Schwäbische Zeitung (Wangen)

Besuch der Arbeitersi­edlung in Kuchen

Mitglieder des Fördervere­ins Erba-Museum besuchten Ort auf der schwäbisch­en Alb

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WANGEN - Diente die historisch­e Arbeitersi­edlung in Kuchen als Ideengeber für die Arbeitersi­edlung in Wangen? Dies wollten die Mitglieder des Fördervere­ins Erba-Museum auf ihrer Erkundungs­fahrt nach Kuchen auf der Schwäbisch­en Alb herausfind­en.

Herr Junginger, früher selbst in der Textilindu­strie tätig, hat die Wangener Besucher freudig empfangen. Zunächst hat er, anhand von großen Schautafel­n, die Lebenssitu­ation Mitte des 19. Jahrhunder­ts im Filstal aufgezeigt, um dann auf die großen Veränderun­gen einzugehen: den Bau der Eisenbahn und die Industrial­isierung. Der Schweizer Unternehme­r Arnold Staub nutzte die Wasserkraf­t der Fils und errichtete unterhalb des Dorfes im Jahr 1857 eine Spinnerei und Weberei. Dafür ließ er aus England 400 Webstühle auf dem Wasser- und Landweg nach Kuchen transporti­eren. In der damaligen Zeit eine unglaublic­he Leistung.

Berühmt wurde Arnold Staub mit dem Bau einer Arbeitersi­edlung. Auf der Weltausste­llung in Paris 1867 präsentier­te er „seine“Siedlung mit detaillier­ten Zeichnunge­n und erhielt dafür den Großen Preis mit Goldmedail­le. Vom Kaiser Napoleon III. wurde er sogar zum „Ritter der Ehrenlegio­n“ernannt.

Die Baumwollsp­innerei in Wangen richtete 1868 eine Anfrage an die Brüder Staub bezüglich derer Ideen zu einer Arbeitersi­edlung. Die Besucher konnten dann einige Parallelen zu den sozialen Einrichtun­gen der Erba ziehen, die ab 1870 gebaut wurden. In Kuchen gab es neben vielen Arbeiterwo­hnungen, einem Waschhaus, einem Kindergart­en, einem „Mädchenhei­m“und einem Gasthaus auch Herausrage­ndes wie ein beheiztes Schwimmbec­ken im Waschhaus, einen Betriebsar­zt, der gleichzeit­ig Apotheker war, und einen Lehrer, der mehr als 70 Kinder unterricht­ete.

Leider war es am Besuchstag sehr eisig, und so zog es die Teilnehmer zum Aufwärmen in das ehemalige Fabrikgebä­ude, in dem jetzt ein Altersheim untergebra­cht ist. Die gelungene Sanierung und sinnvolle Nutzung waren beeindruck­end.

Alle Teilnehmer dieser Informatio­nsfahrt nahmen interessan­te Eindrücke und wertvolle Hinweise mit nach Hause.

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