Fachmärkte auf 36 000 Quadratmetern
Investor plant in Kempten Angebote, die es in dieser Form dort noch nicht gibt
KEMPTEN - Die Kemptener Politik hat den Abzug der Bundeswehr mit viel Zweckoptimismus als Chance für die Stadtentwicklung eingestuft und jetzt könnte im früheren Versorgungsdepot an der Ulmer Straße tatsächlich etwas Großes und teilweise völlig Neues entstehen: Der Kemptener Investor Walter Bodenmüller plant auf 36 000 Quadratmetern Fläche ein Fachmarkt- und Sportcenter. Dort soll es Angebote geben, die in Kempten bisher gänzlich fehlen: eine Box-Arena beispielsweise, oder auch Hallenfußball-Felder und ein Schieß-Kino.
Das Versorgungsdepot liegt verkehrsgünstig am nordöstlichen Stadtrand in der Nähe von Autobahn und B 12. Auf dem Gelände stehen massiv gebauten Hallen. Sie zu beseitigen erfordert großen Aufwand, daher wurde die Fläche vergleichsweise günstig (für einen sechsstelligen Betrag) verkauft. Mieteinnahmen ließen sich nach Worten von Bodenmüller auch mit den vorhandenen Hallen erzielen, der Investor denkt allerdings in viel größeren Dimensionen – und „die Signale stehen bisher auf Grün“. Angedacht ist Handel auf 25 000 Quadratmetern. 6000 Quadratmeter davon könnte allein das Gartenunternehmen Dehner belegen. Bisher hatte die Firma einen Umbau ihres vorhandenen Standorts an der Füssener Straße vorangetrieben und erklärt, damit so schnell wie möglich beginnen zu wollen.
Des Weiteren war ein Zweitstandort am Oberstdorfer Knoten im Gespräch, auf der Fläche, die derzeit noch der Konkurrent Kutter belegt. Dessen Mietvertrag läuft – wie berichtet – aus. Dehner denkt aber offenbar um. „Wir sind uns soweit einig“, sagt Bodenmüller dazu. Von dem Gartenunternehmen selbst war keine Stellungnahme zur aktuellen Planung für seine Standorte in Kempten zu erhalten.
Der Investor denkt außerdem an Geschäfte aus den Bereichen Zweirad, Motorradbekleidung, Betten, Möbel, Sanitär, Camping. Aus seiner Sicht alles Branchen, die nicht „innenstadtrelevant“sind. In diesem Wort steckt politische Brisanz, da Stadträte in ersten Reaktionen auf die Pläne den zuletzt wiederholt dokumentierten politischen Willen herausgestrichen haben: Angebote, die es in der Kemptener Innenstadt gibt, dürfen nicht durch Händler mit dem gleichen Sortiment rundherum gefährdet werden.
Bodenmüller denkt an mehrstöckige Bauten und im Obergeschoss an vieles, das es in Kempten nicht gibt: Hallenfußball ohne Anbindung an einen Verein auf Feldern mit 16 auf 32 Meter ist beliebt, derzeit aber nur in Sonthofen zu finden. Eine BoxArena ist weit und breit nicht zu finden. Indoor-Golf, ein Schießkino und ein großes Fitnessstudio, da könnten nach Auffassung des Investors 4500 Quadratmeter zusammenkommen. Insgesamt sind 650 bis 700 Stellflächen oberirdisch und in einer Tiefgarage eingeplant.
Wie geht es weiter?
Auf 36 000 Quadratmeter Fläche kommt Bodenmüller nur, sofern er von der Bundesimmobilienverwaltung Grund bekommt, der derzeit noch als möglicher neuer Standort für das Technische Hilfswerk im Gespräch ist. Der Investor hat dem THW vergangene Woche mehrere Alternativen angeboten. Gestern haben Verantwortliche der Organisation darüber diskutiert, nach Worten von Regionalgeschäftsführerin Brigitte Müller entscheidet jedoch allein die Bundesimmobilienverwaltung und diese habe sich noch nicht geäußert. Bevor das frühere Versorgungsdepot neu bebaut werden kann, muss der rechtliche Rahmen dafür geschaffen werden, das heißt, es muss ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Die Baujuristin der Stadtverwaltung, Dr. Franziska Renner, wollte zum jetzigen Zeitpunkt zu dem Projekt „gar nichts sagen. Das ist zu früh“. Oberbürgermeister Thomas Kiechle war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, er kommt erst heute von einer Tagung des Städtetages zurück.
Bodenmüller will im Winter des kommenden Jahres mit dem Abriss der alten Bauten beginnen. Ob bis dahin ein Bebauungsplan erstellt werden kann, ist fraglich: Die Bauverwaltung ist derzeit bis an die Grenzen des Machbaren ausgelastet und mehrere Kommunalpolitiker äußerten sich identisch: „Es gibt derzeit wichtigeres und die Frage ist, ob wir dort überhaupt Handel wollen.“