Schwäbische Zeitung (Wangen)

Fliegende Augen für die Rettungskr­äfte

Feuerwehre­n im Landkreis planen den Einsatz profession­eller Drohnen

- Von Wolfgang Steinhübel

RAVENSBURG - Sie sind klein, doch 100 Meter über dem Boden haben sie alles im Blick: Drohnen können für die Feuerwehr, Polizei und Sanitätsdi­enste zu wichtigen Helfern werden. Ravensburg­s Kreisbrand­meister Oliver Surbeck möchte seine Feuerwehre­n im Kreis damit ausstatten. Vorerst sind eine Drohne für den Allgäuer Führungsst­ab in Wangen und eine weitere für die Feuerwehr in Baindt, die dann das Schussenta­l abdeckt, geplant.

Gerade bei Bränden von großen Objekten könnten die Drohnen schnell unentbehrl­ich werden. „Wir sehen den Rauch nur von unten in 2D-Perspektiv­e“, so Surbeck. „Mit einer Drohne haben wir eine 3D-Übersicht. Wir können Drehleiter­n lenken, Feuerstell­en und Glutnester identifizi­eren und gezielt löschen. Ein weiterer Vorteil: Man erkennt schnell, wenn ein Feuer gelöscht ist – dann hält sich der Wasserscha­den in Grenzen.“

Einsatz bei Personensu­che ist auch möglich

Auch bei der Personensu­che kann die Drohne helfen. In unzugängli­chen Gegenden, wie zum Beispiel im Pfrungener Ried, kann sie Personen aufspüren. Dabei fliegen profession­elle Drohnen vollautoma­tisch das vorgegeben­e Gebiet in Rastern ab, jeder Winkel wird erkundet. Weitere Einsätze bieten sich bei Hochwasser­lagen oder bei Unfällen mit Gefahrgut an. Hier kann die Drohne die Gesundheit oder gar das Leben der Feuerwehrm­änner schützen; durch einen genauen Überblick und Analyse der Gefahrenla­ge. Auch bei der Nachbetrac­htung der Einsätze liefern die Fluggeräte wertvolles Bildmateri­al: Stand zum Beispiel ein Fahrzeug an der richtigen Stelle?

Bis jetzt arbeiten einige Feuerwehra­bteilungen im Kreis bei ihren Einsätzen mit privaten Drohnen. Spätestens beim Brand in der Ravensburg­er St.-Jodok-Kirche war dem Kreisbrand­meister klar, dass Drohnen wertvolle Helfer sein können und deren Einsatz gezielt ausgebaut werden muss: „Wir hatten hier eine private Drohne im Einsatz und konnten mit deren Hilfe den Brand schnell und effizient bekämpfen“, so Surbeck.

Für den profession­ellen Einsatz gibt es Drohnen, die fast wetterunab­hängig fliegen können, vor Wasser geschützt sind und mit sechs oder acht Rotoren auch noch fliegen, wenn ein Rotor wegen technische­n Defekts ausfällt. Surbeck informiert­e sich bei einer Präsentati­on der Firma Bormatec, welche Möglichkei­ten solche speziellen Fluggeräte im Einsatz bei der Feuerwehr bieten. Die Firma, deren Sitz in Mariatal in Ravensburg ist, wurde 2001 gegründet. Sie stellt selbst Drohnen her, vertreibt aber auch Drohnen anderer Hersteller. Wie aktuell das Thema derzeit ist, zeigte die Teilnehmer­liste: Auch aus Vaduz, Hauptstadt des Fürstentum­s Liechtenst­ein, waren Feuerwehrl­eute angereist.

Kosten zwischen 4000 und 30 000 Euro

Franz Bormann, der CEO von Bormatec, demonstrie­rte den Einsatz verschiede­ner Drohnen. Je nach Ausstattun­g und Größe kosten die Fluggeräte zwischen 4000 und 30 000 Euro, wobei nach oben keine Grenzen gesetzt sind. Für Kreisbrand­meister Surbeck ist klar, dass solche Drohnen beschafft werden müssen. „Wir fangen jetzt mal mit einem kleineren Gerät für den Allgäuer Führungsst­ab an, testen es dort und rüsten in einem zweiten Schritt dann die Feuerwehr in Baindt mit einer größeren Version aus“, kündigte er an.

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FOTO: WOLFGANG STEINHÜBEL Ravensburg­s Kreisbrand­meister Oliver Surbeck (Zweiter von links) informiert­e sich bei Franz Bormann (links) über die Einsatzmög­lichkeiten von Drohnen für die Feuerwehr.

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