„Wir müssen noch viel ausprobieren“
Hutmuseumsleiterin spricht über Besucherzahlen, Erfahrungen und künftige Vorhaben
LINDENBERG - „Wir sind in unserem vierten Jahr. Das Haus ist sehr, sehr jung. Wir dürfen und müssen noch viel ausprobieren“, betont Angelika Schreiber. Die Leiterin des Deutschen Hutmuseums hat dem Stadtrat den Jahresbericht 2017 vorgelegt. Dass die Besucherzahlen erstmals zurückgegangen sind (von mehr als 27 000 auf 25 600), hatte sie bereits Ende Januar im Haushaltsausschuss bekannt gegeben.
Das und der damit verbundene Einnahmerückgang seien „bedauerlich“, doch es sei nach der Anfangsphase durchaus damit zu rechnen gewesen, dass es auch mal Einbrüche gibt. Oberstes Ziel sei es, den Trend wieder umzudrehen, wobei man bei einem Museum nicht nur kurzfristig denken dürfe. „Eine Dauerausstellung hat eine Lebenserwartung von zehn bis 15 Jahren.“Und sie ist nach wie vor „unser großes Pfund“, sagte die 37-Jährige.
Als Beispiel für die Findungsphase nannte sie zwei Ausstellungen: Die Sonderausstellung „Hats, Arts & Fashion“habe in sechs Monaten nur 2000 Besucher angelockt. „Ein totaler Flop“, kommentierte Ludwig Gehring von der CSU. Hier gab ihm Schreiber recht, sagte aber zugleich: „Daraus können wir lernen.“Es heiße aber nicht, dass nie mehr eine Mode-Ausstellung komme.
Hingegen war die Krippenausstellung ein voller Erfolg mit 3000 Besuchern in zwei Monaten. „Es wurden immer mehr, je länger die Ausstellung lief. Ich hätte gerne verlängert – aber im Frühjahr brauche ich nicht mit Krippen zu kommen“, bedauert die Museumsleiterin. Diese Ausstellung wird übrigens im kommenden Winter 1:1 in Aachen zu sehen sein. „Inklusive unserer Texte und Vitrinen – und wir bekommen Geld dafür“, ergänzte Schreiber.
Virtueller Rundgang mit Google
Der Schwerpunkt im Jahr 2017 lag auf Marketing, Öffentlichkeitsarbeit und Werbung. 70 Prozent des Budgets gingen dafür drauf, unter anderem für eine „fokussierte Werbeoffensive in der näheren Region mit über 50 Formaten“(Schreiber). Ein Höhepunkt war dabei die Kooperation mit Google Art & Culture. Via Internet ermöglicht diese einen virtuellen Rundgang durch die Ausstellung – und das Hutmuseum befindet sich dabei in Gesellschaft von 180 Institutionen aus aller Welt, darunter das Metropolitan Museum of Art in New York oder Victoria & Albert Museum in London. Die Berichterstattung lief in über 30 Ländern – von China über Argentinien bis Australien und Dänemark.
Eine Möglichkeit, die Besucherzahlen wieder zu steigern, sieht sie in der Ansprache der Zielgruppen. „Da können wir noch besser werden“, sagt sie. Im Marketing stecke noch viel Potenzial – aber das Personal und das Budget geben hier Grenzen vor. Hingegen will sie an der Preisstruktur nichts ändern – und auch nicht an den Öffnungszeiten. Es gebe keine bestimmten Tage, an denen es besser oder schlechter läuft. „Wenn die Touristen da sind, dann buchen sie uns“, sagte sie aber. Ein Museum sei aber für viele auch immer eine Schlechtwetter-Alternative, beispielsweise zum Skywalk.
Noch Geld vom Museumspreis
Vom Bayerischen Museumspreis stehen noch fast 17 000 Euro zur Verfügung, die zweckgebunden eingesetzt und in diesem Jahr abgerufen werden müssen. Auf Nachfrage von Michael Wegscheider kündigte Schreiber an, dass davon eine Klappzylinder-Mitmachstation angeschafft werden soll. Diese kostet zwischen 8000 und 10 000 Euro. Mit dem „Kesselhaus“und seinem neuen Wirt Frederik Boetzelen ist eine Kooperation geplant, sodass Museumsbesucher gegen Vorlage einer Tageskarte in der Gastronomie eine Vergünstigung erhalten.