitzender der Kreis-CDU: Die politische Laufbahn von Rudolf Köberle ist lang. Am Freitagabend fand sie ihr freiwilliges Ende mit seinem Verzicht auf eine erneute Kandidatur. Vor diesem Hintergrund war es Landeschef und Innenminister Thomas Strobl vorbehalten, die Verdienste Köberles zu würdigen. Dabei sprach er unter anderem dessen Fleiß, vor allem aber seine Bescheidenheit an, die sich in „dauerhaftem Dienen für Land und Partei“bemerkbar gemacht habe. „Er ist alles andere als eitel und ehrenkäsig“, sagte Strobl und verwies auf Köberles Verzicht auf die Verleihung der Staufer-Medaille durch den früheren Ministerpräsidenten Erwin Teufel. Am Ende kam der scheidende CDU-Kreisvorsitzende dann doch nicht an einer Ehrung und Geschenken vorbei: Thomas Strobl überreichte dem Kunstinteressierten, Wanderer und Naturliebhaber die Dankesmedaille der Bundes-CDU und einen veritablen Apfelbaum.
Rudolf Köberle selbst stellte – in der Tat bescheiden – nicht seine eigene politische Lebensleistung in den Mittelpunkt seiner Abschiedsrede. Vielmehr schrieb er Partei und Nachfolger Aufgaben und Herausforderungen ins Stammbuch. Die Partei stehe am Scheideweg, ob sie „mutig die Zukunft gestalten“oder nur „die Gegenwart verwalten“wolle. Dabei äußerte er sich skeptisch zur aktuellen Debatte um ein neues CDU-Grundsatzprogramm: Das höre sich gut an, aber: „Es ist nicht alles gut, was neu ist.“
Gleichwohl forderte er einen Aufbruch der Christdemokraten auch im Kreis und die Rückbesinnung auf die Grundwerte. Vor diesem Hintergrund sah er im Kern drei Zukunftsprobleme: die schwindende Bereitschaft in der Bevölkerung, das Ganze zu sehen und Verantwortung zu übernehmen, die „meinungsmachende Dominanz der Medien“inklusive der „Skandalisierung der Politik“sowie die politischen Hinterzimmerentscheidungen „in kleinen Zirkeln“. Zugleich legte Köberle ein Bekenntnis zur grundgesetzlich verankerten Rolle der Parteien ab: „Ohne Parteien ist kein Staat zu machen.“
Und dann wurde der scheidende Kreisvorsitzende kurz doch persönlich. Sein politischer Abschied sei nicht von Wehmut und Trauer, sondern von Freude und Dankbarkeit gekennzeichnet. Augenzwinkern fügte er hinzu: „Es ist Zeit, dass ich aufhöre, bevor ich mich an dieses Amt gewöhne.“Stehender Applaus war Köberle mit seiner Rede am Ende sicher. (jps)