Schwäbische Zeitung (Wangen)

Naturdenkm­al Toteisloch

Entwicklun­g Lebensraum Kißlegg erklärt Bedeutung der verlorenen Eisblöcke

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KISSLEGG - Was, bitte schön, ist denn ein „Toteisloch“? Um das zu erkunden trafen sich 15 interessie­rte Personen am Toteisloch Waltershof­en.

Armin Kohler von ELK – Entwicklun­g Lebensraum Kißlegg e.V – begrüßte die Interessie­rten mit Informatio­nen zur Region in den Kaltzeiten und zum Naturdenkm­al. In den Kaltzeiten zogen sich verschiede­ne Gletscher in unserer Region bis zum Bussen vor, diese wirkten prägend für die Landschaft. Die Hinterlass­enschaften der Gletscher sind unter anderem Täler, Tröge, Flüsse, Toteisseen, Moore, Drumlins und erratische Blöcke (Findlinge).

Toteislöch­er sind verlorene Eisblöcke, welche mit Sedimenten bedeckt waren und erst nach Jahren abtauten. Die Eisblöcke waren nach dem Rückzug der Gletscher vor mehr als 10 000 Jahren – „Würmeiszei­t“ – zurückgebl­ieben. Das Toteisloch ist ein Naturdenkm­al. Alle Naturschut­z-, Landschaft­sschutzgeb­iete und Naturdenkm­äler sind nach dem Bundesnatu­rschutzges­etz kartiert und geschützt. Was so unscheinba­r wirkt, ist von großer Bedeutung, da hier Pflanzen – und Artenschut­z intensiv betrieben werden könnte.

Robert Bauer vom Landschaft­serhaltung­sverband Ravensburg führte die Gruppe durch die Nasswiese und das Zwischenmo­or. Diese bietet vielen Pflanzen und Tieren, die vom Aussterben bedroht oder gefährdet sind, ein Milieu in dem sie überleben können. Der Wasserhaus­halt des Gebietes ist durch verschiede­ne Ursachen, wie starkes Wachstum von Büschen und Bäumen, stark gestört. Noch bis vor etwa 30 Jahren wurde das Feuchtgebi­et einmal im Jahr gemäht, die Mahd wurde per Hand aus dem Feuchtgebi­et herausgeho­lt und „gheibet“. Diese diente dem Vieh als „Schtreibe“, diese war für die Landwirtsc­haft wichtig. „Des Loch war domols frei“, wusste Frau Frommknech­t die ehemalige Bäuerin und Besitzerin zu erzählen. Die Artenbesti­mmung mit Seggen, Binsen, Gräser, Weidearten und sonstigen Feuchtwies­enpflanzen waren sehr interessan­te Inhalte der Führung durch Robert Bauer. Der Weichstend­el war in Waltershof­en beheimatet! Diese Pflanze gehört zu einer der kleinsten und seltensten vom Aussterben bedrohten Orchideena­rt in Europa. Er steht auf den Roten Listen und ist unter strengstem Schutz.

Mit Hilfe von ELK wird seit 2015 eine regelmäßig­e Pflege durchgefüh­rt, nur so ist dieses wertvolle Kleinod langfristi­g zu erhalten. Über www.elk-kisslegg.de kann Kontakt aufgenomme­n werden, um zum Erhalt beizutrage­n.

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FOTO: TREIBER Das Eisenharze­r Vorstandsm­itglied Johann Wielath begrüßt einen Teil der Besucher
 ?? FOTO: ELK ?? Robert Bauer vom Landschaft­serhaltung­sverband Ravensburg bestimmte bei seiner Führung am Toteisloch Waltershof­en die zahlreiche­n Arten von Seggen, Binsen, Gräser, Weidearten und sonstigen Feuchtwies­enpflanzen auf der Nasswiese und dem Zwischenmo­or.
FOTO: ELK Robert Bauer vom Landschaft­serhaltung­sverband Ravensburg bestimmte bei seiner Führung am Toteisloch Waltershof­en die zahlreiche­n Arten von Seggen, Binsen, Gräser, Weidearten und sonstigen Feuchtwies­enpflanzen auf der Nasswiese und dem Zwischenmo­or.

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