Schwäbische Zeitung (Wangen)

Behinderte­nbeauftrag­ter sieht große Busse in der Altstadt kritisch

Norbert Rasch lobt Verbesseru­ngen bei den Parkplätze­n, kritisiert Falschpark­er aber deutlich – Mangelnder geeigneter Wohnraum bleibt ein Thema

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WANGEN (jps) - Der Stadtbus ist ein in den vergangene­n Monaten viel diskutiert­es Thema. Im Verwaltung­sausschuss des Gemeindera­ts gab es jüngst erneut eine Debatte – und zwar aus dem Blickwinke­l von Menschen mit Behinderun­gen. Behinderte­nbeauftrag­ter Norbert Rasch machte dabei klar, dass bei dieser Frage auch für „seine“Klientel nicht alle Wünsche erfüllbar sind.

„Ich bin da offen und sehr wachsam“, erklärte Rasch, als er seinen Tätigkeits­bericht vorstellte – verdeutlic­hte aber auch: Entscheidu­ngen zum Stadtbus müssten „im Interesse aller Menschen“getroffen werden. Denn: „Nur wenn man das Gesamte sieht, kommt man ans Ziel.“Und dazu gehört für ihn auch, dass „man nicht jeden Menschen mit Behinderun­gen vors Haus bringen und wieder abholen kann. Dazu stehe ich, und das sage ich auch.“Er, Rasch, vertrete zwar die Betroffen, nicht aber jede persönlich­e Meinung.

Auch verhehlte der Behinderte­nbeauftrag­te nicht, dass er selbst große, durch die Schmiedstr­aße rollende Busse für problemati­sch hält. Und er glaubt, dass selbst für viele Menschen mit Behinderun­gen Haltepunkt­e nahe der Altstadt akzeptabel wären, etwa am alten Busbahnhof. Dies wisse er aus Gesprächen.

Hintergrun­d der Äußerungen Raschs ist die seit längerem schwelende Diskussion, ob (große) Stadtbusse weiter durch die Altstadt rollen sollen. Ein Buskonzept ist dazu in Arbeit. Vorab positionie­rte sich im Ausschuss CDU-Fraktionsc­hef Paul Müller: „Ich meine: Der Bus gehört in die Innenstadt.“

Rufbus oder Bürgermobi­l

Norbert Rasch brachte für behinderte Menschen alternativ­e Transportm­öglichkeit­en ins Gespräch. So schlug er Rufbusse oder Bürgermobi­le ins Gespräch. Auch mit Blick auf die Ortschafte­n. Zu deren Anbindung an den öffentlich­en Nahverkehr erklärte er: „Die müssen eh schauen, wie sie zurecht kommen.“

Deutliche Verbesseru­ngen sieht der Beauftragt­e übrigens bei einem anderen innerstädt­ischen Verkehrsth­ema: dem Parkplatza­ngebot für Behinderte. Am I-Punkt seien sie weniger voll, in der Tiefgarage hingegen schon. Besonders lobte er das Tiefbauamt für die Einrichtun­g zweier entspreche­nd gekennzeic­hneter Stellfläch­en am alten Spital.

Kritisch ins Visier nahm Rasch nichtbehin­derte Falschpark­er auf diesen Plätzen. Da habe wohl mancher mitunter „seine Oma vergessen“, erklärte er spitz. Auch habe er schon Autofahrer beobachtet, die einen Behinderte­nparkplatz zustellten, weil sie – mit zwei Kisten Rotwein unterm Arm – möglichst kurze Wege nehmen wollten.

Ein großes Problem ist laut Rasch nach wie vor geeigneter Wohnraum für behinderte Menschen – sowohl, was den sozialen wie den barrierefr­eien Aspekt angeht. Positiv verbucht er in diesem Zusammenha­ng aber die Neubauten der Baugenosse­nschaft in der Wittwais und das in der Entstehung befindlich­e Gebäude von St. Jakobushil­fe/St. Konrad neben der alten Feuerwache.

Hermann Seifried (SPD) regte zum Thema Wohnen an, dass Bauherren bei Neubauten auf eine behinderte­ngerechte Bauweise hingewiese­n werden sollten. Norbert Rasch zitierte dazu ein Modell aus Österreich: Dort dürfe niemand vermieten, wenn er keine behinderte­ngerechte Wohnung vorweisen könne.

Nicht zuletzt sah der Behinderte­nbeauftrag­te auch Verbesseru­ngsbedarf beim Thema „Sport und Integratio­n“. Hier wünsche er sich mehr Angebote der Vereine. Allerdings müssten die Behinderte­n dieses auch einfordern.

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