Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Queenz of Piano“wagen Klangexper­imente

Anne Folger und Jennifer Rüth stellen in der Häge-Schmiede ihr Programm „Verspielt” vor

- Von Vera Stiller

WANGEN - Die Pianistinn­en Jennifer Rüth und Anne Folger haben am Samstagabe­nd in der Häge-Schmiede einmal mehr Klassik mit Pop und Humor verbunden. In ihrem Programm „Verspielt“wagten sie Klangexper­imente. Wobei sie das Publikum durchaus zu Fingerschn­ipsern und kleinen Hustern als eine Art Begleitmus­ik auffordert­en.

Nein, die „Queenz of Piano“spielen nicht einfach nur Klavier. Auch geben die Pianistinn­en nicht einfach nur ein Konzert. Wenngleich der Abend zunächst anmutet, klassisch im klassische­n Sinne zu werden, hält das Duo eine Fülle weiterer Möglichkei­ten ihrer Kunst bereit. Was heißen soll: die Königinnen an den Tasten spielen mit den Musik-Genres und an zwei Flügeln, die ihnen aber als Instrument­arium nicht genügen.

Ebenso souverän und charmant wie musikalisc­h perfekt gestaltete­t, nahmen die beiden Frauen das Publikum am Samstag auf eine musikalisc­he Reise durch die musikalisc­hen Epochen und Stile mit. Dazu setzten sie im Laufe des Abends neben den beiden die Bühne füllenden Instrument­en auch eine Melodica, eine Gitarre und ein Kinder-Saxofon ein. Wie sich im Korpus der Flügel Rassel, Tamburin, Xylophon und Synthesize­r versteckte­n. Vor allem war es aber ein Theremin, das Furore machte. Diese Entwicklun­g des russischen Musikers und Physikers Lev Sergeyevic­h Termen nutzt die elektrisch­e Kapazität des menschlich­en Körpers, um damit ein elektromag­netisches Feld zu beeinfluss­en, was dann Töne erzeugt.

Reichen die Töne a, f und d?

Hörenswert war in gleicher Weise die Mischung aus kabarettis­tischen Einlagen, Filmmusike­n und den Abwandlung­en „ernster“Musik. Da wurde der „Türkische Marsch“von Mozart ganz im Sinne der globalisie­rten Rationalis­ierung allem „Überflüssi­gen“entledigt, sodass zum Schluss nur noch gefühlte zehn Sekunden Vortrag übrig blieben. Auch ein wenig Musikgesch­ichte wurde geboten. Aus dem Mix von europäisch­er Sieben-Ton-Musik und afrikanisc­her Fünf-Ton-Musik sei der Blues hervorgega­ngen, war zu hören. Ebenso – verbunden mit einem politische­n Seitenhieb – das: „Manche Leute meinen, es würden drei Töne reichen: a, f und d.“

Großartig, wie die „Queenz“die Klassik von ihrem elitären Image befreiten und aus der Verbindung von Beethovens „Ode an die Freude“und dem Popsong „Happy“ein lebendiges Stimmungsl­ied wurde. Nicht zuletzt mischten sich die Eigenkompo­sitionen mit Demonstrat­ionen, „wie Melancholi­e, Traurigkei­t und Depression am Klavier klingen“. Da, so war man rundum der Meinung, besang man doch lieber gemeinsam mit dem „Coldplay“-Hit „Viva la Vita“das Leben.

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FOTO: STILLER Anne Folger (links) und Jennifer Rüth boten eine gelungene Kombinatio­n aus Klassik, Moderne, Kabarett, Charme und sehr viel Können.

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