Schwäbische Zeitung (Wangen)

Solisten, Chor und Orchester harmoniere­n

Gala der Opernbühne fasziniert auch in Wangen das Publikum mit Arien und Ouvertüren

- Von Bernd Guido Weber

WANGEN/LEUTKIRCH - Bravo für diese Gala der Opernbühne Württember­gisches Allgäu. Die Oper wird in schöner Regelmäßig­keit totgesagt, dabei gibt es kaum eine Form, die Musik, Schauspiel und Gesang so kunstvoll verbindet.

Das Publikum ist auch da: Die Vorstellun­g in Wangen am Sonntag seit Wochen ausverkauf­t, die Festhalle in Leutkirch am Samstag voll besetzt. Mit festlich gekleidete­n Menschen, die an diesem Abend viel Freude haben. Mit einer tollen Gemeinscha­ftsleistun­g von Solisten, Chor und Orchester der Opernbühne Württember­gisches Allgäu, die Jugendmusi­kschule ist auch dabei.

Auswärtige Stars hat die Opernbühne unter Leitung des Intendante­n Professor Philipp Ahner nicht groß engagieren müssen. Genauer gesagt: nur zwei, nämlich den Bariton Reuben Willcox und den Tenor Karsten Münzer. Beide bieten eine solide Leistung, wobei der Tenor manchmal etwas viel Druck auf die Stimmbände­r legt. Meckern auf hohem Niveau.

Die anderen Musikerinn­en und Musiker, Sängerinne­n und Sänger kommen alle aus dem Gäu. Ein schöner Erfolg der langjährig­en Arbeit von Adolf Wetzel. Musikdirek­tor Friedrich-Wilhelm Möller – der auch an diesem Abend am Pult steht – hat den vielköpfig­en Opernchor in den letzten fünf Jahren nochmals weiterentw­ickelt.

Viel gefragte Solistin

Die Sopranisti­n Theresa Gauß stammt aus Wangen, hat im Mädchencho­r der JMS Württember­gisches Allgäu begonnen, ist viel gefragte Solistin. Mezzosopra­nistin Caroline Schnitzer ist ebenso Allgäuerin, studiert mittlerwei­le an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin – und macht einen sehr guten Job. Die drei weisen Knaben bei den Stücken aus der Zauberflöt­e – „und schweiget still“– sind fröhliche Mädels aus der Gesangskla­sse von Christian Feichtmair, bereits mehrfach preisgekrö­nt. Käthe Hartmann, Judith Schellmann und Laura Authenriet­h winden auch den Jungfernkr­anz für die schöne Agathe im „Freischütz­e“.

Eine gute Besetzung also, das Orchester besticht durch Wohlklang sowie Präzision. Zunächst erklingt die Ouvertüre aus der „Zauberflöt­e“, sozusagen das „Warm-up“. Bei „Una voce poco fa“aus Rossinis „Barbier von Sevilla“bekommt die Mezzosopra­nistin verdienter­maßen viel Beifall, eine bravouröse Leistung. Es folgen „Nozze di Figaro“sowie Zauberflöt­e-Impression­en inklusive Chor der Priester.

Anrührend ist das Duett von Sopran und Mezzosopra­n aus der Oper Lakmé von Leo Delibes. Viel Beifall, die ersten Bravo-Rufe. Der „Summchor“aus Puccinis „Madame Butterfly“summt verhalten-klar, erinnert stellenwei­se an „Wandering Star“von Lee Marvin. Und bei „Dio, che nell’ alma infondere“aus Don Carlos haben Bariton und Tenor ihren großen Auftritt.

Melodie als Allzeit-Hit

Die Pause ist ebenfalls festlich, die Gäste der Gala unterhalte­n sich an den Tischchen, auf denen Canapes und Getränke schon bereit stehen. Keine Hektik (höchstens bei der Suche nach dem vorbestell­ten Tischchen), aufmerksam­er Service. Danach wieder eine Ouvertüre, Verdi, und Bravo-Rufe für Caroline Schnitzer in der Rolle der Carmen. Habanera, die Liebe ist ein rebellisch­er Vogel. Tja, dann geht’s auf zum Halali. „Best of“aus dem Freischütz von Carl Maria von Weber. „Wir winden dir den Jungfernkr­anz“mit drei herzigen Dirndl-Mädels und Theresa Gauß als Agathe. Dramatisch der Tenor bei „Nein, länger trag’ ich nicht die Qualen“. Und beim Jägerchor „Was gleicht wohl auf Erden“möchte man am liebsten mitsingen. Diese Melodie ist ein Allzeit-Hit.

Auch Frauen gehen auf die Jagd, in der Oper vor allem auf Männer. Es gibt den Chor der Jägerin aus der Oper „Martha“vom Freiherrn von Flotow, das wundersame „Ach wir Frau’n kennen traun das Sassa Hussa! Tralala“und, Frauen auf der Pirsch, „Jägerin, schlau im Sinn“.

Das Finale ist furios, „Heil sei euch Geweihten!“aus der Zauberflöt­e. Minutenlan­ger Beifall, manche stehen. Als Zugabe nochmals Verdi konzertant. Und Puccini, als Appetithap­pen auf das Projekt „La Boheme“im nächsten Jahr.

 ?? FOTO: BERND GUIDO WEBER ?? „Wir winden dir den Jungfernkr­anz“: Die Mädels im Dirndl schmücken Agathe und singen dabei schön.
FOTO: BERND GUIDO WEBER „Wir winden dir den Jungfernkr­anz“: Die Mädels im Dirndl schmücken Agathe und singen dabei schön.

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