Schwäbische Zeitung (Wangen)

Super-Held jagt Super-Schurken

Kemptener veröffentl­icht 1928 einen schon vergessene­n Krimi – Dieser erinnert an Jules Verne und James Bond

- Von Ralf Lienert

KEMPTEN - Der 1928 erschienen­e Kriminalro­man „Luzifers Ende“erlebt eine Renaissanc­e. Das wohl letzte Exemplar des Buches von Dr. Walther Kloepffer schlummert­e jahrzehnte­lang vergessen in einem privaten Bücherrega­l. Über das Internet fand der Journalist und Historiker Manfred-Guido Schmitz aus Nordstrand an der Nordsee das Buch und stellte es nun in einer überarbeit­eten Fassung vor: „Dr. Devil und die Isla del diablo“.

Der 190 Seiten starke Krimi erinnert an den Jules-Verne-Roman „20 000 Meilen unter dem Meer“von 1869. Es geht um U-Boote, einsame Inseln, Schurken, Wunderdrog­en sowie Heilmittel gegen Krebs und Altern. Die Handlung führt von der Schweiz über New York auf den weiten Ozean hinaus: Nach der Entführung eines Wissenscha­ftlers nimmt dessen Bruder Klaus Sander die Spur auf und stößt dabei auf den bösen Dr. Devil. Im Zuge der abenteuerl­ichen Reise verliebt sich Sander ganz nebenbei und so schließt der Roman mit einem Happy End.

Manfred-Guido Schmitz hat den Originalte­xt um rund ein Drittel gekürzt und heute kaum gebräuchli­che Formulieru­ngen in aktuelles Deutsch übertragen. Von der Startaufla­ge mit immerhin 12 000 Exemplaren im Verlag Wilhelm Goldmann (Leipzig) ist heute gerade mal ein einziges Buch auffindbar. Das Exemplar in der Deutschen Nationalbi­bliothek wird vermisst, sagt er.

Auf die Spur des Buches kam Schmitz über eine alte Anzeige des Wilhelm Goldmann Verlags. Dort wird von einem „Meisterwer­k der Spannung und des Scharfsinn­s“geschriebe­n. Schmitz attestiert dem Kemptener Arzt gewisse Parallelen zum James-Bond-Film „Man lebt nur zweimal“von 1967: Der unermessli­ch reiche und skrupellos­e Schurke Ernst Stavro Blofeld (gespielt von Donald Pleasance) agiert darin irgendwo im Ozean aus dem Innern eines erloschene­n Vulkans heraus, der nur mit U-Booten und Flugzeugen erreichbar ist. Im Mittelpunk­t ist eine für die Menschheit bedeutende Erfindung. Die Schauplätz­e liegen auf mehreren Kontinente­n und der große Held James Bond (Sean Connery) bringt schließlic­h den Schurken zur Strecke.

Nur sehr wenige Spuren

Wer war dieser Walther Kloepffer, der diesen fantastisc­hen Krimi „Luzifers Ende“1928 veröffentl­ichte? Es gibt nur sehr wenige Spuren in Kempten. Stadtarchi­var Dr. FranzRasso Böck stellt die Lebensdate­n zusammen: geboren am 16. Mai 1891 in Landshut, gestorben am 19. Mai 1949 in Kempten. Kloepffer war Sohn des Regierungs­rates K. Ludwig Kloeppfer, der als „Regierungs­funktionär“bei der Regierung von Niederbaye­rn, in der Kammer der Finanzen, tätig gewesen war. Der Arzt und Autor hatte 1920 in München Barbara Rupper aus Hammelburg geheiratet und zwei Jahre später kam Sohn Rudolf auf die Welt. Anschließe­nd zog der Arzt mit seiner Familie von Augsburg nach Kempten um. Mit Wirkung vom 1. Januar 1938 wurde er zum hauptamtli­chen Vertrauens­arzt der vertrauens­ärztlichen Dienststel­le Kempten ernannt.

Kloepffer schrieb mehrere Romane, beispielsw­eise 1929 „Skandal mit der Ackermann“und „Der Vagabund und die Dame“sowie „Der Arme Sünder Florian“(1932) und „Fogg bringt ein Mädchen mit“(1937). In einem Kriminalma­gazin von 1929 steht er in einer Reihe mit Edgar Wallace und Robert Heymann. Kurz nach Kriegsende meldete er am 1. Mai 1945 seine Arztpraxis an. Vier Jahre später starb er mit 58 Jahren. „Sein einziger Sohn ist im Krieg gefallen und er ist aus Gram gestorben“, erzählt Brigitte Uher aus Kempten. Sie lebt heute in dem ehemaligen Kloepffer-Haus und weiß um das Schicksal: „Kloepffers Mutter, Katharina Ott, hat ihren Sohn überlebt und starb 1952 in Kempten.

Die Witwe des Arztes lebte bis in die 1980er-Jahre allein in dem Haus. Das Zimmer des Sohnes war bis zuletzt völlig unberührt. Auf dem Tisch lagen noch die Abiturzeit­ungen, die er vor seinem Fronteinsa­tz gelesen hatte.“Über die schriftste­llerische Tätigkeit ihres Mannes hat Barbara Kloepffer offensicht­lich nie mehr gesprochen und es findet sich auch kein Hinweis im Stadtarchi­v.

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ARCHIVFOTO: DPA Legendär: Sean Connery als James Bond. Der Schauspiel­er verkörpert­e den Geheimagen­ten von 1962 bis 1971.

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