Immer weniger Arbeitskräfte
Ambulante Anbieter haben auch Probleme bei der Stellenbesetzung
KEMPTEN/OBERALLGÄU (kes) Pflegeheime können keine Bewohner mehr aufnehmen, weil sie nicht genügend Fachkräfte – also Krankenoder Altenpfleger – finden, um die geltende 50-Prozent-Quote zu erfüllen. Das ist bekannt und kommt auch hier in der Region vor. Zum Beispiel in den Einrichtungen der Allgäu Pflege, sagt Verena Fedtke vom Marketing. Im ambulanten Bereich gebe es zwar keine Quote, Personal fehle dort aber genauso. Erschwerend hinzu kommt, dass verbindliche Qualitätsmaßstäbe fehlen, wie etwa ein Personalschlüssel, sagt der Kemptener Hochschulprofessor Philipp Prestel.
„Den Mangel an Nachwuchs kann man nicht wegdiskutieren“, sagt Dr. Rainer Holzmann, der mit seinem ambulanten Pflegedienst die Bewohner der „Casa Philia“auf dem Brauhaus-Areal versorgen wird. Sieben Häuser dieser Art betreibt er bereits. Zwar hatte er in Kempten keine Schwierigkeiten, Mitarbeiter zu finden. „Aber wir merken, dass es nicht so einfach ist wie vor zehn Jahren.“Die Kluft zwischen vorhandenen Ar- beitskräften und
Bedarf werde sicher größer werden. Holzmann beschäftigt ausschließlich Fachpersonal. Denn seine Mitarbeiter sollen Angehörigen und Ärzten adäquat Auskunft über die Bewohner geben können.
Das Personal, das in der Postresidenz in Altusried (siehe oben) die Bewohner versorgen wird, setzt sich aus Fachleuten und Hilfskräften der Allgäu Pflege zusammen. Verena Fedtke betont, dass damit die Qualität der Versorgung aber keinesfalls gemindert werde – im Gegenteil. „Da sind viel mehr Hände am Patienten.“Sprich: Es findet eine intensivere Betreuung statt – bedingt durch die unterschiedlichen Qualifikationen der Mitarbeiter. Sie sagt aber auch: „Ohne Fachpersonal geht es gar nicht.“Denn die Versorgung von Wunden etwa dürften Helfer nicht übernehmen.
„Ich sehe in den neuen Wohnund Pflegekonzepten eine Ergänzung, aber kein Allheilmittel“, sagt indes Hochschulprofessor Prestel von der Fakultät Soziales und Gesundheit. Sie seien zwar eine gute Weiterentwicklung, aber weil verbindliche Qualitätsmaßstäbe fehlen, bestehe das Risiko, „dass insbesondere Menschen im hohen Lebensalter unseriöse Angebote nicht erkennen“. „Ich habe da schon alles vorgefunden, von sehr vorbildlich bis verantwortungslos.“Prestel befürwortet deshalb eine staatliche Beaufsichtigung wie bei den Pflegeheimen.