„Soziale Komponente“ist stark im Gespräch
Gemeinderat debattiert erneut über die Pläne für das Baugebiet zwischen Haid und Wittwais
WANGEN - Die geplante Wohnbebauung der Freifläche zwischen den Wohngebieten Haid und Wittwais hat die nächste verfahrenstechnische Hürde genommen: Der Gemeinderat segnete am Montagabend mehrheitlich den Vorentwurf des Bebauungsplans ab. Erneut gab es im Stadtparlament eine ausgiebige Diskussion über die Art der künftigen Bebauung des 4,57 Hektar großen Geländes. Dabei wurde deutlich, dass soziale Komponenten im Zuge weiterer Beratungen mehrheitsfähig werden könnten.
Als GOL-Fraktionschef Tilman Schauwecker das Wort ergriff, schaute er in die Runde des großen Sitzungssaals und bekundete sein Erstaunen über den geringen Publikumszuspruchs angesichts des im vergangenen Jahr mit am heißesten diskutierten kommunalpolitischen Themas: „Wir sind fast unter uns. Man hat den Eindruck, dass die Luft raus ist.“
Neue Ideen in Sachen Verkehr
Auf das Emotionale bezogen hatte er angesichts der sachlichen Debatte sicher Recht. Gleichwohl setzten sich die Stadträte inhaltlich sehr intensiv mit den konkretisierten städtischen Plänen auseinander. Wobei Vertreter mehrerer Fraktionen lobten, dass die Stadt bei dem Thema die Fäden wieder in der Hand halte.
Diese stellte einige Änderungen im Vergleich zu den bisherigen Entwürfen vor. Sie betreffen vor allem die viel debattierte Erschließung des Gebiets. Bislang von der bestehenden „Aufweitung“an der Maria-Catharina-Reich-Straße aus geplant, will die Stadt die Stichstraße jetzt direkt vom Kreisel am Gesundheitszentrum in das künftige Baugebiet führen. Konkret: Die Maria-Catharina-Reich-Straße könnte demnach in einem kleinen Bogen durch Teile dieses Areals führen. „Das bedeutet
auch eine Verkehrsberuhigung für die Haid“, warb Stadtplanerin Melanie Griebe für die Idee, um die es in der Sitzung nur am Rande ging, weil sie weithin auf Zustimmung stieß.
Im deren Mittelpunkt stand – so deutlich wie bislang noch ein keiner Diskussion im Rat, die das Gebiet Haid/Wittwais zum Thema hatte – die Frage, für wen dort Wohnbebauung entstehen soll. CDU-Fraktionschef Paul Müller lobte den Vorentwurf generell und erklärte: „Das Gebot der Stunde ist die Wohnungsnot zu entschärfen.“
Dabei komme es zwar auf Vielfalt an, zugleich forderte er aber mit
Blick auf die später noch anstehende Grundstücksvergabe eine „soziale Komponente“und nannte namentlich Bauträgermodelle. Zudem wünschte er sich einen Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan noch in diesem Jahr, denn: „Wir sind es den vielen Wohnungssuchenden schuldig, voranzukommen.“Eine „sozial verträgliche Durchmischung“des Gebiets forderte auch SPD-Fraktionsvorsitzender Alwin Burth, der Quoten für Bauherrenund Genossenschaftsmodelle verankert sehen will.
Von der GOL gab es am Ende die einzigen Gegenstimmen (vier, bei
zwei weiteren Enthaltungen). Diese begründete Tilman Schauwecker mit der Ansicht, dass mit den vorliegenden Plänen der „sparsame Einsatz von Grund und Boden“nicht gewährleistet sei. Zudem verspiele die Stadt „städtebauliche Chancen“, weil der Entwurf alternativen Wohnformen keine Chance lasse.
OB: Noch ist alles offen
Schauweckers Fraktionskollege Siegfried Spangenberg befand wegen ökologischer und sozialer Aspekte: Die vorgesehenen maximalen Geschosshöhen (drei plus Dachgeschoss) seien zu niedrig. Er glaub- te, die Stadt habe „dem Druck der Bedenkenträger“aus der Nachbarschaft „zu viel nachgegeben“.
An diesem Punkt verteidigte OB Michael Lang die Verwaltungspläne, die er als „Kompromissvorschlag“bezeichnete – zumal sie im jetzigen Stadium alle Optionen offen ließen. Man habe bis dato die Grundstücke nicht parzelliert, sondern innerhalb des Baugebiets lediglich größere Felder abgesteckt. Innerhalb dieser seien auch alternative Wohnformen möglich, etwa für Baugenossenschaft oder aber für Betriebe, falls diese für ihre Mitarbeiter bauen wollten: „Auch das würde ich schön finden.“
Grundsätzlich plädierte der Rathauschef indirekt aber auch für den Bau von Eigenheimen: „Wir haben auf jeden Fall eine Verantwortung gegenüber jungen Familien mit Kindern.“Ihnen etwas anzubieten bedeute, die Zukunft der Stadt sichern zu helfen. Außerdem warb er für einen Blick auf die Zusammenhänge und verwies auf andere Baugebiete in der Stadt, etwa im Bereich Erba/ Auwiesenweg.
Mit dem Beschluss vom Montag wurde nicht nur der Vorentwurf des Bebauungsplans gebilligt. Er bedeutet auch, dass jetzt die frühzeitige offizielle Beteiligung von Öffentlichkeit und Behörden ansteht.