Schwäbische Zeitung (Wangen)

Zukunft der Schützengi­lde ist unsicherer denn je

Ältester Verein Wangens soll seinen Platz in den Auwiesen räumen – Alternativ­er Standort ist nicht in Sicht

- Von Bernd Treffler

WANGEN - Im städtische­n Rahmenplan für den Bereich Auwiesen ist das Vereinsgel­ände der Schützengi­lde 1487 schon seit längerem nicht mehr eingezeich­net. Und in der Tat: Es deutet alles darauf hin, dass die Schützen dort nicht bleiben können, weil das Gelände – ähnlich wie bei Reitern und Hundesport­lern – für Wohnbau oder Landesgart­enschau vorgesehen ist. Die Zukunft des ältesten Wangener Vereins steht damit mehr denn je in den Sternen.

Rückblick: Durch den Brand auf dem Gelände des benachbart­en Reitund Fahrverein­s wird im Frühjahr 2013 auch die Schießhall­e der Schützengi­lde ein Opfer der Flammen. Seitdem ist der mehr als 500 Jahre alte Verein, der seit 1984 in den Auwiesen ist, quasi ohne Heimat: Die Schützen trainieren mittlerwei­le bei benachbart­en Vereinen, die Bogensport­ler in der Praßbergha­lle, die Infrastruk­tur mit Vereinshei­m und Gastronomi­e in der früheren Kläranlage hält bislang der Dartclub „Undercover Schützen“als Untermiete­r aufrecht. 2015 legt der damalige Vorstand der Schützengi­lde Pläne für den Neubau einer Schießanla­ge an gleicher Stelle vor. Doch die Mitglieder stimmen dagegen, vor allem wegen der fehlenden finanziell­en Potenz. Auch deshalb lehnte der Verein danach ein Angebot der Stadt ab, auf eine Hofstelle am Südring umzuziehen. Oberschütz­enmeister Jens Witzke sagt Ende 2017: „Ziel ist es, an dem bisherigen Standort zu bleiben.“

Das habe man auch vergangene­n Januar bei einem Termin mit der Stadt deutlich gemacht, berichtet Christian Antona, der mittlerwei­le wieder in den Vorstand aufgerückt ist. Im Gegensatz zum Reitverein, der Eigentümer der Reithalle ist, kann die Schützengi­lde aber keinen Erbpachtve­rtrag vorweisen. Das vielleicht größte Dilemma ist jedoch: Der noch knapp 60 Mitglieder zählende Verein hätte nach dem Brand zwar eine bis Mitte des Jahres fristgebun­dene Versicheru­ngssumme von rund 100 000 Euro für einen Neubau erwarten dürfen, besitzt aber weder ausreichen­d Personal, noch genügend finanziell­e Mittel geschweige denn einen geeigneten Standort, an dem sich gegebenenf­alls bauen ließe. „Wir müssen uns erst einmal selber orientiere­n“, sagt Christian Antona. „Aber wenn wir weiter existieren wollen, müssen wir was unternehme­n. Nur was?“Eine zündende Idee sei noch nicht da, ein passendes Angebot der Stadt gebe es bislang auch nicht.

OB: „Es ist erstrebens­wert, eine andere Lösung zu suchen“

Wohl aber den städtische­n Wunsch, dass nach den Reitern und Hundesport­lern auch die Schützengi­lde ihren angestammt­en Platz in den Auwiesen räumen soll. Wangens OB Michael Lang drückt es auf SZ-Nachfrage so aus: „Es ist erstrebens­wert, eine andere Lösung zu suchen.“Liegenscha­ftsamtslei­ter Armin Bauser, der sich in absehbarer Zeit wieder mit den Vertretern der Schützengi­lde zum Gespräch treffen will, sagt: „Wir versuchen, den Verein zu unterstütz­en.“

Derweil setzt Christian Antona seine Hoffnung auf die Historie. Nachdem das Schützenwe­sen immateriel­les Kulturerbe geworden ist, hat das Vorstandsm­itglied eines der ältesten Vereine Deutschlan­ds sich in eine entspreche­nde Liste eintragen lassen – auch um Werbung in eigener Sache zu machen. „Wir sind ja eigentlich schon mehr als 550 Jahre alt, aber wir können uns nicht weiterentw­ickeln“, sagt Antona. Und: „Die Geschichte ist wichtig, weil uns viele schon tot geschriebe­n haben.“

Wie die Schützengi­lde 1487 Wangen wieder ein lebendiger Verein werden kann, weiß derzeit aber wohl niemand so recht. Dass die Tage der Schützen in den Auwiesen gezählt sind, scheint dagegen sicher.

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ARCHIVFOTO­S: HEPPELER/STADT Das Gelände des Reit- und Fahrverein­s und der Schützengi­lde (Foto links, links) in den Auwiesen will die Stadt für Wohnbau und Landesgart­enschau neu ordnen. Wie der Bereich künftig grob aussehen könnte, zeigt der entspreche­nde Ausschnitt aus dem...
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