Thiermann-Haus: Stadt setzt Frist
Weg gesperrt: Neues Kapitel im Konflikt mit Eigentümern um Sanierung.
WANGEN - Die Stadt und das Landesdenkmalamt erhöhen beim früheren Thiermann-Haus den Druck auf die Eigentümer. Diese sollen bis Ende März das denkmalgeschützte Fachwerkhaus erstens verkehrssicher machen und außerdem in einem Gespräch darlegen, wie die Gebäudesubstanz insgesamt erhalten werden kann. „Wir hoffen auf eine gütliche Einigung“, sagt der städtische Sanierungsbeauftragte Martin Schwenger. Aber: „Wir können nicht zuschauen, wie das Haus vor unseren Augen zusammenfällt.“
Kaufangebot vonseiten der Stadt gibt es schon länger
Fast genau sechs Jahre ist es her, dass das einstige Thiermann-Haus bei einem Brand schwer geschädigt wurde. Seitdem sind alle Gespräche über eine mögliche Sanierung des denkmalgeschützten Fachwerkhauses in der Trinklaube gescheitert. Bei dem Streit zwischen der Stadt und der aktuellen Eigentümerfamilie Reimer geht es im Kern um Zuschüsse und Förderung – also ums Geld. Neuestes Kapitel in dem Konflikt: Seit vergangener Woche ist der Fußweg vor der Fassade zur Schmiedstraße mit Warnbaken und rot-weißen Bändern abgesperrt. In den Schaufenstern wird nicht nur vor Dachlawinen, sondern auch vor bröckelndem Putz gewarnt. „Die Verkehrssicherheit ist wegen abplatzender Fassadenteile nicht mehr gewährleistet“, sagt Martin Schwenger.
Der städtische Sanierungsbeauftragte hatte laut eigener Aussage zuletzt immer wieder versucht, das Gespräch mit den Eigentümern über eine Sanierung des stadtbildprägenden Gebäudes erneut aufzunehmen. Ein Angebot der Stadt zum Kauf des gut 600 Jahre alten Hauses gibt es ebenfalls schon seit längerem. Eine rechtliche Handhabe, die Sanierung einzufordern, hatte die Stadt – abgesehen von der Sicherungspflicht des Gebäudes – bislang jedoch nicht. Vor einer Woche hat das Landesdenkmalamt jedoch Stellung bezogen und den Zustand des einstigen Thiermann-Hauses (von außen) aktuell bewertet. Der Tenor, so Schwenger: „Der Gebäudeerhalt ist geboten, die Axt ist am Baum, es sind jetzt weitere, größere Schritte notwendig.“
Wie diese Schritte grundsätzlich aussehen müssten, könne man konkret zwar erst sagen, wenn man ins Gebäudeinnere reinschauen dürfe und die Statik baulich überprüfen könne. Was der städtische Sanierungsbeauftragte aber sicher weiß: „Mit einer Fassadensicherung und einer Abdichtung von oben ist es nicht mehr getan, das Dach ist das Hauptproblem. Man muss jetzt die gesamte Gebäudesubstanz sichern im Sinne des Denkmalschutzes.“
Den Eigentümern wurde deshalb laut Schwenger seitens der Stadt eine vierwöchige Frist gesetzt, in der nicht nur für die Verkehrssicherheit auf dem Fußweg gesorgt wird, sondern auch klare Regelungen getroffen werden sollen, wie es mit dem Haus weitergeht: „Unsere Geduld ist am Ende, das ist die letzte Aufforderung, und ein persönliches Gespräch ist der beste Weg, die Sanierung endlich anzugehen“, so der Sanierungsbeauftragte.
Hier zeigt sich der städtische Sanierungsbeauftragte gesprächsbereit für Kompromisse, wie man den Denkmalschutz einer neuen Nutzung zuführen könne. Aktuelle Beispiele, wie ein solcher Weg funktionieren könne, seien das Haus Rose in der Herrenstraße und das HenslerHaus in der Bindstraße. Bei dem Gespräch im Beisein des Oberbürgermeisters werde es, so Martin Schwenger, ein neuerliches Kaufangebot der Stadt geben – falls es zu keiner Einigung in Sachen Sanierung kommt. Falls ein Rückkauf weiter abgelehnt werden würde, könnten die Eigentümer das Gebäude auch über das Landesdenkmalamt ausschreiben, um einen Investor zu finden.
Auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“stellt Martina Reimer aber klar, dass sie „an der Vier-WochenFrist nicht schuld“und die „Fassade frisch abgeklopft“sei, dass sich das Haus „in einem schlimmen Zustand befindet“, dass sie aber „nach Stand der Dinge an keinem Verkauf interessiert ist“. Gleichwohl sei sie gesprächsbereit: „Die Stadt hört von uns.“Für Martin Schwenger bleibt indes die Hoffnung „auf eine gütliche Einigung“: „Von Enteignung wollen wir nicht reden, das wäre wirklich der allerletzte Schritt.“