Beeren und Blumen und Kräuter und Gemüse
Mit Geduld und Ausdauer hegt die Gestratzerin Ulrike Reich ihre Beete – Ein Blick über den Zaun
GESTRATZ - Ein Hahn kräht und Ameisen wimmeln über die trockene braune Erde im Gestratzer Bauerngarten von Ulrike Reich. In der Mitte des gepflasterten Weges, der vage an ein Kreuz erinnert, steht ein Brunnen. Ihn umrahmen vier Beete. Darin wachsen Karotten, Rhabarber, Rosenduftthymian und Vergissmeinnicht. „Das hat sich selbst dort ausgesamt“, sagt die 53-Jährige. Deshalb dürfen die himmelblauen Blumen bleiben. Denn ihr Garten soll vor allem eines sein: natürlich.
Rund um den Gemüsegarten wachsen Beeren. „Die nasche ich gerne“, erzählt Reich. Am liebsten Erdbeeren. Heuer pflanzt sie noch einen Taybeerenstrauch – eine Mischung zwischen Himbeeren und Brombeeren. Auf einer Seite blüht Flieder. Die rosa Blüten ragen über den Zaun, sie zeigen zum Teich.
Im Wasser schwimmen Zwergenten. „Sie fressen Schnecken“, sagt Reich. Seit 32 Jahren hält sie Enten. „Bei mir haben sie viel Arbeit.“Die possierlichen Tiere hüpfen aus dem Wasser. Schnell watscheln sie vorbei an grünen Blättern und lila Blütenkugeln, schlüpfen durch den Efeubogen und stehen auf einer grünen, gemähten Wiese. Dort gibt es Obstbäume, Bänke und Blumeninseln. Auf einer blüht orangefarbene Wolfsmilch und auf anderen stehen weiße Margeriten im Gras. „Ich bringe es nicht übers Herz sie einfach wegzumähen“, sagt Reich.
Der Garten ist ihr Ventil. Beim Unkrautjäten, Erdeharken oder beim Gießen kann die vierfache Mutter abschalten. „Das tut mir gut“, sagt sie. Deshalb empfindet sie es auch nicht als Arbeit. Zwischen den Pflanzen steckt eine Blumenkelle. „Das ist praktisch“, erklärt Reich. Wenn sie abends noch durch den Garten gehe, habe sie das Werkzeug gleich griffbereit.
Ulrike Reich gärtnerte bereits als Mädchen gerne. Damals gab es auf den gut 2000 Quadratmetern allerdings nur den Gemüsegarten und ein kleines, rechteckiges Blumenbeet neben dem Hühnerstall. Auf der Wiese dazwischen standen damals noch Kälbchen. Zu der Zeit ging sie ihrer Mutter im Garten zur Hand. Ein kleines Stückchen Beet durfte sie sogar eigenständig bestellen. „Mit Gemüse wie Radieschen“, erzählt sie. Aber schon zu der Zeit schlug ihr Herz für Blumen.
Seit 1983 wird der Hof nicht mehr landwirtschaftlich betrieben. In dem Bauerngarten, den Reich seitdem angelegt hat, gedeihen mittlerweile viele altbekannte Stauden, wie das Tränende Herz, Pfingstrosen und Akelei. Reich mag filigrane und feine Blüten – und außergewöhnliche Gewächse. Auf ihrer Wunschliste steht der Lebkuchenbaum. „Wenn er sein Laub abwirft riecht er danach“, sagt sie.
Wind streicht durch die Blätter. „Abends duftet die Mondviola“, sagt Reich und zeigt auf ein Gewächs mit lila Blüten, das auch Silberblatt genannt wird. Ihr Garten lockt Bienen und Vögel an. „Auch Schmetterlinge habe ich wahnsinnig viele“, erzählt sie. Zudem stellt sie „natürliche Helfer“auf – rund um ihr Haus stehen 30 Nistkästen für Vögel und ein Insektenhotel. Im Frühjahr blüht der Gestratzer Bauerngarten überwiegend lila, im Sommer gelb – wie sich Ulrike Reichs Garten im Laufe des Jahres verändert, zeigt der Bayerische Rundfunk. Auf dessen Suche nach Bayerns schönstem Bauerngarten vertritt sie den Bezirk Schwaben.
Für Reich ist ihr Garten nicht nur ein Hobby, sondern Teil ihres Lebens. Zwar gebe es im Herbst schon Momente, in denen sie genug von der Gartenarbeit hat. Aber spätestens nach Weihnachten, ist sie wieder da: die Lust auf ihren Garten.
Ihr Geheimnis: „Dran bleiben und Geduld haben.“Zudem holt sie sich Inspirationen von anderen Gärten und auf Märkten. Ableger ihrer Pflanzen verkauft sie gerne dort. So verdiene sie Geld für Dünger und Pflanzen und könne selbst neue Gewächse ergattern. Denn der schönste Moment ist für Ulrike Reich, „wenn die Blüte sich zum ersten Mal öffnet“.